Anläßlich des am Sonntag in Köln stattfindenden Mehl-Mülhens-Rennen hat die Mehl-Mülhens Stiftung, die diesen ersten Klassiker der Saison seit mittlerweile vierundzwanzig Jahren als Sponsor begleitet und der veranstaltende Kölner-Rennverein am vergangenen Mittwoch zu einer etwas anderen Pressekonferenz an historischer Stätte eingeladen.
Und nicht nur das. Man läßt die Medienvertreter einen Blick hinter die Kulissen des 330 Hektar großen geschichtsträchtigen Geländes werfen, einer Kulisse, die in ihrer Einzigartigkeit, wie es Rennvereinspräsident Rolf Leisten es nennt, in Deutschland ihresgleichen sucht.
Dr. Günter Paul, der Vorsitzende der Mehl-Mülhens-Stiftung und Röttgens Gestütsmeister Frank Dorff lassen es sich zudem nicht nehmen, ihm Rahmen eines facettenreichen Vormittags, die Geschichte Röttgens, das Wirken der Stifterin Maria Mehl-Mülhens und eben die maßgeblichen Orte des Gestüts den Pressevertretern vorzustellen.
Im Beisein von Direktoriums-Pressesprecher Peter Brauer und Rennbahn-Geschäftsführer Benedikt Faßbender wurden der Anfang der Zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts errichtete ‚Kreissaal‘ des Gestüts, der 16 Boxen umfassende Mutterstutentrakt ebenso in Augenschein genommen wie die aus 65 Boxen bestehende Trainingsanlage von Hans Blume, der eigens für diese Presseveranstaltung die Vollblüter an einem Mittwoch auf der hauseigenen Trainingsbahn sowohl auf der Grasbahn als auch auf der Sandbahn vorstellt.
Ein Hauch von Newmarkets High Street weht hier. Denn um eine vielbefahrene Hauptstraße zu überqueren, bedient der Trainer die Ampelanlage höchstpersönlich, auch hier haben die Vollbüter Vorfahrt.
Dem Betrachter bietet sich eine Rennbahn, die ausschließlich als Trainingsstandort genutzt wird, und mit 2100 Metern einmal herum und ihrer 600-Meter-Geraden, eingebettet in das öffentliche Naturschutzgebiet um das Gut Leidenhausen, noch größere Dimensionen auf sich vereinigt als die veranstaltendende Bahn im Weidenpescher Park darstellt.
‚Jetzt fehlt nur noch Totogebäude und eine Tribüne, da könnten wir hier glatt Rennen veranstalten‘, hört man aus dem Hintergrund. Kopf Kopf schießen drei Vollblüter in einem Grasbahncanter unmittelbar an den Pressevertretern vorbei. Die Gerade präsentiert sich wie ein Teppich. Anschließend noch dasselbe auf der Sandbahn, die von einer computergesteuerten Besprenkelungsanlage immer in erstklassigem Zustand gehalten wird.
‚Zudem wird nach jedem Lot geeggt. Das sind Qualitätsstandards, die Maßstäbe setzen. Eine Führanlage braucht man auf Röttgen nicht, die wird durch den Weg durch den kilometerlangen Wald ersetzt. Die Pferde sind hier viel relaxter als auf jeder Rennbahn‘, ist zu hören. Dann folgt die Präsentation des Hengstestalles mit den Beschälern Soldier Hollow und Kallisto.
Auf dem anschließenden Weg zum Pavillion, dem ehemaligen Schwimmbad des Anwesens, kommt man durch den Garten an einem Springbrunnen vorbei, dessen verspielt wirkender Wasserspender in den berühmten Röttgener Farben gehalten ist. ‚Willkommen im Paradies‘, begrüßt Rennvereinspräsident Dr. Rolf Leisten die anwesenden Pressevertretern noch einmal.
Die mit Informationen zum Renntag gespickten Informationen liegen in einer vorbereiteten Pressemappe wohl sortiert an jedem Platz. Und man hat Zahlen mitgebracht. In Köln zeigt man sich optimistisch: Der Gesamtumsatz glänzt nach drei Renntagen im Vergleich zum vergangenen Jahr mit 855.000 Euro, einem Plus von 5,6 Prozent zum Vorjahr. Auf der Bahn selbst sind es bei 557.000 Euro, sogar plus 17,5 Prozent.
Zahlen, die in diesen schwierigen Zeiten, den Optimismus in der Zeichen der Domtürme schürt, auch wenn man mit der Vermittlungstätigkeit von außen nach wie vor nicht zufrieden sein kann. Darüber hinaus freut man sich natürlich auch über die internationale Note des Klassikers, ‚durch einen internationalen Gruppe I-Sieger erfährt das Rennen natürlich eine weitere sportliche Aufwertung, über die wir uns als Veranstalter natürlich sehr freuen‘, so der Geschäftsführer.
Und für den Gastgeber wünscht man sich in Zukunft natürlich einmal einen Sieger in diesem Klassiker, der mit einem gewissen Aspectus 2006 dem erwünschten Erfolg hinter dem englischen Gast Royal Power ganz nahe kam, dessen letzter Erfolg 1980 von Wauthi vor dem Stallgefährten Aspros noch in Gelsenkirchen-Horst als Henckel-Rennen gelaufen, bereits 29 Jahre zurückliegt. Der guten Laune tut dies an diesem Mittag keinen Abbruch, weil es eine gelungene Veranstaltung für den Galopprennsport war.