Während der Bad Harzburger Rennwoche siegte René Piechulek in sieben Rennen sowie einem Araberrennen und avancierte zum Topreiter des Meetings. Der ruhige und unpretentiöse 20-jährige hat gerade seine Ausbildung zum Pferdewirt bei Erfolgstrainer Christian von der Recke abgeschlossen, nachdem er nach elf Monaten von Peter Hirschberger in Leipzig nach Weilerswist gewechselt war.
Ein Schritt, den der gebürtige Dessauer nicht bereut, denn auf der Anlage des Championtrainers hat er ein „gutes Arbeitsklima” und bekommt die Chancen, aber auch die nötige Führung, die er braucht. Angebote von anderen Trainern interessieren ihn nicht, denn offenbar weiß er die Umstände und seine Situation auf der rund 40 Kilometer von der Kölner Rennbahn entfernten Anlage zu schätzen.
GaloppOnline.de: Herr Piechulek, am 1. April sind Sie zum ersten Mal in einem Rennen gestartet, am 1. Mai hatten Sie Ihren ersten Sieger. Mittlerweile sind es 14, und über die Hälfte haben Sie in den vergangenen 14 Tagen erzielt. Wie erklären Sie sich ihre derzeitige Erfolgswelle?
Rene Piechulek: Das meiste habe ich meinem Trainer zu verdanken. Er gibt mir aussichtsreiche Ritte, und ich versuche mich an die Order zuhalten, dann klappt es auch mit dem Siegen. Er organisiert auch die Ritte, die ich von anderen Trainern bekomme.
GaloppOnline.de: Sie sind seit Juli fertiger Pferdewirt. Erst Anfang des Jahres, also zum Ende ihrer Ausbildung, sind Sie zum ersten Mal in den Rennsattel gestiegen. Wie kam es zu dem späten Start?
Rene Piechulek: Ich habe mir zu Beginn der Ausbildung das Schlüsselbein gebrochen und später dann noch das Schienbein, deswegen hat meine Lehre auch insgesamt vier Jahre gedauert, da ich eine Weile ausgefallen bin. Ich hätte also schon früher in den Sattel steigen können, aber irgendwie kam immer etwas dazwischen.
GaloppOnline.de: Sie sind gebürtig aus Dessau. Wie sind Sie zum Galoppsport gekommen?
Rene Piechulek: Ich war auf einer Sportschule und habe dort geboxt, aber war mit meinen damaligen 34 Kilo für den Ring einfach zu leicht. Da wir zu Hause Friesen haben, lag es Nahe etwas mit Pferden zu machen. Als ich mich beim Arbeitsamt erkundigt habe, war schnell klar, dass Pferdewirt mit Schwerpunkt Rennreiten genau mein Ding sein könnte.
GaloppOnline.de: Wie ist es dann weiter gegangen?
Rene Piechulek: Peter Hirschberger aus Leipzig hat einen Lehrling gesucht. Ich habe dort direkt nach der Schule zwei Wochen Praktikum gemacht und danach dort meine Lehre angefangen.
GaloppOnline.de: Wie kam es dazu, dass Sie letztendlich in Weilerswist bei Christian von der Recke gelandet sind?
Rene Piechulek: In Leipzig hat es einfach nicht gepasst. Ich habe kaum etwas gelernt und habe die Leipziger Rennbahn nicht verlassen. Daraufhin haben mein Vater und ich viel im Internet recherchiert und überlegt, welcher Stall der richtige sein könnte. So sind wir dann bei Herrn von der Recke gelandet. Nach elf Monaten in Leipzig habe ich dann zum 1. April 2004 meine Lehre in Weilerswist fortgesetzt.
GaloppOnline.de: Was gefällt Ihnen in Weilerswist bzw. wie sieht Ihre Ausbildung hier aus?
Rene Piechulek: Die Entscheidung an den Stall von Herrn von der Recke zu wechseln bereue ich kein bißchen. Hier sind nur Leute, die gerne Reiten, denen dieser Job Spaß macht und etwas bedeutet. Ich lerne sehr viel und bekomme immer Feedback. Jan Korpas hilft mir und gibt mir Tipps und natürlich geht der Trainer jeden Ritt mit mir durch.
GaloppOnline.de: Welcher bisherige Ritt hat Sie am meisten beeindruckt oder geprägt?
Rene Piechulek: Das ist schwierig zu beantworten, aber ein absolut traumhafter Ritt, war der auf Sky Crusader am 19. Juli in Bad Harzburg. Das Pferd ist ein Flugzeug und einfach super zu reiten.
GaloppOnline.de: Haben Sie ein sportliches Vorbild?
Rene Piechulek: Nein, eigentlich nicht. Hier und da versucht man bestimmt bei den Besten ein paar Tricks abzugucken, aber kopieren kann man ohnehin keinen Reitstil.
GaloppOnline.de: Wer ist für Sie der beste Jockey?
Rene Piechulek:Andrasch Starke.
GaloppOnline.de: Wie würden sie Ihren Reitstil beschreiben?
Rene Piechulek: Keine Ahnung, aber grundsätzlich gibt es für mich noch einiges lernen.
GaloppOnline.de: Bei Christian von der Recke gibt es keinen festen Stalljockey, wie werden mögliche Ritte vergeben? Haben Sie ein Mitspracherecht?
Rene Piechulek: Nein. Das entscheidet alles der Trainer. Ich habe es allerdings auch noch nicht versucht, aber ich bekomme ja auch gute Ritte. Und er organsiert auch Ritte bei anderen Trainern.
GaloppOnline.de: Wie sehen sie Ihre berufliche Zukunft?
Rene Piechulek: Erstmal darf alles gerne so bleiben. Die Verletzungen haben mich damals zurückgeworfen, jetzt läuft alles prima. Ich fühle mich hier wohl und das Arbeitsklima ist super.