Wer im weltweiten Ranking an dritter Stelle steht, der hat im eigenen Land im Grunde keinen Gegner zu fürchten. Genau dies trifft auf Danedream zu, die nach ihrer Rating-Einstufung von 128 im deutschen Generalausgleich 2011 auf eine Marke von 104 Kilo kommt und somit natürlich in der Spitzenposition aller Jahrgänge rangiert. Nahezu eine Klasse für sich, denn sie ist das einzige in Deutschland trainierte Pferd, das auf eine dreistellige GAG-Marke kommt.
Während die World-Thoroughbred Rankings im Dezember 2011 auf der WTR-Konferenz in Hongkong von den Chef-Handicappern aus 14 Ländern (Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Deutschland, Kanada, USA, Südafrika, Vereinigte Arabische Emirate, Japan, Hongkong, Singapur, Australien und Neuseeland) erstellt wurden, arbeiteten den deutschen Generalausgleich im Januar 2012 in Köln die drei Ausgleicher Christoph von Gumppenberg, Hartmut Faust und Harald Siemen aus.
Zunächst einmal bleibt festzuhalten, dass die für Danedream vergebene Leistungszahl von 104 das höchste Rating eines in Deutschland trainierten Pferdes seit Lomitas im Jahr 1991 (105,5) ist. 1975, als Star Appeal den Prix de l´Arc de Triomphe gewann, gab es noch keine Internationalen Ratings. Star Appeal erhielt im damaligen Jahres-Generalausgleich ein Gewicht von 110 kg, was – übertragen auf das heutige Niveau – ca. 105 kg bedeutet.
Womöglich hätte es gar nicht den Triumphes im Prix de l‘Arc de Triomphe bedurft, um unter den dreijährigen Pferden 2011 die Nummer eins zu sein. Oaks d‘Italia und Grosser Preis von Berlin und Grosser Preis von Baden – beides im Gruppe-I-Status – hatte die von Peter Schiergen trainierte Danedream bereits in einem überragenden Stil gewonnen, ehe sie – mittlerweile im Besitz von Gestüt Burg Eberstein und Teruya Yoshida – am ersten Oktober-Sonntag im Pariser Bois de Boulogne die Krönung fällig wurde.
Auch wenn es am Pfosten nicht ganz so viele Längen wie in Hoppegarten oder Iffezheim waren, so war Danedream auch im Prix de l‘ Arc de Triomphe jederzeit die Dame im Haus. Ihre Topmarke von 104 Kilo ist in jeder Beziehung gerechtfertigt, damit avanciert die vom Gestüt Brümmerhof gezogene und auf der BBAG-Breeze-Up-Auktion seinerzeit in neuen Besitz gewechselte Lomitas-Tochter zur höchst eingestuften Lady in Deutschland aller Zeiten. Bislang hatte Ammerlands Borgia mit einer GAG-Einschätzung von 100,5 Kilo diese Position inne.
Bleiben wir zunächst noch beim letztjährigen Derby-Jahrgang. Relativ dicht auf den Fersen folgt Danedream mit Excelebration (103 GAG) der Sieger des Mehl-Mülhens-Rennens, der von Marco Botti aus Nemwarket an den Rhein entsandt worden war. Als Sieger des Prix du Moulin de Longchamp (Gr.I) und „runner-up“ zu Frankel in den Queen Anne II Stakes (Gr.I) stieg der mittlerweile in Coolmore-Besitz befindliche Exceed and Excel-Sohn zu einem der besten Meiler Europas auf.
Auch Rang drei unter den Vertretern des Jahrgangs 2008 geht an eine in Newmarket trainierte Stute. Die von William Haggas betreute Dancing Rain ließ im Düsseldorfer Henkel-Preis der Diana den deutschen Stuten keine Chance und holte sich nach ihrem Treffer in den Epsom Oaks ihr zweites klassisches Lorbeer.
Dass die Danehill Dancer-Tochter später im Jahr noch am großen British Champions Day die zur Gruppe II zählenden Qipco British Champions Fillies‘ and Mares‘ Stakes gewann, unterstreicht nur, welches Kaliber die letztjährige Henkel-Preis der Diana-Siegerin besitzt.
Dancing Rain, die auch in diesem Jahr noch in Training bleibt, erhielt eine Marke von 98,5 Kilo und steht damit knapp über Derby-Sieger Waldpark und Rheinland-Pokal-Gewinner Earl of Tinsdal, die beide auf 98 Kilo kommen. Die GAG-Einschätzung von Waldpark, wie Earl of Tinsdal von Andreas Wöhler trainiert, ist für einen Derby-Sieger eine recht bescheidene Marke. Sie findet ihren Ursprung aber in der zweiten Saisonhälfte, als der Hamburger Triumphator bei zwei weiteren Auftritten in Deauville und Baden-Baden nicht groß in Erscheinung trat. Der Derby-Zweite Earl of Tinsdal machte seinen rechnerischen Big Point im Kölner Rheinland-Pokal, als er die Gruppe-I-Prüfung völlig souverän gewann.
Es folgt mit einer Einschätzung von 97 Kilo Schlenderhans Oppenheim Union-Sieger Arrigo, wie auch auf den weiten Plätzen mit dem Europa-Preis-Zweiten Ibicenco (96) und Bavarian Classic-Sieger Mawingo (95,5) zwei Kandidaten aus dem Stall von Jens Hirschberger-Stall.
Mittlerweile haben aber alle drei, Arrigo, Ibicenco und Mawingo Deutschland verlassen. Die nach Danedream beste in Deutschland trainierte dreijährige Stute ist Djumama, die im Henkel-Preis der Diana das Pech hatte, auf die über eine Nachnennung ins Rennen gerückte unbezwingbare Dancing Rain zu stoßen. Die von Andreas Löwe trainierte Djumama bekam eine GAG-Marke von 96 Kilo zugesprochen.
Beide, Durban Thunder und Zazou, avancierten in der zweiten Saisonhälfte zu Gruppe-I-Siegern, damit sind sie unter den älteren Pferden die Spitzenreiter in der GAG-Liste der Saison 2011. Die große Stunde des seinerzeit von Torsten Mundry betreuten Durban Thunder schlug im Großen Dallmayr-Preis von München, als er von der Spitze den irischen Gast Famous Name und Elle Shadow in die Schranken wies.
Wenn man bedenkt, dass der Samum-Sohn erst vierjährig und somit 2010 seine Rennlaufbahn logischerweise in der Sieglosenklasse begann, dann ist diese Entwicklung von Durban Thunder schon eine der Auffälligsten der jüngeren Vergangenheit.
Der einstige Derby-Zweite Zazou war nach einer Pause in der zweiten Jahreshälfte in der Lage, seine Bestform einzustellen, wenn nicht sogar zu steigern. Immerhin stieg der von Waldemar Hickst trainierte Shamardal-Sohn erstmalig in seiner Laufbahn im Premio Roma zum Gruppe-I-Sieger auf und zeigte auch bei seinem dritten Rang anschließend im Hong Kong Cup eine starke internationale Form.
Zazou wie auch Durban Thunder erhielten 99 Kilo und rangieren damit knapp vor unserem besten Meiler Alianthus, der auf 98,5 Kilo kam. Der Hirschberger-Schützling siegte 2011 in nicht weniger als fünf Gruppe-Rennen. Auf einer Stufe mit ihm steht Gerling-Preis-Sieger Scalo, der nach dem zweiten Platz im Großen Preis von Berlin bereits die Saison beenden musste.
Es gab Zeiten, da war es schon fast eine Selbstverständlichkeit, dass der Sieger im Preis des Winterfavoriten auch in der GAG-Liste der federführende Part war. Zumal die zweitwichtigtste Zweijährigen-Prüfung im Land, das Iffezheimer Zukunfts-Rennen in schöner Regelmäßigkeit ins Ausland wanderte.
Diese Zeiten haben sich geändert, doch im GAG 2011 steht der Winterfavorit wieder ganz oben, mit einer Einstufung von 96 Kilo. Zu recht, denn was Tai Chi aus dem Mülheimer Stall von Werner Baltromei binnen weniger Wochen hinlegte, war schon erste Sahne. Nach zwei Siegen in Frankreich gewann der Hachtseer auch im hochdotierten Ferdinand-Leisten-Memorial von Iffezheim.
Dann staunte ganz Turfdeutschland nicht schlecht, als der High Chaparral-Sohn nur eine Woche später auch im Preis des Winterfavoriten in die Startboxen einrückte. Doch nicht nur einrückte, Tai Chi war erneut nicht zu schlagen und stieg damit zur Nummer eins des Jahrgangs 2009 auf. Rang drei im Criterium von Saint-Cloud (Gr.I) war die Bestätigung seiner Klasse. Die 96 Kilo, die der Hengst erhielt, sind eine sehr gute Marke. Im Vergleich dazu, wurde der damals ebenfalls im Winterfavorit erfolgreiche Manduro auch mit 96 Kilo bedacht.
Auch Pakal, der inzwischen bei Wolfgang Figge in Riem in Training ist, kann auf eine internationale Gruppe-I-Platzierung pochen. Im Criterium International musste der Lord of England-Sohn lediglich dem Clement-Schützling French Fifteen den Vortritt lassen. Pakal erhielt 94,5 Kilo und rangiert somit vor seinem ehemaligen Trainingsgefährten Pastorius, der das dritte und letzte Gruppe-Rennen hierzulande für die Zweijährigen gewann.
Im Krefelder Herzog von Ratibor-Rennen hatte der Schützling von Mario Hofer sogar leichtes Spiel gegen Black Arrow. Der von Soldier Hollow stammende Pastorius erhielt 94 Kilo. Mit 92,5 Kilo stehen eine ganze Reihe von Vertretern des Jahrgangs 2009. Darunter der Iffezheimer Zukunfts-Rennen Sieger Amaron und der „runner-up“ zu Tai Chi im Preis des Winterfavoriten, Amarillo. Auch Monami erhielt diese Einschätzung.
Die von Andreas Wöhler trainierte Siegerin im Preis der Winterkönigin ist somit zugleich auch die am höchsten taxierte Stute ihres Jahrgangs.
Bei den Hindernispferden steht mit Valdino ein Hürdler an der Spitze, der in Frankreich im letzten Jahr in Auteuil in einem 52.000er zum Zuge kam. Leider konnte der von Mirek Rulec trainierte Spitzenhürdler anschließend nicht mehr herausgebracht werden. Valdino erhielt eine GAG-Marke von 85 Kilo und steht damit recht deutlich vor Our First Chesnut und Time Will Tell, die beide auf 81 Kilo kommen.