Es ist das professionellste Unternehmen in Sachen Vollblutzucht weltweit: Coolmore. Was Rennstall und Zucht betrifft, kommerziell die Nummer eins. Die Hengste, die dort stehen, bestimmen die Statistiken. Der Rennstall ist höchst effizient und erfolgreich – was John Magnier und seine Partner anfassen, das wird zu Gold.
Es war in der Vergangenheit fast unmöglich, Pferde von hohem Standard aus der dortigen Zucht zu erwerben. Wenn die Hengste im Rennstall ihr Können bewiesen hatten, dann wurden und werden sie in der Regel in Coolmore aufgestellt. Oder in den USA, von wo sie normalerweise auch als Shuttle-Hengste im Sommer nach Australien und Neuseeland geflogen werden.
Es ist schon erstaunlich, wie oft diese Hengste decken, teilweise bis zu 300 Stuten im Jahr, die eine Hälfte in Europa oder Amerika, die andere ‚Down under‘. Und bei den Decktaxen, die aufgerufen werden, ist leicht messbar, dass es sich um ein profitables Unternehmen handelt, auch wenn Magnier und Co. bei ihren Investitionen auf den Auktionen nicht zimperlich sind.
Zwei deutschen Züchtern ist es jetzt gelungen, Hengste aus dem Coolmore-Imperium zu erwerben. Wobei der in Etzean debutierende Sholokov zwischenzeitlich im Besitz von Gary Tanaka war. Black Sam Bellamy dagegen lief noch in diesem Jahr in den Farben von Michael Tabor, wurde von Aidan O’Brien trainiert, auch wenn er bereits im Besitz der Stiftung Gestüt Fährhof war, die den Hengst im Frühjahr, kurz vor seinem Sieg auf Gruppe I-Ebene in Irland, erwerben konnte.
Wenn Pferde in Ballydoyle trainiert werden, dort mehrere Rennzeiten auf höchstem Niveau unbeschadet überstehen, dann kann wirklich davon ausgegangen werden, dass sie hart und gesund sind. Black Sam Bellamy ist solch ein Beispiel.
Er lief in drei Rennzeiten in fünf verschiedenen Ländern, oft auf unpassend festem Boden, manchmal auf Distanzen – wie im Ascot Gold Cup, die ihm weniger behagten und das alles mit stets offensiver Taktik. Ihm ist wirklich nichts geschenkt worden und er hat sich immer bravurös aus der Affäre gezogen.
Das ging schon zweijährig los, als er zwischen Anfang Oktober und Mitte November dreimal an den Start ging, dies immer außerhalb seiner irischen Heimat. „Er ist noch ein großes Baby“, kommentierte Aidan O’Brien seinen Erstauftritt. Das war in einem stark besetzten Maidenrennen in Newmarket, wo er über 1600 Meter Platz drei belegte.
Gut zwei Wochen später wurde er an gleicher Stelle in einer ähnlichen Prüfung sechster von zwanzig Teilnehmern, als hoher 4:9-Favorit. Das genügte scheinbar seiner Umgebung, um ihn auf Gruppe I-Ebene zu satteln, im Criterium de Saint-Cloud, in dem er als dritte O’Brien-Farbe antrat und auch prompt Dritter wurde. Hinter den Trainingsgefährten Ballingarry und Castle Gandolfo, Vierter wurde die damals von Mario Hofer trainierte Banyu Dewi.
Am 7. April 2002 kam Black Sam Bellamy nach der Winterpause zum ersten Mal wieder heraus. Er gewann auf dem Curragh unter Michael Kinane als 4:7-Favorit ein über 2000 Meter führendes Sieglosen-Rennen gegen 17 Gegner. Sein Betreuer bezeichnete ihn auch damals noch als rückständig und nannte den Prix du Jockey Club, das Französische Derby, als Fernziel. Folgerichtig wurde er auch beim nächsten Start in Frankreich gesattelt.
Im Prix Hocquart (Gr. II, 2400 Meter) belegte er Anfang Mai in Longchamp als Favorit Platz zwei hinter dem Aga Khan-Hengst Khalkevi. Das genügte, um ihn in den „Jockey Club“ zu schicken, wo er unter Jamie Spencer neben River Dancer (Michael Kinane) und Castle Gandolfo (Seamus Heffernan) einer von drei Ballydoyle-Teilnehmern war.
Im Ziel war er sogar der Beste, auch wenn er als Fünfter nicht ernsthaft in die Entscheidung eingreifen konnte. Sulamani, damals noch in Niarchos-Besitz, hieß der Sieger, Zweiter wurde Act One vor Simeon und Great Pretender, dann folgte Black Sam Bellamy.
Nicht ganz drei Wochen später wurde der Hengst während Royal Ascot gesattelt, wo er als 100:30-Favorit die Queen’s Vase über 3200 Meter bestritt. Sieger wurde ein gewisser Mamool, Black Sam Bellamy hatte als Fünfter im 14-köpfigen Feld ernsthaft keine Chance, doch dürfte er an dem schon sehr stark abgetrockneten Boden gescheitert sein.
Wohl auch deshalb schloss sich eine längere Sommerpause an. Black Sam Bellamy lief erst wieder im Prix de l’Arc de Triomphe, in dem er als Zehnter (Sieger wurde Marienbard vor Sulamani und High Chaparral) ohne Möglichkeiten war. Er wurde dann nach Italien verladen, wo er zum ersten Mal in der Saison den von ihm bevorzugten weichen Boden antraf.
Unter Michael Kinane gewann er den Gran Premio el Jockey Club, ein über 2400 Meter führendes Gruppe I-Rennen gegen die Ullmann-Stute Guadalupe, Dritter wurde der Favorit Ekraar vor Caitano, Millenary und Well Made. Bei passenden Bedingungen war es die sicher bislang beste Leistung des Sadler’s Wells-Sohnes, der in die Winterpause ging.
Neunmal lief Black Sam Bellamy in diesem Jahr, ausgelassen hat man mit ihm nur wenig. Los ging es bereits im März im irischen Leopardstown, wo er als Evens-Favorit in den Alleged Stakes über 2000 Meter erwartungsgemäß keine Probleme hatte.
Sein Trainer schickte ihn dann nach Longchamp, wo er im Prix Ganay über 2100 Meter trotz weichen Bodens völlig chancenlos war. Zur Quote von 46:10 unterwegs, war er zunächst an der Spitze, ging dann im Einlauf aber völlig unter und landete auf dem letzten Platz, klar hinter dem Sieger Fair Mix.
Das war ein absolutes Streichresultat, denn vier Wochen später präsentierte sich auf dem Curragh ein ganz anderer Black Sam Bellamy. Mit dem Tattersalls Gold Cup, einem über 2100 Meter führenden Gruppe I-Rennen, in dem es rund 150 000 Euro für den Sieger gab, ging der Vierjährige auf und davon, schlug zur Quote von 6:1 unter Michael Kinane Highdown, Narratibe und In Time’s Eye, der Favorit Burning Sun endete nur auf dem fünften Platz im achtköpfigen Feld.
„Er galoppierte die Gegner in Grund und Boden“, schrieben die irischen Zeitungen tags darauf, nachdem er mit der Taktik von der Spitze aus diesmal Erfolg gehabt hatte. „Wir wissen nicht genau, was im Ganay los war“, meinte O’Brien nach diesem Rennen, „vielleicht war der Boden schon zu lose.“ Der Deal mit Fährhof war praktischerweise unmittelbar vor dem Sieg auf dem Curragh über die Bühne gegangen.
Der Coronation Cup wurde schon damals als nächstes Ziel genannt und dorthin führte auch sein Weg. Wie immer ging Black Sam Bellamy an der Spitze, und erneut sah es lange sehr gut aus. Der Boden war ohnehin schon zu abgetrocknet und auf den letzten Metern gingen dann Warrsan und Highest noch an dem 4:1-Favoriten vorbei.
Die „Racing Post“ meinte danach, dass sich Black Sam Bellamy von drei- auf vierjährig doch ein gutes Stück gesteigert habe.
Aidan O’Brien schickte ihn trotz völlig unpassender Bodenverhältnisse dann nach Royal Ascot, wo er, auch nicht unbedingt erwartet, im Gold Cup über 4000 Meter an den Start kam.
Nicht unerwartet hatte der Hengst trotz günstiger Ausgangsposition in der entscheidenden Phase nichts mehr zuzulegen, wurde bei zwölf Startern Achter. Auch der Start im Großen Dallmayr-Preis Anfang August in München stand unter keinem glücklichen Stern.
Michael Kinane tat auf der schnellen Bahn an der Spitze viel zu viel, ging eine mörderische Pace, die nicht gut gehen konnte. Schon im Schlussbogen war der 29:10-Favorit mit seinen Kräften am Ende, wurde schließlich hinter dem Sieger Ransom O’War nur Fünfter.
Mit diesen Leistungen im Gepäck reiste er zum Großen Preis von Baden nur als Außenseiter an, doch lief er ein ausgezeichnetes Rennen. Der Boden war sicher nicht so abgetrocknet wie bei den Starts zuvor, Black Sam Bellamy ging wie immer an der Spitze, hielt in der Geraden lange stand und musste sich letztlich nach einem heißen Gefecht nur mit einer halben Länge Rückstand Mamool geschlagen geben. Seinerseits war er zwei Länge vor dem von Dano-Mast angeführten Rest.
Aidan O’Brien kündigte sofort danach an, dass sein Schützling wie im Vorjahr im Prix de l’Arc de Triomphe laufen solle. Dort war er natürlich klarer Außenseiter, doch schlug er sich als Sechster – er wurde von Jamie Spencer geritten – absolut respektabel. Immerhin landete er u.a. vor dem natürlich entschuldigten Dai Jin, vor Ange Gabriel und Kris Kin.
Vom Viertplatzierten Doyen, sicher einem Pferd mit Perspektive, war er nur drei Längen geschlagen. Er wurde dann noch einmal im Gran Premio Del Jockey Club gesattelt, doch war der Boden schon stark abgetrocknet und kaum noch passend. Black Sam Bellamy wurde Vierter, ließ deutlich hinter dem Sieger Ekraar nur noch Well Made hinter sich.
In drei Rennzeiten hat er 18 Rennen bestritten, von denen er vier gewann, zwei davon waren Gruppe I-Rennen. Der englische Handicapper schätzte seinen Sieg auf dem Curragh sowie seine Leistungen in Baden-Baden und Epsom am Höchsten ein. Auf elastischem bis weichem Boden war er sicher ein gutes Stück höher einzuschätzen, immer traf er dieses Geläuf nicht an.
Was mehrfach angesprochen wurde, ist die Taktik, mit der bei Black Sam Bellamy operiert wurde. Er wurde meist an oder bei der Spitze geritten, nicht selten mit einem Tempo, das einem Führpferd angemessen war. Damit hat er immerhin zwei Gruppe I-Rennen gewonnen, er hat die Reisen, die unterschiedlichen Distanzen und die oft unpassenden Bodenverhältnisse offenbar bestens überstanden. Und das spricht für ihn.
Natürlich ist Black Sam Bellamy insbesondere durch seine Abstammung empfohlen. Seinen Vater Sadler’s Wells, inzwischen auch schon 22 Jahre alt, braucht man nicht mehr genauer vorzustellen, er ist längst eine Deckhengstlegende, produziert Jahr für Jahr Gruppe I-Sieger und steht aktuell vor einem neuen Vererber-Championat auf der Insel.
Refuse to Bend, High Chaparral und Brian Boru waren die Pferde, die in diesem Jahr besondere Ehre für ihren Vater einlegten. Eine echte Bewährungsprobe steht Sadler’s Wells aktuell als Vererber von Deckhengsten bevor. Da wird sich gerade in den nächsten zwei, drei Jahren einiges entscheiden, denn mit Galileo, High Chaparral und Montjeu stehen drei seiner jüngeren Söhne in Coolmore – natürlich ist noch keiner von ihnen zu beurteilen.
In the Wings, selbst schon vielfacher Gruppe I-Vererber (Mamool, Singspiel, Kutub, Annaba, Act One etc.), ist aktuell der wohl beste Sadler’s Wells-Sohn im Gestüt, Gruppe I-Sieger haben auch schon die Sadler’s Wells-Söhne Barathea und Imperial Ballet gestellt.
Black Sam Bellamy ist das vierte Produkt der Miswaki-Stute Urban Sea, Siegerin 1993 im Prix de l’Arc de Triomphe, Siegerin auch in sieben anderen Rennen wie dem Prix d’Harcourt, dem Prix Exbury und dem Prix Gontaut-Biron. Viele Rennstuten ihres Kalibers konnte man in der Zucht abhaken, nicht so dieses harte Pferd.
Ihr Erstling, der Bering-Sohn Urban Ocean gewann mit den Gallinule Stakes immerhin schon ein Gruppe III-Rennen, noch besser war die 1997 geborene Lammtarra-Tochter Melikah, insbesondere durch ihre Platzierung in den Irischen Oaks (Zweite) und den Englischen Oaks (Dritte).
1998 kam der Sadler’s Wells-Sohn Galileo zur Welt. Er wurde 2001 zum überragenden Pferd des Sommers, gewann das Epsom Derby, das Irische Derby und die King George VI and Queen Elizabeth Stakes. In diesen Tagen kommen in Irland und England seine ersten Fohlen zur Auktion.
Nach Black Sam Bellamy fohlte Urban Sea noch zwei weitere Produkte nach Sadler’s Wells, einen Hengst und eine Stute. Ihr Giant’s Causeway-Stutfohlen wurde im vergangenen Jahr in Newmarket für umgerechnet 2,7 Millionen Euro in die USA verkauft. Es ist, wie jeder weiß, eine Linie, die im Gestüt Schlenderhan ihren Ursprung hat.
Urban Seas Mutter, die Lombard-Tochter Allegretta wurde seinerzeit in Newmarket von Sir Michael Stoute trainiert, gewann zwei Rennen und war Dritte auf Gruppe III-Ebene. Auf den December Sales wurde sie verkauft und konnte sich in der Zucht außer durch Urban Sea in erster Linie durch King’s Best auszeichnen.
Der Kingmambo-Sohn gewann u.a. die 2000 Guineas, sein erster Jahrgang rückt in diesen Tagen in die Rennställe ein, die Jährlinge erzielten ausgesprochen hohe Preise bei den Auktion, so dass King’s Best bereits als ausgesprochen heißer Tipp bei den Zweijährigen-Vererbern im kommenden Jahr gilt.
Allegretta brachte auch die Gruppe III-Siegerin Alles les Trois, die den französischen Derby-Sieger Anabaa Blue brachte, der für eine Decktaxe von 8000 Euro in Frankreich steht. Für Galileo müssen im übrigen 40 000 Euro bezahlt werden. Turbaine, eine weitere Tochter der Allegretta, brachte über Umwege Schlenderhan wieder in seinen Besitz. Sie dankte es mit Tertullian und Terek.
Tertullian ist dreifacher Gruppe III-Sieger, wirkt im Union-Gestüt in Merten. Weitere aktuelle Deckhengste aus der Linie sind zwei Söhne der Urban Sea-Tochter Anzille, der Gruppe I-Sieger Anzillero, der im irischen Scarvagh House Stud steht, und All Pride, der in diesem Frühjahr seine ersten Stuten deckte.
Black Sam Bellamy reiht sich in ein in diese prominenten Namen und die Resonanz, die der Fährhof auf seinen Zugang bekam, war ausgesprochen gut. Er wird im kommenden Jahr bereits eine volle Liste haben, zumal seine Decktaxe mit 7500 Euro nach internationalen Maßstäben ausgesprochen moderat ist.