Mit Jochen Nass

GaloppOnline.de: Zum zweiten Mal nach dem Sales & Racing-Festival haben Sie das Meetingschampionat geschafft. Das grenzt doch eigentlich an ein Wunder.

Jochen Nass: Jeden, der gesagt hätte, er habe mit dem Championat gerechnet, wäre für verrückt erklärt worden. Wir haben im Vorjahr schon beim Sales & Racing Festival dagestanden und die Welt nicht mehr verstanden. Wie sicher auch der Rest der Turf-Welt. Jetzt habe ich so langsam kapiert, dass wir das Lehndorff-Rennen gewonnen haben. Dass wir aber drei Rennen an uns gebracht haben, geht mir noch immer nicht in den Kopf.

Und die Tatsache mit den fünf Siegen hintereinander werden wir wohl erst nächste Woche realisieren. Wir haben Leute im Club, die sind schon seit fünundzwanzig oder dreißig Jahren im Sport, hatten eigene Pferde, haben es aber nie geschafft, in Baden-Baden ein Rennen zu gewinnen. Wir waren nun fünfmal auf dem Treppchen und haben zweimal die Uhr (Anm.d.Red. für das Championat) geholt.

GaloppOnline.de: Was passiert eigentlich mit der Uhr als Ehrenpreis? Sie können diese schlecht teilen…

Nass: Schön wäre, wenn wir die Uhr tauschen könnten. Im vergangenen Jahr haben wir bei unserer Weihnachtsfeier eine kleine Versteigerung durchgeführt, mit der unsere Championatsfeier finanzieren. Mal schauen, was jetzt übrig bleibt. Es soll aber alles in der Familie bleiben.

GaloppOnline.de: Sambucan Daze war der einzige Doppelsieger des Meetings. Wie sind Sie an ihn gekommen?

Nass: Wir haben ihn aus England bekommen, er stand beim früheren Trainer von Grantley. Man hat uns das Pferd empfohlen. Wir wussten, dass er etwas kann. Denn in Frankreich war er Zweiter in einem guten Rennen gewesen. Und das hinter einem Gruppesieger. Wir haben ihn gleich kastriert. Er hat sich 2004 prächtig entwickelt, hat drei Rennen gewonnen, im Herbst einen Ausgleich IV in baden, danach einen Ausgleich III in Köln mit Steffi Hofer. In der laufenden Saison ging es nicht so gut los. Nach einer Formschwäche hat er in Frankfurt wieder einen Ansatz gezeigt.

Beiden Jockeys muss ich ein großes Lob aussprechen. Sambucan Daze ist ein reiner Galoppierer, er galoppiert seinen Strich herunter. Andreas Helfenbein hat ihn schon sechshundert Meter vor der Linie gebracht. Da kein Tempo war, ist Hana Mouchova beim zweiten Badener Sieg gleich vorne gegangen. Weiter hätte es nicht gehen dürfen. Meiner Meinung nach kann er 1800 bis 2000 Meter. Wie es weitergeht und wer ihn reitet, entscheidet der Trainer. Wir würden uns freuen, wenn er eine ähnliche Marke wie Tanko erreicht.

GaloppOnline.de: Wer macht das Management?

Nass: Der Trainer. Bei so vielen Anteilseignern kann nicht jeder sagen, wo man laufen soll, wie oft man starten kann, welcher Jockey auf das Pferd gehört. Sonst würde ein Pferd jede Woche oder gar nie antreten. Damit sind wir immer sehr gut gefahren.

GaloppOnline.de: Von Tanko, der jetzt einen Ausgleich I auf sein Konto gebracht hat, wollte man sich im Vorjahr doch schon einmal trennen?

Nass: Das war im Frühjahr 2004. Einige Mitbesitzer haben sich Gedanken über einen Verkauf gemacht, aber der Widerstand im Club war größer. Wir hätten damals nicht geglaubt, dass er einen Ausgleich II gewinnen würde. Er hat einen Riesenaufstieg hingelegt vom sechsten Platz im Ausgleich IV bis in die Sphären heute. Man muss einem Pferd auch einmal Zeit lassen, darf nicht erwarten, dass es gleich zu Anfang des Jahres loslegt wie die Feuerwehr.

Gott sei Dank haben wir ihn behalten. Im Ausgleich I wollten wir es jetzt einmal ausprobieren. Gerechnet hatte ich persönlich mit einem Platz unter den ersten fünf. Aber vor allem der Stil hat mir imponiert. Norman Richter und Tanko passen gut zusammen, bilden eine schöne Einheit.

GaloppOnline.de: Warum hat ihr drittes Pferd, New Inspiration, Baden-Baden ausgelassen? Wollen Sie weitere Pferde kaufen?

Nass: Ihre Form war nicht so, dass ein Start Sinn gemacht hätte. Sie bekommt jetzt etwas Zeit, wird eventuell im Herbst wieder angreifen. Die Stute ist ein richtiges Herbstpferd, das weichen Boden braucht. Da steht ja auch wieder das Seles & Racing Festival an. Wenn sich ein gutes Pferd anbieten würde, würden wir es möglicherweise auch kaufen, aber geplant ist zur Zeit nichts. Auch wenn das Interesse neuer Leute groß ist, zu unseren Galopp Club dazuzustoßen.

GaloppOnline.de: Wie sieht es mit Jährlingskäufen aus oder Zuchtplänen?

Nass: Wir sind bisher mit unseren Pferden gut gefahren, haben Pferde gekauft, die bereits vorher eine Form gezeigt haben. Auch bei Tanko war das der Fall. Jährlinge verdienen zunächst ein Jahr kein Geld, kosten nur Geld. Das ist für einen Club wie uns nicht ergiebig. Ursprünglich waren mit unseren Pferden häufig Frankreich-Starts geplant.

Aber nicht alle Pferde kommen mit der engen Linienführung gut zurecht, wie Sambucan Daze, der mit der ersten Kurve Probleme hat. Perima haben wir an das Gestüt Etzean abgegeben. Es gibt da eine interne Verbindung, da Frau Weil-Daßbach vom Gestüt bei uns Mitglied ist. Es gibt bereits ein Stutfohlen von Dashing Blade, das im Januar zur Welt gekommen ist.

GaloppOnline.de: Wie läuft die Zusammenarbeit mit Wilfried Kujath?

Nass: Herr Kujath ist von Anfang an unser Trainer, bietet uns ein ganzes Paket an Service. Er hat eine hervorragende Stallmannschaft, auf die er stolz sein kann. Natürlich muss er auch uns als Galopp Club ertragen. Wenn wir in den Stall möchten, dhaben wir von ihm die Erlaubnis. Auch das ist sehr wichtig.

GaloppOnline.de: Wie ist der Club entstanden?

Nass: Der Galopp Club Rhein-Main ist im April 2002 gegründet worden. Andreas Haase, Philipp Riethmüller, Alexa Solms und Christian Braun haben sich zusammengesetzt und das Ganze initiiert. Anfangs waren wir zwanzig Leute, mit Horst Trimhold ist auch ein frührerer Fußballnationalspieler dabei oder Geschäftsleute, die der Frankfurter Bahn sehr verbunden sind, gehören zu uns.

Zur Zeit haben wir 36 Mitglieder. Mit Tankos Erfolgen wuchs die Zahl stark an. Wir wollen aber bescheiden bleiben. Als wir Perima abgegeben haben, haben wir von dem Geld Sanbucan Daze gekauft. Dann kam während des Sales & Racing-Festivals noch New Inspiration dazu.

GaloppOnline.de: Wie sieht Ihr Aufgabenbereich genau aus?

Nass: Einer muss sich um die Organisation kümmern. Da keiner die Hand gehoben hat, habe ich mich gemeldet. Die Internetseite betreibe ich auch, das soll eine Dokumentation sein. Mir macht das sehr viel Spaß.

GaloppOnline.de: Wer sind die bevorzugten Jockeys?

Nass: Norman Richter hat schon oft für uns geritten. Mit ihm gibt es einen freundschaftlichen Kontakt. Er ist ein Jockey, der einem auch ein Feedback geben kann. Gern sehen wir auch Wladimir Panov und Andreas Göritz auf unseren Pferden, aber auch Kirstin Hutcheson mit ihrer Erlaubnis und Steffi Hofer. Und nach den Erfolgen in Iffezheim gilt das natürlich auch für Hana Mouchova und Andreas Helfenbein.

GaloppOnline.de: Wie groß ist der Anteil eines Mitgliedes an den Pferden?

Nass: Die Anteile pro Pferd sind identisch. Allerdings ist nicht jeder an jedem Pferd beteiligt. Das kann man sich aussuchen. Mit neuen Pferden kommen auch neue Besitzer hinzu.

GaloppOnline.de: Sind große Club-Reisen vorgesehen?

Nass: So große Touren wie der Galopp Club Deutschland machen wir nicht. Wenn aber eines unserer Pferde in Hamburg laufen würde, würden wir gemeinsam mit dem Zug hinfahren, uns auch ein gemeinsames Hotel nehmen. In kleinen Kreis sind wir schon einmal nach Berlin geflogen zu einem Renntag in Hoppegarten. Regelmäßig gibt es einmal im Monat einen Stammtisch, den wir jetzt auch erweitert haben für Mitglieder des Galopp Club Deutschland aus Frankfurt. Aber auch andere Rennsportbegeisterte sind herzlich willkommen.

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