Pan Krischbin: Die Stimme vom Rennbahndach

Hin und wieder hat er in der kälteren Jahreszeit schon einmal seinen Mantel zu Hause vergessen. Er hat ihn nicht groß vermisst, denn Pan Krischbin war einfach „heiß“ auf seine Aufgabe, die in Dortmund lautet: Übertragung der Rennen und im gegebenen Fall auch Wettanimation oder Siegerehrung. 45 Jahre alt ist der Mann aus Düsseldorf, der stets per Bahn in die westfälische Metropole anreist und die Zeit dazu nutzt, noch einmal intensiv das Programm zu studieren sowie sich mit den Rennfarben und weiteren Details wie z. B. Scheuklappen oder Ohrenstöpseln vertraut zu machen.

Das Übertragen der Rennen ist für ihn Leidenschaft und Beruf zugleich, denn von der Tätigkeit in Dortmund und Frankfurt, wo er auch seit Jahren der verantwortliche Mann am Mikrofon ist, kann man natürlich nicht leben. Sein Hauptbetätigungsfeld liegt in Essen, wo er als Kommentator der französischen Rennen für die deutschen Buchmacher arbeitet.

Seit Jahren ist Dortmund „seine“ Bahn in Westdeutschland. Er gehört also sozusagen zum Inventar in Wambel, wie Kollege Chapman für die Anlagen in Köln, Düsseldorf, Neuss und Mülheim. Dortmund ist allerdings nicht dessen Ding, „weil er die steile Treppe nicht mag“, wie er selbst einmal erklärte. Jene bewusste Treppe führt dahin, wo Pan Krischbin steht und von wo aus er den Zuschauern auf der Bahn und Zuhörern in den Wettbüros den Rennverlauf schildert, zur vollen Zufriedenheit der Verantwortlichen.

Über dem Dach von Wambel nennt Pan Krischbin seinen Standort, der in der Tat nur über eine steile Treppe zu erreichen ist. Eine Stunde vor Rennbeginn fängt für ihn der Arbeitstag an. Dann wird überprüft, ob alles in Ordnung ist, ob die technische Ausstattung stimmt und ob genügend „Saft“ für die Übertragung da ist.

Die Basis für die heutige Tätigkeit wurde bereits im Kindesalter gelegt, als er als kleiner Junge die Galopprennbahnen in Nordrhein-Westfalen besuchte. Im Laufe der Zeit faszinierte ihn mehr und mehr die Stimme des damaligen Rennbahnkommentators Hans Heicke, nach dessen Rückzug Manfred Chapman folgte.

Sportreporter nannte er damals seinen Berufswunsch, „am liebsten Pferderennen kommentieren“, wie er sich noch erinnert. Es war aber nicht so einfach wie gedacht, um an einen derartigen Job zu kommen. Deshalb hat er immer die Ohren offen gehalten, ob sich in dieser Richtung etwas tun würde. Und tatsächlich ergab sich eines Tages die Chance, weil ein Ersatzsprecher gesucht wurde, worauf Pan Krischbin auf seiner Düsseldorfer Heimatbahn erstmals am Mikrofon stand und sein Debüt als Kommentator gab.

Inzwischen ist er ein Routinier, kann sein Temperament und die Begeisterung für das Geschehen jedoch nicht leugnen. Vor allem bei großen Rennen, wo die Besucher auch dementsprechend mehr mitgehen, kann er schon einmal richtig aus sich herausgehen.

Gelegenheiten dazu bieten sich sowohl in Frankfurt und Dortmund mit diversen Gruppe-Rennen, wobei in Wambel mit dem Deutschen St. Leger auch immer das letzte klassische Rennen der Saison dabei ist. Es ist so gesehen das wichtigste Rennen, das Pan Krischbin Saison pro Saison überträgt. Die wichtigste deutsche Prüfung, das Derby in Hamburg-Horn, übertragen zu dürfen, rangiert auf seinem Wunschzettel ganz oben.

An sein schwierigstes Rennen erinnert er sich noch genauso, als sei es gestern gewesen. „Es war Winter, kalt und es herrschte ein derartiges Schneetreiben, dass nichts, aber auch gar nichts zu erkennen war. Daher musste ich improvisieren und habe deshalb Informationen über die Pferde eingeschoben. Ich war froh, als dann alle Pferde über die Ziellinie gekommen waren.“

War er damals noch Opfer der Witterungsbedingungen geworden, so war er an seinem peinlichsten Moment als Rennkommentator selbst schuld, wie er zugibt. Er hatte vor Jahren, als noch in Gelsenkirchen-Horst Rennen veranstaltet wurden, ein Pferd als Sieger „ausgeguckt“, das am Toto eine lukrative Quote hatte.

Dann kamen ihm aber Zweifel, ob sein Pferd auch mit dem Boden zurechtkäme, worauf er von der Wette absah. Das Pferd gewann anschließend mit einer ganzen Weile Vorsprung, was für das Portemonnaie des Kommentators sehr ärgerlich war, wie er eingestand. Das ist inzwischen Vergangenheit. Sein jetziges Bedauern richtet sich vielmehr gegen die ständig abnehmende Zahl an Rennveranstaltungen und damit die immer geringer werdenden Möglichkeiten seinem Hobby, das er zum Beruf gemacht hat, frönen zu können.

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