Samum, Subiaco, Acamani oder Schütz, Schütz, Schütz. Mit diesem Einlauf im letztjährigen BMW Deutschen Derby verewigte sich Andreas Schütz in den Geschichtsbüchern des deutschen Galopprennsports. Mit diesem Erfolg am 3. Juli 2000 in Hamburg-Horn machte Andreas Schütz es den Trainerlegenden Sven von Mitzlaff und Henz Jentzsch nach. Nur diesen beiden war zuvor ein solch gigantischer Dreierpack in Deutschlands wichtigster Galopper-Prüfung gelungen.
Es war ein Jahr der Superlative für Schütz, keine Frage. Neben dem sensationellen Dreifach-Erfolg im Deutschen Derby reihten sich zahlreiche Siege in Gruppe-Rennen, der Gruppe I – Treffer mit Elle Danzig, internationale Topleistungen durch Globetrotter Caitano und der Sieg in einem Rennen der Emirates World Series Racing Championship mit Samum in die Statistik des Kölner Trainers ein.
Und wäre da nicht jener unglückliche Rennverlauf im Hong Kong Cup gewesen, wer weiß, wo der Hengst aus dem Besitz des Stalles Blankenese eingekommen wäre. Der Weltmeister-Titel war wohl zum Greifen nah, zum Greifen nah für Super-Star Samum.
Der Hengst ist im Schütz-Stall nicht der einzige Star. Er ist einer unter vielen und doch ein ganz besonderer. "Samum ist schon ein ganz tolles Pferd. Er ist kerngesund und sehr gut über den Winter gekommen", lässt sich der Trainer über das vermeintlich beste deutsche Rennpferd entlocken. Auch den ewigen Spekulationen über das Jahresdebut des Hengstes macht Schütz schnell ein Ende und nennt fünf Prüfungen, welche für den Saisoneinstand in Frage kommen: Deutschland, Frankreich, Italien, Singapur oder Hong Kong. In einem dieser Länder geht es für Samum los. Konkreter: hierzulande wird der Preis der Badener Wirtschaft beim Frühjahrsmeeting in Iffezheim ins Auge gefasst. In Frankreich der Prix Gagnes in Paris und in Italien der Premio de la Republica in Rom. Beide Rennen haben Europa-Gruppe I – Status und führen über eine Distanz von 2100 bzw. 2000 Metern. Ebenfalls Nennungen hat Samum für den Singapore Airlines International Cup und für den Queen Elizabeth Cup in Hong Kong erhalten. In Asien könnte es aufgrund der Einreisbeschränkungen für die Engländer zu einer qualitativ übersichtlichen Gegnerschaft kommen. "In einer dieser fünf Prüfungen wird Samum seinen Jahreseinstand geben. In welchem Rennen genau, kann ich jetzt noch nicht sagen", sagt Schütz, um dann die weiteren Ziele des Hengstes zu definieren. "Danach geht er in den Idee-Hansa-Preis in Hamburg. Der Besitzer würde dieses Rennen sehr gerne gewinnen und auch ich halte eine nicht ganz so schwierige Prüfung zu dieser Zeit im Jahr für gut." Samum wird sukzessive auf die Höhepunkte des Turf-Jahres hin gesteigert. Nach Hamburg könnte es in dem ehemaligen Aral-Pokal, jetzt in Köln als Großer Kölner Pokal ausgetragenen, alternativ in die King George Stakes ("Eigentlich halte ich das für ein deutsches Pferd für vermessen") weitergehen. Dann macht der Samum-Express in Baden-Baden auf World Series Level einen Zwischenstopp, um dort seinen Titel zu verteidigen.
Und dann stehen die wirklichen Highlights auf der Reise-route, ganz nach Schütz-Manier. Hauptziel Nummer Eins ist mit dem Prix de l`Arc de Triomphe das noch immer wichtigste Rennen des Kontinents. Das zweite große Ziel ist der Breeders Cup in New York. "Wir werden bei ihm von Start zu Start ent-scheiden, wie es weitergeht. Wenn wir merken, dass die Leis-tungen nicht reichen, kann auch ein Arc ausfallen", so Schütz. Und doch ist sich der Champion-Betreuer sicher: "Mit der nöti-gen Reife wird Samum noch das eine oder andere bewegen und ein ganz dickes Ding gewinnen."
Ein weiterer Ausnahmekandidat der älteren Jahrgänge ist das Pferd der Lüfte, der Reiseweltmeister Caitano. Exakt 27 Mal checkte der Hengst schon ein, 27 Mal hob er ab, um international sein Können zu demonstrieren. Mit Platz zwei im Singapore Cup Anfang März startete der Nijinski-Sohn standesgemäß in die Saison. Es folgte der sechste Platz im Dubai Sheema Classic, in welchem er vor Jahresfrist schon einmal zweiter geworden war. "Wahrscheinlich kommt Caitano wegen der Maul- und Klauen-Seuche nicht nach Deutschland zurück und bleibt direkt in Asien." Dort könnten der Singapore Airlines International Cup und der Queen Elizabeth Cup in Hong Kong auf dem Programm des Hengstes von Gary Tanaka stehen. "Momentan weiß doch keiner, wie das Thema Maul- und Klauenseuche weitergeht und ich möchte nicht irgendwann hier festhängen", meint der 33-jährige Trainer. Sollte Caitano ("Er wird mit dem Alter kein bisschen schlechter.") doch zurückkehren, heißen die alternativen Ziele Baden- Baden oder ein Gruppe I – Rennen in Italien. Im Herbst könnte es dann sogar auf den fünften Kontinent gehen. "Australien war schon im letzten Jahr ein Thema. Caitano durfte dort aber nicht einreisen, da er zuvor in der Türkei gelaufen war." Im Heimatland der Kängurus und Koalabären sind sowohl der Caulfield Cup wie auch der Melbourne Cup ein mögliches Rennen, welches das Schütz-Team mit dem Siebenjährigen anpeilen könnte.
Platz zwei im Deutschen Derby 2000 war das Highlight des Ullmann – Hengstes Subiaco. Der Vollblüter hat über Winter noch einmal aufgepackt, die Pause bestens genutzt und startet im Kölner Gerling-Preis in die Saison. Schütz lässt die letzte Saison des Pferdes noch einmal Revue passieren und erläutert: "Seinen Höhepunkt hatte er in Hamburg. Danach war definitiv die Luft raus, die letzten Formen kann man somit streichen." Für den Monsun-Nachfahren stehen die Gruppe I – Prüfungen des Landes auf dem Programm und auch einen Ausflug nach Italien schließt sein Trainer nicht aus.
Im Gerling-Preis wird Subiaco einen Gegner aus dem eigenen Quartier treffen. Denn auch Acamani nimmt das Gruppe II – Rennen in der Domstadt als Jahres-Aufgalopp wahr, um von dort in Deutschlands Eliteprüfungen zum Einsatz zu kommen. Der Derbydritte und fünfte aus Baden-Baden gilt als ausgesprochener Steher und wird sich auch über weitere Wege als die klassische 2400 Meter – Distanz versuchen. Auch in seinem Fall sind Ziele in Italien im Visier.
Ebenfalls letztjähriger Derbystarter war der Stall Harlekin-Hengst Network. Der Union-Sieger zog sich nach dem Derby eine leichte Fissur zu und musste mit dieser Verletzung aussetzten. Den Februar verbrachte der Monsun-Sohn beim Wassertraining in Schlenderhan, um Anfang März wieder in den Rennstall zurückzukehren. "Er wird jetzt langsam vorbereitet und beginnt im April wieder mehr zu arbeiten", so der Betreuer des großen schwarzen Hengstes. Diesen zählt Schütz ganz klar zu seinen besten Dreijährigen des vergangen Jahres und stellt heraus: "Er ist keinen Schlag schlechter als Acamani oder Subiaco." Den bunten Harlekin – Dress auf dem Rücken Networks wird man voraussichtlich Anfang Juli wiedersehen, wenn sich der Hengst über einen leichteren Aufgalopp für bessere Prüfungen empfehlen soll. "Wenn er an alte Leistungen anknüpfen kann, wird er auf jedem Fall zu seinem Recht kommen. Network erhält zumindest Nennungen für größere Rennen und auch Auslandsstarts schließe ich nicht aus", hofft Schütz, den Hengst wieder in der Spitzenklasse etablieren zu können.
Ein ähnlichen Schlag wie Network vertritt der Rietberger Rosolaw. Der Hengst wird seinen Jahreseinstand auf Bremer Gruppe-Level geben und von dort an eine ähnliche Route wie einst Oxalagu verfolgen. "Auf einer Distanz um die 2000 Meter ist das Pferd am besten aufgehoben und auch der Boden sollte nicht zu fest sein", nennt Schütz Baden-Baden als eine der angepeilten Aufgaben.
Einen riesigen Sprung hat im letzten Jahr der Karlshofer War Blade vollbracht. Vier Siege bei sechs Starts sind die makellose Bilanz des Hengstes, mit einem Listenerfolg als Höhepunkt. "Er hat leichte Rückenprobleme. Sobald er sich gefunden hat, arbeiten wir etwas für ihn aus", erläutert sein Betreuer. Auf jeden Fall startet War Blade in einem Listen- oder Grupperennen in die Saison. "Wer ein Listenrennen mit 20 Längen gewinnt, der hat schon eine gewisse Klasse. Ende letzten Jahres hat er mit Samum gearbeitet und sah dabei gar nicht mal schlecht aus."
Wenn es um die hiesige Meilenelite, die deutsche Creme de la Creme der 1600 Meter- Pferde geht, führt kein Weg an Huambo vorbei. Der Orakel-Sieger vom Mülheimer Raffelberg, unterwegs in den berühmten Farben des Münchners Helmut von Finck, bescherte seinem Besitzer unter anderem einen Gruppe III – Treffer in der Türkei. "Da hat Huambo genau seine Verhältnisse gehabt. Er braucht unbedingt guten Boden. Auf fester Bahn sehe ich in ihm einen der besten deutschen Meiler", ist sich Andreas Schütz sicher. Gegen Ende der letzten Saison verletzte sich der Green Dancer – Sohn bei seinem Italien-Gastspiel und wird noch ein bisschen Zeit benötigen. Auch Auslandsstarts werden für Huambo ins Auge gefasst. Sowohl in Singapur als auch in der ehemaligen Kronkolonie Hong Kong (unter anderem auch für den Queen Elizabeth Cup) sind Nennungen für den Finck-Hengst eingegangen. "Er reist sehr gut und im Ausland trifft er eher auf seinen Boden", schließt Andreas Schütz die Vorstellung seiner älteren Cracks.
Fünf Lots sehen wir uns an der Seite des erfolgsverwöhnten Trainers an. Diese bedeuten zugleich fünf Fußmärsche vom Stalltrakt in Richtung Geläuf. Neben den Galoppern begleitet ein weiterer Vierbeiner Andreas Schütz auf seinem Weg hin zur Gerade. Hund Ted, mittlerweile schon stolze 14 Jahre, gehört Ehefrau Elke und hat viele Galopper kommen und gehen sehen. Die beiden, Andreas und Ted, sind ein eingespieltes Team und der Hund weiß sich bestens im Dunst der edlen Vollblüter zu integrieren.
Edle Vollblüter, deren Hauptereignis im Alter von drei Jahren auf sie wartet. Einmal nur haben sie im Leben die Chance, es zu gewinnen – das Deutsche Derby. Und wer im Millennium-Jahr die ersten Drei dieses Rennens sattelt, der meldet als Titelverteidiger natürlich gewisse Ambitionen an.
"Ich habe noch keinen besseren Dreijährigen gesehen. Zumindest nicht in meinem Stall", beginnt der Trainer die Beschreibung des Winterfavoriten Cheirokratie. Der Sieger des Zweijährigen – Derbys in Köln hat bestens überwintert und startet im Frankfurter Frühjahrs-Preis oder auf den Spuren von Samum im Krefelder Stadtwald in die neue Saison. Und dann? Die weiteren Ziele des Hengstes sind standesgemäß definiert: Italienisches und dann Deutsches Derby! "Wenn er bei seinem Saisoneinstand gut läuft, geht er direkt nach Rom", erläutert Schütz und ergänzt: "Cheirokratie war schon mein bester Zweijähriger. Er macht bisher alles richtig und ist ein richtiges Rennpferd."
Sollte Cheirokratie auf der vermeintlichen Pole Position seines Jahrgangs ins Derby gehen, bleibt die Frage nach den weiteren Startplätzen. Schnell wird klar, dass zum jetzigen Zeitpunkt mehrere Pferde mit der "2" auf der Nummerndecke galoppieren.
Bereits sehr gute Formen weist der Alwuhush-Nachfahre Limerick Boy auf. Mit den beiden Zweijährigen-Vorstellungen seines Pferdes ist Schütz zufrieden und beschreibt den Hengst ausführlicher: "Er ist eines meiner besten Pferde, hat aber nicht ganz so viel Substanz." Im Punkte Stehvermögen ist sich Schütz zum jetzigen Zeitpunkt über den Dunkelbraunen noch nicht ganz sicher. Ebenfalls wie Cheirokratie könnte es für Limerick Boy in Frankfurt oder Krefeld losgehen und auch bei ihm sind Derbypläne für Rom noch in der Schmiede.
Italien im Visier hat auch der Hasler – Hengst Flaviatore. Der bereits mit Rennerfahrung ausgestattete Deploy-Sohn zeigte bei seinem Sieg in Hannover bereits Rennpferde-Qualitäten und beginnt direkt in einer besseren Aufgabe. Bei entsprechendem Abschneiden könnte es dann auch für ihn in Richtung Tifosi gehen, um italienische Derby-Luft zu schnuppern. "Ich hoffe, dass Flaviatore auf den Derbyzug aufspringen kann. Ich meine, er hat das Zeug dazu", beschreibt Schütz das große Ziel Hamburg – Horn.
Ebenfalls bereits profiliert sind Blue Baloo und Pryor. Ersterer hat im Juniorenpreis auf dem Grafenberg Ansätze gezeigt und blieb hierbei noch deutlich unter seinem Leistungsvermögen. "In Düsseldorf lief Blue Baloo noch sehr grün und auch mit der Bahn ist er nicht so zurecht gekommen", so der Trainer. Nach diesem Rennen lief der Hengst im Preis der Deutschen Besitzer auf der Heimatbahn als er nur mit Nase geschlagen wurde ein sehr gutes Rennen und könnte als erstes Saisonziel das Orakel der Dreijährigen oder ein ähnliches Examen anpeilen. Schütz schließt die Akte Blue Baloo ("Bei 2000 Metern könnte Schluß sein.") mit den Worten: "Er könnte aber durchaus ein Gruppe-Pferd sein".
Gleiches gilt für Pryor, der die bisherigen Trainingseindrücke aber nicht so recht auf der Bahn umsetzten konnte. Zum Debut gab es einen Sieg auf der Heimatbahn, um von dort an nicht an die Erwartungen seines Trainers anknüpfen zu können: "Er war im Training immer viel besser, als er im Rennen gezeigt hat. Zudem braucht er unbedingt guten Boden. Nach seinem Sieg ist er immer auf weicher Bahn gelaufen." Da man mit Pryor auf gutes Geläuf angewiesen ist, hat der Kornado-Sohn Nennungen für tragenden Rennen in Italien erhalten. Eine von diesen beinhaltet auch das Italienische Derby. "Ich glaube, dass er noch lange nicht alles gezeigt haben muß."
Bei der geforderten Derbydistanz von 2400 Metern könnte der Weissenhof-Hengst Goethe schon an die Grenzen seines Stehvermögens stoßen. "Oberhalb von 2000 Metern sehe ich Schwierigkeiten", so der Betreuer des zweijährig schon erfolgreichen Schimmels. Der Hengst wird als bodenunabhängig und sehr phlegmatisch beschrieben. Ausgestattet mit einem guten Charakter, ist auch für Goethe das Fernziel Derby noch nicht ad acta gelegt. "Man muß sehen, wo der Weg hinführt. Sowohl bei Klasse und bei Stehvermögen."
Im selben gold-roten Dress wie Goethe ist der braune Hengst Tavio unterwegs. Zum Lebenseinstand bescherte dieser seinen Besitzern in Krefeld einen Sieg, um dann im Juniorenpreis in Düsseldorf deutlich hinter den Erwartungen zu bleiben. "Das Düsseldorfer Laufen ist zu streichen. Da hat er während des Rennens Schienbeine bekommen", so Schütz. Tavio bringt wenig Frühreife mit und sollte ein bisschen Anlaufzeit benötigen. "Ich glaube schon, das er auf kürzeren Wegen ein besseres Pferd ist. Er kann es bisher einfach noch nicht ganz umsetzen."
Drittes Pferd im Weissenhofer Dreijährigen – Lot ist Camerino ("Ein sehr ordentlicher, kompakter Hengst."). In Frankfurt musste der Fuchs bei seinem Debut nur den guten Schlenderhaner Indian Star vor sich dulden um danach in Bremen seinen ersten Lebenserfolg zu verzeichnen. um dann in die Winterpause zu gehen. Als ersten Start hat man im Schütz-Lager für Camerino den Preis der Dreijährigen anvisiert, man attestiert dem Hengst "Listenformat auf kürzeren Wegen".
Mit einem Vaterpferd wie Danehill macht der dreijährige Royal Dragon schon optisch auf sich aufmerksam ("Er hat sehr viel von seinem Vater."). Der Hengst vertritt die Interessen von Helmut von Finck und gewann für diesen schon zweijährig im Weidenpescher Park. In punkto Stehvermögen hebt Schütz den Daumen: "Stehen sollte der auf jeden Fall können." Die "Drachen-Kampagne" startet direkt in einem besseren Examen, Schütz peilt mit Royal Dragon die tragenden Prüfungen des Jahres an.
Die Farben weiß, lila und gold werden auch den Dress des Acatenango-Nachfahren Tormento zieren. Als der Hengst an uns vorbei galoppiert, gibt sich Andreas Schütz über das Exterieur des Pferdes begeistert: "Ein optisch sehr schönes Pferd. Wie ein Ebenbild seines Vaters." Ob Tormento auch auf der Rennbahn an dessen Leistungen anknüpfen kann, bleibt abzuwarten. "Er ist einer meiner größten Hoffnungsträger für die klassischen Rennen. Tormento ist ein reiner Steher und wird gezielt in Richtung Hamburg vorbereitet." Einzig und allein ein kleines gesundheitliches Fragezeichen steht hinter dem Fuchshengst, berichtet Schütz von hohen Laktaktwerten.
Mit Subiaco konnte Andreas Schütz für Georg Baron von Ullmann schon auf die zweite Stufe des Derby-Treppchens galoppieren. Und mit Otisco will man noch eine Stufe höher steigen. Der Hengst ist noch nie gelaufen und fängt dementsprechend als Siegloser an. Von dort aus soll sich der Platini-Sohn über das Harzheim-Rennen für bessere Aufgaben empfehlen und auf den Zug in Richtung Horn aufspringen. Mütterlicherseits ist Otisco ein klassisches Meilenpferd, sollte nach morgendlichen Arbeitseindrücken aber über den Weg kommen. "Im Training zeigt er schon sehr gute Ansätze. Jetzt muß er das auch auf der Rennbahn umsetzen", lässt man sich im Stall entlocken.
Schnellstes Pferd im Lot könnte der Flieger Beau Rivage sein. Trainiert wird der Halbbruder von Barrow Creek für Marlies Schütz und soll auch für Ihre Interessen das Rennjahr 2001 absolvieren. Noch vor wenigen Monaten wurde die Mutter von Beau Rivage zur Mutterstute des Jahres in England gekürt. Der Hengst ("kompakter Kerl") steuert als erstes großes Ziel das Mehl-Mülhens-Rennen auf der Heimatbahn an. Von dort wird man sich dann in den tragenden Meilen- oder eventuell Sprintprüfungen versuchen, sollte der Hengst die Trainingsleitungen entsprechend umsetzten.
Das Hengste-Lot des Derbyjahrgangs schließt Schütz mit dem Samum-Bruder Sandino. Bereits zweijährig stieg der Platini-Sohn erfolgreich ins Renngeschehen ein. "Mit Samum ist er leider nicht zu vergleichen. Ein gutes Pferd ist er sicher. Aber ich sehe ihn eher im höchsten Handicap und auf Listenlevel."
Gut ist Andreas Schütz im Jahr 2001 auch mit den weiblichen Protagonistinnen bestückt, ein paar ganz feine Stuten sollen dabei sein. Eine von Ihnen ist Dakhla Oasis. Dass Helmut von Finck ein ausgesprochen gutes Händchen für die Ladies hat, hat er in der Vergangenheit mit Flamingo Road oder Quezon City bewiesen. Bei ihrem einzigen Zweijährigen-Start vollbrachte die Night Shift-Tochter eine der besten Nachwuchsleistungen des Jahrgangs. Erst ein deutlicher Startverlust, dann ein unglücklicher Rennverlauf und eine Behinderung verhinderten nicht, dass Dakhla Oasis am Ende doch noch als Erste über die Linie galoppierte. "Der Sieg hat uns schon imponiert. Sie kämpft jeden Meter und ist ein tolles Pferd", meint Schütz und den Düsseldorfer oder Kölner Stutenpreis als erste Aufgabe. Für Dakhla Oaisis ("Eine meiner besten Stuten.") wird es dann im Henkel-Rennen um klassische Weihen gehen. Und auch mit Stehvermögen ist die Finck-Lady bestens ausgestattet, woraus sich das Stutenderby in Mülheim schnell als Ziel ergibt.
Konkurenz wird auf dem Raffelberg auch aus dem eigenen Lager drohen. Ihr Name: Taskalusa. Taskalusa wird ihren Rennbahneinstand in einem Sieglosen – Rennen geben. Dann wird die Surumu – Tochter die "Flamingo Road-Route" von 1998 in Angriff nehmen. "Die Stute hat in der Arbeit immer bestens ausgesehen und wird über den Diana-Trial die Diana ansteuern" so Schütz, der sich des Stehvermögens der Stute sicher ist.
Zwei Pferde, welche bereits gezeigt haben, dass sie laufen können, sind Mistic Sun und Schlenderaca. Mistic Sun, Listensiegerin auf dem Mülheimer Raffelberg, wechselte in den Besitz des Asiaten Garry Tanaka. Der in den USA lebende Rennstallbesitzer nennt Pferde wie Caitano oder Sumitas sein eigen und kaufte mit Win For Us oder Rose of Zollern schon in der Vergangenheit deutsche Stuten. Mistic Sun wird die klassischen Examen ansteuern und sowohl das Henkel-Rennen wie auch der Preis der Diana stehen auf dem Programm der Fuchsstute.
Schlenderaca, unterwegs in den weltberühmten Ullmann Farben, punktete ebenfalls im Nachwuchsalter in einem Listenrennen. "Die Entwicklung im letzten Jahr habe ich ihr überhaupt nicht zugetraut. Aber sie ist ein zähes Mädchen. Eine richtige Rennmaus", beschreibt Schütz die Stute. Zurück in den Rennbahnalltag geht es für Schlenderaca im Kölner Stutenpreis. Diesen soll sie als Aufgalopp für das Henkel-Rennen in Düsseldorf nutzen. In Sachen Stehvermögen ist sich Andreas Schütz aber sicher, dass "1800 Meter das Ende der Fahnenstange bedeuten".
Der Erstling der Klassestute Flying Dream ist unter dem Namen Five Diamonds an der Lottafel zu finden. Auch sie ist noch mit einer Nennung für die Diana ausgestattet. Da die Stute aber noch keine Rennerfahrung mitbringt, geht es für sie in der Sieglosen-Klasse los. "Sie galoppiert schon viel besser als im letzten Jahr. Ob es für die guten Rennen reicht, wird man sehen".
Mehr können als ihre Geschwister sollte Princess Nania haben. Die Verwandte von Prinz Felix und Prinz Ferdinand gehört allerdings nicht zur ersten Stutegarnitur und peilt die kleine Route ("Durchaus aber auch Listenrennen.") für die Damen an.
Wer so viele und so wichtige Rennen wie Schütz im letzten Jahr gewinnt, für den gilt es einige Titel zu verteidigen. Und auch im wichtigsten Zweijährigen – Rennen der Saison 2001, dem Preis des Winterfavoriten in Köln, geht Andreas Schütz als Titelverteidiger ins Rennen. Es gilt, den Vorjahresieger Cheirokratie zu beerben. Und für das Vorhaben Titelverteidigung ist Schütz mit seiner Nachwuchsstaffel bestens gewappnet.
Bei der Morgenarbeit galoppieren 3 Pferde hintereinander an uns vorbei. Wie sich herausstellt, Vollblüter für über 1 Mio. Mark. Der erste ist der USA-Import London Calling. Erst bei 400.000 US-Dollar erhielt Georg Baron von Ullmann den Zuschlag für den Nureyev-Sohn. "Der Hengst ist ein richtiger Eyecatcher. Ich hoffe, der läuft so schnell, wie er aussieht" scherzt Schütz, der von dem dunklen braunen Galopper sehr angetan ist.
In nichts nach steht London Calling der Fuchshengst Sub Seven. Auch dieser ist ein Auslandskauf und wurde für 38.000 Guineas von Helmut von Finck in England erworben. "Er macht schon einen sehr fertigen Eindruck und sollte sich zweijährig präsentieren", erläutert Andreas Schütz.
Um den dritten der Hengste zu erwerben, musste nicht ganz so weit gereist werden. Bei der letztjährigen Badener Herbstauktion fand der Schimmel Ternhill mit dem Stall Weisenhof einen neuen Besitzer. 200.000 DM war diesen der Hengst mit dem ähnlich klingenden Namen wie Tiger Hill wert gewesen. Den bisher teuersten Görlsdorfer beschreibt Schütz wie folgt: "Er bewegt sich schon sehr gut und sollte in diesem Jahr zur Hand sein."
Dann galoppiert der Karlshofer Aoulus an uns vorbei. "Das ist Herrn von Gaertners neuer Samum" stellt Schütz den Winged Love-Sohn vor. Der Hengst wurde für 95.000 Mark in Baden Baden erworben und gilt als ganz große Nachwuchs-Hoffnung. "Er ist ein starker Hengst und gefällt mir sehr gut", erläutert der Galopp Online – Trainer des Jahres 2000.
Bei den Hengsten nennt der Trainer weiter Dancing Gold ("Der kleinste Monsun, den ich je gesehen habe"), den Nadour Al Bahr – Verwandten Nordbird ("Eher kein Zweijähriger"), den Second Set – Sohn Dorset ("Sicherlich einer meiner ersten Zweijährigen – Starter") sowie den England Import Nizzolino. Unter den zweijährigen Pferden befindet sich auch der für über 700.000 Mark zugeschlagene Fazonic. Der Hengst macht bisher alles richtig, wird aber mit Sicherheit seine Zeit benötigen. Als ebenfalls sehr talentiert wir der Rosolaw Bruder Romanus und der Lando-Sohn Epalo beschrieben. Bei Epalo ("Kein Früher") glaubt Schütz sicher, dass er dreijährig ein große Rolle spielen wird.
Bei den Stuten sollte man die Rechnung ja bekanntlich nicht ohne Helmut von Finck machen. Dieser Annahme fühlt man sich schnell bestätigt, sieht man seine beiden Nachwuchscracks Amistad und Mistic Lioness bei der Morgenarbeit in Aktion. Die Acamani – Schwester Amistad wechselte in Baden Baden für 220.000 Mark in den Besitz des Münchners. "Sie hat tolle Bewegungen und macht sich schon sehr gut", definiert Schütz die Stutenrennen im Herbst als mögliche Ziele. Er ist sich aber noch nicht sicher, ob Amistad dieses Jahr tatsächlich schon an den Ablauf kommen wird. Als Schwester von Mistic Sun bringt Mistic Lioness die entsprechende Frühreife mit und soll in die Fußstapfen ihrer großen Schwester treten.
Ein noch schweres Erbe als diese hat Salve Regina anzutreten. Die Lady ist Schwester keines Geringeren als des Star-Galoppers Samum. Auf der Iffezheimer Jährlingsauktion wechselte sie zum "Spottpreis" von 280.000 DM in den Besitz des Gestüts Höny-Hof, nur einen Tag, bevor ihr großer Bruder im Preis von Baden auf Gruppe I Parkett explodierte. "Sie ist Samum wie aus dem Gesicht geschnitten und hat große Ähnlichkeit", sagt Schütz und ergänzt: "Salve Regina ist kein frühes Pferd, hat aber durchaus Rennpferd-Qualitäten erkennen lassen."
Sehr gut gezogen sind die Subiaco – Schwester Shoah und die Barathea-Tochter Mamourina ("Ein tolles Stutenmodell."). Ob diese allerdings schon im Jahr 2001 unter Seide agieren werden, bleibt nach Aussage ihres Trainers erst einmal abzuwarten.
Unter den Zweijährigen befinden sich auch drei Galopper des Hong Kong Trainers Ivan Allan. Der in der ehemaligen Kronkolonie stationierte Trainer gilt in Asien als einer der besten seines Faches. "Die Pferde werden hier zwei- und dreijährig laufen und sollen dann nach Hong Kong gehen, um dort im Derby zu laufen". Das wichtigste Examen eines Vollbluts wird in Hong Kong erst im Alter von vier Jahren absolviert. Die Tatsache, dass Ivan Allan Pferde in die Obhut des Deutschen gibt, zeigt den mittlerweile auch international anerkannten Stellenwert eines Andreas Schütz. Dieser bezeichnet den Lando-Sohn Mastroianni als besten des dreiköpfigen Allan-Lots.
Drei Champagner-Flaschen stehen auf dem Medikamenten Schrank in der Stallgasse der Kölner Trainingszentrale. Die erste mit der Aufschrift "Borgia", eine zweite mit "Robertico" und die dritte mit dem Derbyeinlauf des letzten Jahres angeführt von "Samum". "Das sind die Originalflaschen, welche wir nach dem Derby bekommen haben", erklärt Schütz und ergänzt: "Wollen wir mal hoffen, dass noch ein paar hinzu kommen!"