Export-Schlager Deutsches Vollblutpferd

Das deutsche Vollblutpferd entwickelt sich immer mehr zum Exportgut. Vor allem im englischen Hindernissport tauchen mehr und mehr Vierbeiner aus hiesigen Landen auf, sorgen dort für Furore. Die Aufkäufer, allen voran die ehemaligen Jockeys Graham Bradley und Paul Harley, machen auch vor Gruppe-Siegern nicht halt. Vor einigen Wochen wurde gleich eine ganze Wagenladung mit überdurchschnittlichen Pferden aus dem Asterblüte-Stall von Peter Schiergen Richtung England verschickt. An Bord Top-Galopper wie die Schlenderhaner Bernardon und Terek, auch der gute Handicapper Samon, der inzwischen schon gewonnen hat.

Doch die Nummer eins ist im Moment der sieben Jahre alte Wallach Seebald. Dr. Werner Spangler aus Suderburg ist der Züchter des Mulberry-Sohnes, der zunächst bei Peter Rau in Ravensberg im Training war. Er galt durchaus als Hoffnung für größere Rennen, doch brachte ihn eine Verletzung dreijährig aus dem Takt. Vierjährig setzte er sich immerhin in einem Ausgleich I in Hannover durch, doch fiel er dann Graham Bradley auf. Für einen sechsstelligen Mark-Betrag wechselte er in den Besitz der Macca & Growler Partnership. Dahinter verbergen sich die englischen Star-Kicker Robbie Fowler und Steve Macmanaman. Schon am 20. Januar 2000, nur wenige Wochen nach seinem Ausgleich I-Sieg in Hannover, trat Seebald erstmals in seiner neuen Heimat an. Ein Hürdenrennen in Taunton war ihm nicht zu nehmen, drei Wochen später gewann er eine ähnliche Konkurrenz in Newbury, wobei der in Deutschland auf Gruppe-Ebene erfolgreiche Solo Mio Zweiter wurde. Einige Platzierungen schlossen sich an, doch so ganz schien Seebald das Hürdenmetier nicht zu behagen.

Am 28. Mai trat Seebald, wie nahezu immer vom englischen National Hunt-Champion Tony McCoy geritten, erstmals über die schweren Sprünge an. In Hereford kam er gegen neun Gegner leicht zum Zuge, es war der erste von nunmehr sieben Siegen über schwere Sprünge in Folge. Zweimal Cheltenham, Ascot und Warwick waren seine letzten Erfolgsstationen, jetzt ist noch einmal Cheltenham das Ziel, das große Meeting Mitte März. In der Arkle Trophy, dem mit rund 375 000 Mark dotierten Jagdrennen am 12. März soll Seebald antreten und die englischen Buchmacher notieren ihn im Moment als 50:10-Favoriten. “Er wird schwer zu schlagen sein”, glaubt Graham Bradley, “er hat die Schnelligkeit, um die dort geforderten 3200 Meter zu bewältigen, er hat inzwischen auch die Erfahrung. Der Boden sollte allerdings schon gut sein.” Bei 14 Starts hat Seebald auf der Insel nun neun Rennen gewonnen, hat rund 225 000 Mark verdient.

Der zweite aktuelle Superstar in England aus deutscher Zucht heißt Miros. Nur wenige Stunden nach Seebald kam der Kamiros-Sohn aus der Zucht von Werner Klein ebenfalls in Warwick zum Zuge, gewann ein Grade I-Rennen über Hürden. Es war beim vierten Versuch der dritte Sieg des einst von Bruce Hellier in Mülheim/Ruhr betreuten fünf Jahre alten Wallachs und die Kritiker überschlugen sich schon vor Begeisterung. Zwei Hürdenrennen hatte er zuvor in Haydock Park gewonnen, doch der mit umgerechnet 45 000 Mark dotierte Sieg in Warwick war schon etwas Besonderes. Auch für ihn steht Cheltenham an, das Supreme Novices Hurdle soll es sein.

Deutsche Pferde, die schon länger in England erfolgreich sind, sind der Röttgener Enrique, der Fährhofer Dabus, der Nebos-Sohn Golden Goal, Auetaler, der wie das Ex-Sauer-Pferd Maragun von Martin Pipe trainiert wird, und der Ausgleich I-Sieger Master Henry, wobei die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit besitzt.

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