„Ich konnte nicht schlafen, habe mir das Derby noch 80 Mal angesehen“

Es war ihr großer Moment! Am Sonntag gewann Nina Baltromei als erste Frau das Deutsche Derby. Es war ihr 50. Sieg, seit Sonntag ist sie der 100. individuelle Derbysieg-Reiter, am Montag feierte sie darüber hinaus noch ihren 27. Geburtstag und mit Attention Rocket gewann sie auch gleich wieder ein Rennen. Es ist alles wie im Traum für die Reiterin.

GaloppOnline.de traf Nina Baltromei am Montag nach dem letzten Rennen in Hamburg. „Ich habe das immer noch nicht realisiert“, so Nina Baltromei. „Ich konnte auch nicht schlafen, habe mir das Derby bestimmt noch 80 Mal angesehen.“

Das Rennen selbst beschreibt sie wie folgt: „Hochkönig hat mir vor und in der Maschine ein super Gefühl gegeben, war ganz trocken und ruhig, aber als die Boxen dann aufgingen, dachte ich nur, ups, das hatten wir uns anders vorgestellt. Das erste Tempo konnte Hochkönig nicht mitgehen, als es dann langsamer wurde, kam uns das entgegen.“

Mit ihrem Partner kam sie dennoch im Hintertreffen in die Geraden. „Da habe ich aber gesehen, dass die anderen ihre Pferde schon aufmunterten und mein Pferd ging wie ne Millionen. In der Zielgeraden war ich dann fast schon neben Andrasch (Starke), der mir die Bude nicht zugemacht hat. Das war super fair und muss auch einmal gesagt werden.“

Und so kamen Hochkönig und Baltromei immer näher an den bis dato führenden Briten Convergent heran und fingen diesen dann auch noch ab. „Ich wusste nicht, ob ich gewonnen hatte. Der Engländer meinte auch, er hätte gewonnen. Aber dann kam Martin (Seidl) und hat mir gratuliert, er hatte es von hinten wohl gesehen. Auch Andrasch war dann gleich da.“ Und dann stand der Sieg im wichtigsten deutschen Rennen nach einigen Momenten auch offiziell fest. Was für eine Geschichte!

Begonnen hat Nina Baltromeis Karriere im Grunde erst im Jahr 2023, nachdem sie im Jahr zuvor gerade einmal zwei Ritte absolviert hatte. 2022 war sie nach acht Jahren zurück in den Rennsattel gekehrt. Nachdem die anfänglich als Amateurin ritt – 2024 gewann sie das Championat – begann sie vor vier Wochen ihre Ausbildung bei Yasmin Almenräder.

„2014 hatte ich auf Christin nur einen Ritt und damals Schwierigkeiten mit dem Gewicht. Es machte damals keinen Sinn mit Gewalt gegen dieses Problem anzukämpfen. Ich wollte, sehen wie es sich entwickelt, und irgendwann ging es mit dem Gewicht ganz leicht. Als ich dann New Light (mit der Stute gewann sie vor zwei Jahren in Mülheim) bekam, hat mich der Ehrgeiz wieder richtig gepackt“, erinnerte sich Nina Baltromei, die nach dem Derby-Triumph auch wieder einen emotionalen Gruß gen Himmel zu ihren 2012 verstorbenen Vater Werner Baltromei schickte, in einem in diesem Jahr erschienenen Sport-Welt-Interview.

Ihr Vater ist immer dabei, nicht nur, wenn sie Rennen reitet, und man möchte sich vorstellen, wie stolz Werner Baltromei, viele Jahre erfolgreicher Trainer in Mülheim an der Ruhr, auf seine Tochter gewesen wäre.

„Ich habe so viel von meinem Vater mitbekommen. Er war ein echter Pferdemann mit dem Blick für die Pferde. Sowohl im Training als auch beim Kauf und letztlich auch bei den Einsätzen im Rennen hatte er immer ein sehr gutes Auge. Von seinen Erfahrungen habe ich viel lernen können, da nimmt man schon einiges mit. Für das Reiten war aber eher meine Mutter zuständig, die aber immer mehr Angst um mich hatte als mein Vater. Aber wenn ich mal vom Pferd gefallen bin, dann war sie auch immer die Erste, die gesagt hat, dass ich wieder aufsteigen soll. Das ist das Beste, was man tun kann. Wir sind halt eine echte Rennsport-Familie.“

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