Das Schn

Mit einem Valeur (französische Handicap-Marke) von 37, was in etwa einem GAG um 77 Kilo entspricht, und einem achten Platz in einem Handicap in Angers in der französischen Provinz beendete die damals dreijährige Stute Sortilege im vergangenen November die Saison 2011. Nicht einmal zwölf Monate darf sich die Tiger Hill-Tochter Gruppe-I-Siegerin nennen und hat dementsprechend ein GAG weit in den 90ern.

Denn am vergangenen Sonntag siegte die seit Saisonbeginn von Andreas Wöhler trainierte Stute, die das Gestüt Karlshof im vergangenen Winter auf der Deauville-Auktion von Arqana für 30.000 Euro von der Familie Wertheimer erwarb, im Premio Lydia Tesio auf höchstem Gruppe-Level in der italienischen Hauptstadt Rom.

Es war der vorläufige Höhepunkt einer wahren Tellerwäsche-Karriere der Vierjährigen, die nach ihrem Sieg in Rom zur verdienten Winterpause ins Gestüt Karlshof gegangen ist, aber auch noch im kommenden Jahr im Training bleiben soll.

„Sie ist ja immer besser geworden, daher macht es sicher Sinn, sie im Rennstall zu lassen“, so Holger Faust vom Gestüt Karlshof, der dafür verantwortlich ist, dass Sortilege überhaupt in Karlshofer Farben läuft.

„Wir haben sie im Dezember auf der Breeding Stock Sale von Arqana in Deauville von der Famile Wertheimer für 30.000 Euro gekauft. Ich wollte sie unbedingt haben. Ich hatte vorher versucht, mir die Rennen von ihr anzusehen, aber das war schwer, denn sie hatte nur in der französischen Provinz gewonnen. So habe ich nur die Starts von den großen Bahnen gesehen, bei denen sie unplatziert war. Sie hat mir aber sehr gefallen. Unterbieter waren u. a. Sebastian Weiss und der Assistent von Trainer Jean-Paul Gallorini“, so Holger Faust.

„Ich war mir sicher, dass sie Black Type erreichen würde, aber dass sie ein Gruppe-I-Rennen gewinnt, daran hätte ich im Traum nicht gedacht“, so der junge Karlshof-Macher weiter. „Wir brauchten auch etwas, um sie in Schwung zu kriegen. Auch die richtige Distanz mussten wir erst noch für sie finden, 2000 Meter sind schon optimal“, heißt es über Sortilege (das Foto zeigt ihre Verwandte Samba Brazil), die in Frankreich von Guy Henrot, einem Trainer der in erster Linie für Rekonvaleszenten und Pre-Training engagiert wird, vorbereitet wurde.

Ihre beiden Rennen gewann Sortilege auf den Bahnen mit den klangvollen Namen Chateau-Gontier und Machecoul, auf denen es nicht einmal Startboxen gibt. „In Straßburg hatte sie das Listenrennen überlegen gewonnen und deshalb hatten wir auch am Sonntag schon etwas Mumm“, erklärt Faust, der die Tiger Hill-Tochter in Deauville seinerzeit natürlich auch haben wollte, weil ihre Mutter, die von Monsun stammende Sahel, aus Karlshofer Zucht stammt.

Die 2002 geborene Stute, eine Tochter der von Old Vic stammenden Sacarina und damit rechte Schwester der Derbysieger Samum und Schiaparelli sowie der Diana-Siegerin Salve Regina, wurde im August 2003 auf der Arqana-Jährlingsauktion in Deauville angeboten und für 360.000 Euro der Familie Wertheimer zugeschlagen. Für diese bestritt sie unter Regie von Trainer Carlos Laffon-Parias acht Rennen.

Nachdem sie beim letzten Start in Deauville in einer 2300-Meter-Prüfung die Maidenklasse verlassen konnte (Valeur 29), wechselte sie in die Zucht, wo Lomitas ihr erster Partner war. Das daraus entstandene Produkt, eine Stute mit Namen Sahitas, blieb unter Regie von Freddy Head bei fünf Starts sieglos und beendete ihre Karriere mit einem zehnten Platz in Wissembourg.

Produkt Nummer zwei war Sortilege, es folgte die von King’s Best stammende Stute Lombatina, die als Zweijährige unter der Regie von Freddy Head auf Anhieb in Chantilly erfolgreich war, dann noch Platz fünf auf Listebene in Chantilly belegte und nach zwei nichtssagenden Starts in diesem Jahr nicht mehr im Training ist. Äußerst talentiert scheint Sortileges zweijährige Schwester Intimhir zu sein, denn die Muhtathir-Tochter aus dem Quartier von Freddy Head setzte sich vor zwei Wochen bei ihrem Debüt in Longchamp in guter Manier gleich gegen zehn Gegner durch.

Kurios, auch die Nachkommen Nr. 5 und 6 von Sahel sind Stuten. Dabei handelt es sich um die von Shamardal stammende Sosia, die im Jährlingsalter ist, und ein von Lord of England stammendes Fohlen namens Colonialiste. Sortileges Mutter Sacarina hat als Mutter der erwähnten Gruppe-I-Sieger Samum, Schiaparelli und Salve Regina deutsche Turfgeschichte geschrieben. Eine weitere rechte Schwester von ihr, Sortita, sorgte im August 2006 auf der Jährlingsauktion von Arqana in Deauville mit 750.000 Euro für den Top-Preis.

Sie wurde von Sheikh Hamdan Al Maktoums Shadwell-Organisation gekauft, bestritt unter Regie von Michael Jarvis für diesen zwei Rennen und gewann nach einem zweiten Platz beim Debüt im Anschluss ein Maidenrennen und ein Handicap. Insgesamt bestritt Sortita fünf Rennen. Ihr Erstling, der von Raven’s Pass stammende Zweijährige Mutashaded, gewann am Dienstag beim Debüt in Yarmouth auf Anhieb, er befindet sich im Stall von Roger Varian.

Sortilege ist der vierte individuelle Gruppe-I-Sieger ihres Vaters Tiger Hill, der vor wenigen Wochen im Alter von 17 Jahren nach einer Fraktur aufgeben werden musste. Er gewann in seiner Rennlaufbahn bei siebzehn Starts zehn Rennen, darunter u. a. zweimal den Großen Preis von Baden (Gruppe I, 2400 Meter) und das Bayerisches Zuchtrennen (Gruppe I, 2000 Meter).

Dabei verdiente er weit mehr als eine Million Euro an Preisgeldern und wurde 1998 und 1999 auch Galopper des Jahres. Gezogen wurde Tiger Hill vom Gestüt Wittekindshof und wechselte auf der Jährlingsauktion 1996 für 130.000 DM in den Besitz von Georg Baron von Ullmann, für den er seine Rennkarriere bestritt. Seine besten Nachkommen sind die Gruppe-I-Sieger Iota, Königstiger und Rewilding.

Mit ihrer tollen Abstammung und dem erstklassigen Rennrekord ist Sortilege natürlich eine Perle für die Zucht, und für den Preis, den man für sie bezahlt hat natürlich ein absolutes Schnäppchen. Vielleicht hat man das Beste von ihr auf der Rennbahn auch noch gar nicht gesehen.

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