Japan-Sieg im Melbourne Cup?

Der Melbourne Cup ist den Australien heilig. Als „The race, that stops a nation – das Rennen, das eine Nation zum Stillstand bringt“ wird das Gruppe I-Handicap über 3219 Meter umschrieben. Der erste Dienstag im November ist Feiertag in der ganzen Provinz Victoria und am Brückentag davor ist das Stadtzentrum von Melbourne durch die Cup-Parade lahmgelegt. Man muss es erlebt haben, sonst glaubt man es kaum: Pferderennen als Nationalsport. Deshalb mag man auch ein gewisses Verständnis dafür aufbringen, wenn sich Teile der australischen Presse und Öffentlichkeit in den vergangenen Jahren für eine Begrenzung ausländischer Starter ausgesprochen haben, da die Dominanz gerade der europäischen Supersteher in dem mit 4,95 Millionen Euro (8 Millionen Australien-Dollar) dotierten Rennen in den vergangenen Jahren spürbar geworden ist.

Favorisiert sind in diesem Jahr zur Abwechslung aber mal zwei in Australien trainierte Ex-Europäer und ein japanischer Gast: Der bis Anfang September von Aidan O´Brien trainierte, drei Jahre alte Constantinople ist mittlerweile unter die Fittiche des Trainerkollektivs Vater und Sohn Hayes und Tom Dabernig gekommen ist, Mitbesitzer ist aber weiterhin Coolmore. Der Gruppe III-Sieger platzierte sich unter alter Regie im Sommer noch zweimal auf Gruppe-Niveau und gab seinen Einstand als Gruppe I-Vierter anderthalb Längen hinter dem Sieger im Caulfield Cup. Diese berühmte 2400-Meter-Prüfung gewann Hisashi Shimizus Mer De Glace, ein vier Jahre alter Rulership-Sohn, der sich in seiner Heimat als dreifacher Gruppe III-Seriensieger in der Provinz empfohlen hatte. Er könnte nach Delta Blues 2006 der zweite Japan-Sieger der Prüfung werden. Der mittlerweile fünf Jahre Frankel-Sohn Finche war bis Sommer ´18 bei André Fabre im Training und als Gruppe II-Sieger profiliert. In Australien ist der im Mitbesitz von Khalid Abdullah stehende Wallach bei Startrainer Chris Waller im Training und verpasste Anfang Oktober in den Turnbull Stakes nur mit kurzem Kopf seinen ersten Treffer auf höchstem Level. Im Caulfield Cup war er hinter Mer De Glace und Constantinople Fünfter. Um die Caulfield Cup-Platzierten zu komplettieren, ist auch Danny O´Briens Runner-up Vow And Declare im vorderen Favoritenfeld zu finden, nur der drittplatzierte Mirage Dancer wird nicht in Melbourne vertreten sein.

Von den europäischen Startern sind mal wieder die Iren am stärksten zu beachten: Aidan O´Brien wartet immer noch auf seinen ersten Sieg im wichtigsten Rennen Down Under – er ist mit dem drei Jahre alten Galileo-Sohn Il Paradiso vertreten, der zuletzt Mitte September im englischen St. Leger gut fünf Längen hinter dem Sieger als Fünfter das letzte Platzgeld ergatterte. Begleitet wird er von der Weltenbummlerin Magic Wand, die zuletzt Zweite in den irish Champion Stakes hinter der großen Magical war –allerdings über 2000 Meter. Ihr Australiendebüt gab sie letzte Woche als Vierte in der Cox Plate. Ob die eisenharte Stute auch die zwei Meilen stehen kann, bleibt abzuwarten – das ist für die vier Jahre alte Galileo-Tochter unbekanntes Terrain. Aus England kommt Charlie Applebys Cross Counter, der als drei Jahre alter Überraschungssieger mit Leichtgewicht im Vorjahr hier obsiegte, seitdem aber mit Siegen im Dubai Gold Cup und ordentlichen Plätzen in den großen englischen Steherprüfungen andeutet, dass dieser Treffer kein Zufall war – natürlich sind seine Gewichtsvorgaben in diesem Jahr damit auch andere.
 

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