Besitzer Hans Wirth und sein großer Juwel Samando

Genau wie im Oktober letztes Jahres hatte sich Hans Wirth aus dem beschaulichen Waghäusel, in der Nähe des Motordroms von Hockenheim gelegen, am Donnerstag in seinen Wagen gesetzt und die Reise nach Paris angetreten. Und er habe genau das gleich gute Gefühl im Magen gehabt. Diesmal war nicht die Rennbahn in Longchamp das Ziel, sondern die Parkbahn oberhalb der Seine gelegen in Saint-Cloud.

Der Prix Exbury wurde entschieden und somit das erste Gruppe-Rennen der Saison 2005. Neun Starter, acht Hengste gegen eine Stute. Und diese Lady, die gehört Hans Wirth. Nach einem dramatischen Finale gewann die von Francois Doumen trainierte Hernando-Tochter die mit 75.000 Euro dotierte Gruppe-III-Prüfung unter Eric Legrix gegen Lord du Sud, Pont d’ Or und Levitski, allesamt jeweils nur mit einem Kopf getrennt.

„Im Absattelring hätte ich sie vor lauter Freude fressen können“, so Hans Wirth, der nicht den ersten Gruppe-Treffer seiner famosen Lady miterlebte. Am Arc-Wochenende hatte Samando mit dem Prix Royallieu eine Gruppe-II-Prüfung, ebenfalls nach einem dramatischen Finish für sich entscheiden können.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Hans Wirth zum Galopprennsport fand. Erst Mitte der neunziger Jahre kam der Kontakt zustande, über die Galopprennen in Baden-Baden.

„Mir war schnell klar, dass es nicht bei den Besuchen der Rennen bleiben würde, ich wollte ein eigenes Pferde haben“, erinnert sich der 48-jährige Unternehmer, der zwei Fensterbaubetriebe mit rund 80 Mitarbeitern leitet. Miss Molly war das erste Pferd, das seine Farben trug, wurde von Norbert Sauer trainiert. 1996 kaufte er den ersten Jährling, bereits ein Pferd mit anspruchsvollem Pedigree.

Der vom Spitzenhengst Darshaan stammende Kyelid wechselte in den Besitz von Hans Wirth, der den Hengst im Gestüt Graditz ausgesucht hatte. „Das war schon ein Ankauf im oberen Preissegment“, weiß der Unternehmer zu berichten. Aber es wurde gleich ein Volltreffer, trainiert von Fredy Gang in Iffezheim gewann der Darshaan-Sohn das Österreichische Derby.

„Voll infiziert von diesen Anfangserfolgen wurde ich gleich übermütig und kaufte 1999 gleich einige Jährlinge“, erinnert sich Hans Wirth, dessen Pferde in Deutschland unter dem Namen Stall Florida oder Stall Manitu laufen. Unter den Ankäufen waren aber mit Seguin und Wikko wiederum gute Handicappferde.

Mit Davignon gewann man in Iffezheim ein Listenrennen. Doch man wollte schon mehr. Hans Wirth knüpfte internationale Kontakte, fand einen zum Beispiel bei Horst Rapp, Besitzer des Haras Chevotel bei Deauville. So lag es auf der Hand, dass Hans Wirth auch in Deauville auf der Jährlingsauktion zum Zuge kam.

„Horst Rapp und ich kauften jeweils eine Stute. Ich hatte mir die von Hernando stammende Kentucky Rose ausgesucht. Sie wurde vom Haras de Fresnay der Familie Niarchos angeboten, stammt aus einer Soviet-Star-Mutter und gehört zur Hector-Protector-Familie. Offen gestanden, hatte ich aber nicht damit gerechnet, dass ich den Zuschlag bekommen würde, ich hatte mir natürlich ein Preislimit gesetzt“, erzählt Hans Wirth. Doch der Hammer fiel für den deutschen Bieter. „Offenbar störten sich viele an ihr nicht gerade üppiges Stockmaß“, mutmaßt Hans Wirth noch heute.

Die Stute wie auch der Ankauf von Horst Rapp kamen zunächst zu Trainer Waldemar Himmel nach Iffezheim in Training. Von zwei- auf dreijährig überwinterten sie im Haras Chevotel, dann gab Hans Wirth Kentucky Rose zu Francois Doumen nach Chantilly in Training.

Zu jenem Mann, der seinen Kyelid abgekauft hatte. „Nach einer Verletzungspause kam Kyelid als Fünfjähriger noch einmal so richtig groß auf Touren. Waldemar Himmel sattelte ihn in zahlreichen französischen Prüfungen zum Sieg. Dann unterlag der Darshaan-Sohn in einer Tierce-Prüfung in Longchamp hauchdünn. Francois Doumen imponierte diese Leistung ungemein, er machte mir ein sehr gutes Angebot und so kaufte er Kyelid.“

Mit Kentucky Rose leistete Francois Doumen ganze Arbeit. Hans Wirth erinnert sich: „Er ließ ihr viel Zeit, erst Ende dreijährig kam sie heraus, gewann aber bald scon eine Maidenrennen und steigerte sich dann enorm. Noch im gleichen Jahr platzierte sie sich auf Gruppe-Ebene, scheiterte im Prix Flore ganz knapp.“

Dies gelang der Hernando-Tochter auch als Vierjährige, erfolgreich war sie in Tierce- und Listenrennen. Es folgte ein Angebot aus den USA und Kentucky Rose fand in Kentucky eine neue Heimat.

So hatte Hans Wirth für einen kurzen Zeitraum kein Pferd in Frankreich in Training, 2001 war er dann wieder auf der Deauville-Auktion aktiv. Zwei Stuten wechselten in seinen Besitz. Darunter wiederum eine Tochter von Hernando, diesmal aus einer Nashwan-Mutter. „Sie glich Kentucky Rose ungemein“, erinnert sich Hans Wirth. Die Stute war auch nicht billig, kostete 250.000 Francs.

Samando kam zu Francois Doumen in Training, gewann dreijährig drei Rennen mit dem Sieg in einem Listenrennen als Höhepunkt. „Dass wir ein Gruppe-Pferd hatten, war spätestens nach ihrem dritten Platz 2004 im Prix Exbury klar. Dort musste sie nur Polish Summer, der anschließend in Dubai gewann, und Wildensteins Bright Sky den Vortritt lassen“, schildert der Besitzer aus Waghäusel.

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