Sport-Welt: Sie waren in den vergangenen Wochen wieder in Japan. Seit wann sind Sie wieder in Deutschland?
Andrasch Starke: Ich bin seit dem 16. März wieder hier.
Sport-Welt: Mussten Sie nach der Ankunft eigentlich in Quarantäne?
Andrasch Starke: Nein, das war nicht nötig. Wir Jockeys wurden in Japan regelmäßig mit Schnell-Tests getestet und es wurde auch regelmäßig Fieber gemessen.
Sport-Welt: Wie sahen weitere Sicherheitsmaßnahmen vor Ort aus?
Andrasch Starke: Von Freitag bis Sonntag sind die Jockeys in Japan ohnehin in Quarantäne und von den Veranstaltern wurde mit Obacht gehandelt. Mitte Februar, Anfang März wurde unsere Quarantäne dann verschärft und wir sollten uns nicht mehr überall herumtreiben. Die Reiter waren also unter sich und man ist den Anderen gegenüber mit Vorsicht begegnet.
Sport-Welt: Generell haben die asiatischen Länder in Sachen Corona früher gehandelt als die europäischen Länder…
Andrasch Starke: …aber es bringt nichts jetzt darüber zu diskutieren, das würde zu nichts führen. In Asien tragen die Menschen in der Öffentlichkeit eh immer Masken. Das Leben ging in Japan weiter. Es ist auch überhaupt nicht möglich, Millionenstädte wie Tokio oder Osaka abzuriegeln. Es gab allerdings sehr früh keine Einreiseerlaubnis aus China. Es gab auch keine Großveranstaltungen mehr und in den Restaurants beispielsweise mussten die notwendigen Desinfektionsmöglichkeiten bereitgestellt sein. Ich kann jetzt nicht sagen, ob eine Schutzmaske das Nonplusultra ist, aber es ist in jedem Fall besser als gar nichts.
Sport-Welt: Probleme bei der Rückreise gab es für Sie dann aber nicht?
Andrasch Starke: Nein, überhaupt nicht. Das hat alles wunderbar geklappt. Ich war nur verwundert, als ich in Deutschland am Flughafen war, dass zu diesem Zeitpunkt noch fast jeder einreisen konnte.
Sport-Welt: Wie fällt Ihr sportliches Fazit Ihres Japan-Aufenthalts aus?
Andrasch Starke: Generell hatte ich zwei super Monate, wie schon im letzten Jahr, mit zehn Siegern und ich habe tolle Rennen gewonnen.
Sport-Welt: Mit dem Verbot von Großveranstaltungen mussten in Japan auch die Galopprennen ohne Zuschauer stattfinden. Aber immerhin fanden sie statt. Macht es für einen Jockey eigentlich einen Unterschied vor leeren Rängen zu reiten?
Andrasch Starke: Nein, überhaupt nicht. Im Rennen selbst bekommt man nichts mit, aber es fehlen natürlich die Emotionen und der Applaus nach einem großen Sieg, wie etwa in Hamburg, Baden-Baden oder beim Arc und auch in Japan waren immer viele Menschen auf den Bahnen. Ich bin nun aber sieben Wochen ohne Zuschauer geritten und ich kann sagen: es geht auch.
Sport-Welt: Aus Ihrer Sicht spricht unter Einhaltung der geltenden Sicherheitsmaßnahmen demnach nichts gegen Rennen ohne Zuschauer?
Andrasch Starke: Absolut nichts. Klar, die Zuschauer sind wichtig für die Rennvereine, aber jetzt ist es wichtiger, dass es überhaupt losgeht und die Rennen gelaufen werden können. Dass Rennen ohne Zuschauer funktionieren, sieht man doch an Frankreich, wo unter der Woche auch vor Corona nie Leute auf der Bahn waren und man Geisterrennen hatte. Jetzt ist es wie gesagt wichtig, dass es auch für die Basis weiter geht, aber natürlich wäre ein Derby oder ein anderes Gruppe I-Rennen vor leeren Rängen schon fad.
Sport-Welt: Dennoch vermag im Moment niemand zu sagen, wann man wieder zurück zur Normalität kommen wird. Neben den Gefahren für die Gesundheit sind ganze Branchen von der Krise gefährdet. Machen Sie sich in diesem Zusammenhang Sorgen um den Rennsport?
Andrasch Starke: Der Rennsport wird da durchkommen. Da bin ich mir ganz sicher. Wir haben super Pferde und eine tolle Zucht.
Sport-Welt: Mit dem Wechsel zu Trainer Henk Grewe begann 2019 ein neues Kapitel Ihrer großartigen Karriere. Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen Ihnen beiden?
Andrasch Starke: Das Stallklima ist super und einfach besonders und über die Qualitäten von Henk braucht man ja kein Wort verlieren. Es ist ein wunderbares Arbeiten mit einem tollen Team. Es macht mir einfach Spaß jeden Morgen zur Arbeit zu gehen und ich freue mich, dass es bald losgeht.
Sport-Welt: So soll es doch sein…
Andrasch Starke: …und jetzt ich bin als Stalljockey dafür verantwortlich mit guten Ergebnissen dafür zu sorgen, dass das Stallklima auch so bleibt, denn letztlich wird man an seinen Erfolgen gemessen. Aber dafür bin ich ja da und das kenne ich ja auch schon.
Sport-Welt: Die Pferde aus dem Stall haben Sie nun schon kennenlernen können. Welche Kandidaten muss man für 2020 im Auge haben?
Andrasch Starke: Es sind so viele tolle Pferde im Stall, auch bei den Zweijährigen, da wäre es unfair jetzt schon Namen zu nennen. Wir haben Pferde für alle Distanzen hier. Die Guten kennt man auch schon aus dem letzten Jahr, aber da sind auch noch andere. Jetzt muss alles ins Rollen kommen und dann bin ich sicher, dass der Stall dort weitermacht, wo er in der vergangenen Saison aufgehört hat.
Sport-Welt: Und wie steht es um Ihre persönlichen Ziele für diese Saison?
Andrasch Starke: Mit so einem Stall im Rücken kommen Ziele dann automatisch und im Grunde habe ich doch auch schon alles mehrfach gewonnen. Wichtig ist es, gesund zu bleiben. Wie schnell hat man sich mal etwas gebrochen. Ich bin einfach nur happy, dass ich noch einmal an einem solchen Stall arbeiten kann.
Sport-Welt: Versprühen wir einmal etwas Optimismus: Was würden Sie gerne sagen können, wenn Sie Ende Dezember auf dieses Jahr zurückblicken?
Andrasch Starke: Ich bin guten Mutes, dass ich dann sagen kann, dass der Rennsport wieder Fuß gefasst hat. Wenn erstmal das Publikum wieder dabei ist und die ersten Stars auf der Bahn sind, dann wird man im Nachhinein sagen, dass es für alle gleich war und der Rennsport gut durch diese Situation gekommen ist.