Vorbericht Baden-Dienstag:
Der Meilen-„Kracher“
Sie überschlug sich fast, die Stimme von Rennkommentator Manfred Chapman, als vor zwölf Monaten Up and Away und Touch Down sich ein Finale auf Biegen und Brechen lieferten. Mit unbändigem Kampfgeist hatte schließlich der Mäder-Veteran das bessere Ende, sicher hätte man beiden Kandidaten den Erfolg gegönnt. Am Dienstag treffen sich bei der Neuauflage des Darley-Oettingen-Rennens in Iffezheim nicht nur die beiden 2001-Protagonisten wieder. Es sind auch reichlich neue Meilencracks mit von der Partie in der Gruppe III-Prüfung am dritten Meetingstag an der Oos.
Stolze acht Jahre zählt Up and Away inzwischen, hat in seiner unvergleichlichen Karriere mit zunehmendem Alter immer mehr erreicht. Die aktuelle Form des Schützlings von Erika Mäder haut einen nicht unbedingt vom Hocker, doch darf man dem treuen Oldie sicher auch Ausrutscher verzeihen.
Den Vorzug verdient vorläufig Touch Down, unbestritten eine der ersten Adressen auf 1600 Metern in deutschen Ställen. Das weiß man nicht erst seit dem Sieg des Speedwunders in der Badener Meile beim Frühjahrs-Meeting. Auch jüngst in der Jaguar-Meile in Köln gefiel er in der Niederlage gegen die Engländerin Love Regardless. Inzwischen wird er stets auf den Punkt genau gebracht, bekanntlich darf er nicht zu früh an die Spitze kommen. Nur eine Voraussetzung ist unabdingbar für ein entsprechendes Abschneiden Touch Downs – abgetrockneter Boden. Trotz Sonnenschein am Freitag ist eine Vorhersage für Dienstag schwierig, das ein oder andere Gewitter könnte noch kommen.
Trainer Dave Richardson ist guten Mutes, setzt zum wiederholten Male auf Jimmy Quinn: „Touch Down hat das Rennen in Köln gut weggesteckt, ist nach wie vor wirklich sehr gut auf dem Posten. Er hat das ganze Jahr über seine Form behalten. Nur auf der tiefen Bahn in Hoppegarten war er unter Wert geschlagen. Ich hoffe, dass sich die Gewitter in Grenzen halten werden.“
Damals in Hoppegarten, in der Hasseröder – Berlin-Brandenburg-Trophy, markierte Sambaprinz seinen vorläufigen Karrierehöhepunkt, schlug in einem heißen Gefecht den vorne ausgerissenen Karlshofer War Blade. „Sambaprinz fühlt sich sehr gut. Ich würde mir etwas weichen Boden wünschen“, sagt sein Betreuer Horst Horwart. Das neuerliche Duell mit War Blade, der an der Oos noch etwas gutzumachen hat (hatte in der Badener Meile einen mehr als unglücklichen Rennverlauf, wäre sonst vielleicht ganz in der Nähe von Touch Down gewesen) ist ein weiteres Highlight dieses äußerst offenen Rennens, in dem sich so viele Kandidaten schon mehrfach begegnet sind.
Gelassen kann Peter Schiergen dem Rennen entgegenblicken. Mit Royal Dragon, der sich nach seiner Verletzungspause in Hoppegarten mit einem richtungsweisenden dritten Platz hinter Sambaprinz und War Blade zurückmeldete, hier Höchstgewicht tragen muss, und dem Seriensieger Zarewitsch (auch in Baden im Preis der Hotellerie schon erfolgreich) hat er zwei Cracks im neunköpfigen Aufgebot. Seine Einschätzung: „Royal Dragon hat auf schwerem Boden ein sehr ordentliches Comeback gegeben. Ich war nach der langen Pause zufrieden. Er prösentiert sich nun weiter gefördert. Ich hoffe auf gute Bahn. Mit Zarewitsch haben wir die Jaguar-Meile ausgelassen, da die Startfolge zu dicht gewesen wäre. Er hat noch nichts verkehrt gemacht, immer Geld mitgebracht. Er sollte vorne mitmischen können.“
Horeion Directa endete in Berlin als Vierter etwas deutlicher zurück, könnte das Pferd für die Überraschung sein, während No Merci (braucht schweren Untergrund) als längste Außenseiterin durchgehen wird.
Anders die Ausgangsposition des unverwüstlichen Pardus, der seinem Besitzer eigentlich bei fast jedem Start mit seinem unbändigen Kampfgeist Freude bereitet. Man erinnert sich gut an die knappe Niederlage in Hamburg gegen Zarewitsch, auch in Dortmund scheiterte er nur hauchdünn, diesmal an War Blade und Gorlor. In der Jaguar-Meile verhinderten ein schlechter Start und der abgetrocknete Boden ein noch besseres Abschneiden. Trainer Mario Hofer: „Wir machen einen Start vom Boden abhängig. Wenn es regnet und das Geläuf weich sein sollte, bestreitet er dieses Rennen, andernfalls gehen wir in den Preis von Schlenderhan am letzten Tag. Das werden wir kurzfristig entscheiden. Torsten Mundry hat ihn in Hamburg schon schön geritten. In Köln war Pardus etwas aufgedreht. Wir haben ihn in der Arbeit gesprungen. Er macht einen blendenden Eindruck.“
Auch im zweiten Highlight der großen Dienstagskarte (zehn Rennen), dem Preis der Jährlingsauktionen, scheint Mario Hofer bestens gerüstet, schickt Levirat an den Start. „Es starten zwar nur sieben Pferde, aber das Rennen ist trotzdem knifflig. Amistad trägt mit 50 Kilo ein sehr niedriges Gewicht, auch Rambus ist gefährlich. Für Levirat sieht es aber leichter aus als in seinen letzten Prüfungen. Guter Boden wäre von Vorteil.“
In dem übersichtlich besetzten Rennen ist sicher auch Olaso ein Kandidat mit Perspektive, doch muss der Aufsteiger aus dem Stall von Pavel Vovcenko einige Kilos weggeben.