Die Stall Phillip-Story:

Jeder, der sich für Galopprennen interessiert, kennt die beiden Gruppepferde Sehrezad und die aktuelle Winterkönigin Djumama. Beide Pferde haben für den Kölner Stall Phillip bzw. Stall Phillip I die Träume im Galopprennsport wahr werden lassen. Maßgeblich dafür verantwortlich zeichnet Trainer Andreas Löwe und sein Team im Kölner Weidenpescher Park. So weit, so gut.

Wir schreiben das Jahr 2004. Bei einem Geschäftsessen irgendwo in Köln kommen die Beteiligten eher durch Zufall auf die schnellen Pferde zu sprechen. Damals konnten die beiden Unternehmer aus der Gesundheitsbranche nicht ahnen, das sich aus diesem schicksals-haften Meeting eine Erfolgsgeschichte entwickeln sollte, die einfach nur großartig erscheint.

Mein Gesprächspartner erinnert sich gerne an jene Monate, wo er zu den Vollblütern wie die Jungfrau zum Kind gelangte. „Gut, ich habe schon mehrfach auf Warmblütern gesessen, bin geritten, aber das uns der Galopprennsport eine solche Begeisterung und Emotionen freisetzt, dies konnte damals keiner von uns ahnen. Wenige Wochen später hatte ich nämlich ein Foto einer Stute in meinem Email-Postfach mit dem Zusatz „Ich habe da ein Pferd für Sie“, die man uns wohlgemerkt für kleines Geld anbot. Schauen Sie sich die Stute doch einfach einmal an. Sie steht bei Andreas Löwe in Köln und heißt The Spring Flower“.

Und genau diese Kornado-Tochter aus der Zucht von Gertrud Knoche sollte schließlich der Anfang einer wunderbaren Erfolgsgeschichte sein. Die beiden Unternehmer, die eigentlich im Berufsleben Konkurrenten waren, jedoch privat die besten Freunde, gründeten kurzerhand einen Rennstall mit Namen Stall Phillip.

Der Namensgeber ist der heute 16-jährige Sohn eines Stallgründers, Internatsschüler in Münster und natürlich mächtig stolz auf das heute Erreichte. „Der Galopprennsport ist für uns zu einer wunderbaren Erfahrung geworden, damit meine ich auch die schlaflosen Nächte vor den Rennen oder die stundenlangen Diskussionen um den jeweiligen Crack.

Es hat halt eine Leidenschaft und Begeisterung entfacht, für die vor allen Dingen unser Trainer Andreas Löwe und sein Team verantwortlich zeichnet. Das fängt schon damit an, dass wir es genießen, am Samstagmorgen im Rennstall z.B. nach einer anstrengenden Jobwoche, den Kopf für einige Stunden frei zu bekommen, man ist gleich in einer anderen Welt.

Und diese Begeisterung stammt gerade von einem Trainer, der all seine Erfahrungen an seine Besitzer weitergibt, die Stimmung im Team, die Fürsorge und Achtsamkeit, wie man mit den Pferden umgeht, haben uns von Anfang an in den Bann gezogen“. Und wenn denn auch noch gleich das erste eigene Pferd bis in die Listenklasse hochläuft wie im Fall The Spring Flower, die Stute würde übrigens fünfjährig in Baden-Baden anschließend verkauft, dann war das ein Einstieg in den Rennsport, der besser für den Stall Phillip nicht hätte laufen können.

„Aber wir haben auch unser Lehrgeld bezahlt oder anders ausgedrückt das Leiden gelernt, weil wir fortan dachten, Helden zu sein. Wir kauften Saalehimmel oder Merano, die später bei Besitzertrainer Volker Röhrig den Himmel auf Erden hatten. Die konnten halt auf der Rennbahn nicht allzu viel.“

Aber das Feuer loderte weiter, erst klein, später immer größer. Dann sah man Andreas Löwe regelmäßig im Herbst mit einem Auktionskatalog in der Hand. Newmarket hieß das Thema. „Anfangs haben wir nach dem Zufallsprinzip mit dem Finger reingetippt und dabei fünf bis sechs Pferde ausgesucht, im zweiten Jahr hatten wir das Hauptaugenmerk nur auf Schimmel gelegt.

Der Trainer hat sich strikt an diese Auswahlprinzipien gehalten, hat nie den Versuch unternommen, uns ein Pferd zum Beispiel aufzuschwatzen. Das entscheidende Kriterium, das schließlich zum Kauf von Sehrezad führte, war schließlich das Geburtsdatum eines der Stall Phillip-Gründer, nämlich der 22.04.. „Wir suchten also alle Pferde heraus, die am 22.04. geboren waren. Schließlich fiel die Wahl des Trainers in Newmarket auf den braunen Hengst Sehrezad, der an genau diesem Tag geboren war.

Bei meiner ersten Begegnung mit dem Pferd sah Sehrezad zottelig aus, wild, die Mähne struppig, aber es war ja auch spät im Jahr“. Der Trainer jedenfalls zeigte sich früh von dem braunen Hengst beeindruckt. „Seine Ansagen stimmen und sind zugleich unheimlich wertvoll“.

Löwe hielt den Braunen schnell für ein frühes Pferd, der Hengst zeigte sich bereits gut entwickelt bei seiner Ankunft und empfahl sich zudem als echter Hingucker. Heute ist Sehrezad der Chef im Stall, steht gleich vorne, wo er alles unter Kontrolle hat. Bei 21 absolvierten Starts von 2 – 5-jährig siegte der Titus Livius-Sohn viermal,siegte als Höhepunkt auf Gruppe II-Niveau und schaffte 10 Platzierungen, bei einer Gewinnsumme von 234.000 Euro.

„Es fasziniert uns und macht einfach stolz, wie kontinuierlich dieses Pferd auf diesem hohen Niveau regelmäßig seine Leistungen abruft, er ist fast immer dabei, darin sehe ich einen besonderen Verdienst von Trainer und Mannschaft“.

Und man denkt natürlich auch, was wird aus dem Hengst, wenn er mal keine Rennen mehr laufen kann. Wenn, dann vielleicht Deckhengst, dann muss man ihn auch mit Stuten unterstützen. Also kauft man sich selbst eine Stute, oder besser gesagt. Der Trainer hat die meiste Erfahrung, er soll aussuchen. Andreas Löwe brachte schließlich Djumama aus Newmarket mit für 24.000 Guineas, die schließlich für Stall Phillip I antreten sollte. Sie wirkte auf mich zickiger, ein richtiges Mädel eben, wie Frauen schon mal sind“, holt mein Gesprächspartner weiter aus mit einem Augenzwinkern und einem spitzbübischen Lachen zugleich.

„Sie tut nur, was sie muss in der Arbeit, und der Trainer hatte wieder diese Art zu begeistern. Die Stute habe Klasse, meinte Andreas Löwe. Vor dem Baden-Baden-Rennen regnete es die halbe Nacht. Ich stand am Hotelfenster und konnte nicht schlafen, dann auf dem Weg zur Rennbahn noch einmal ein kräftiger Platzregen. Ich dachte, eigentlich braucht die Danehill-Linie ja besseren Boden, doch im Rennen fand Adrie die richtige Spur und gewann. Zwei Starts, zwei Siege und Winterkönigin, unglaublich“.

Dabei ist die Saison jetzt zu Ende und der Stall kann getrost von den 1000 Guineas bzw. der Diana 2011 träumen. „Eigentlich zelebrieren wir jeden Sieg, ob klein oder groß, ich genieße es mit dem Team zu feiern, nicht zuletzt weil uns der Sport auch viele nette Kontakte beschert hat. Und wissen Sie was, der Trainer ist mit all seiner Erfahrung fast noch aufgeregter als wir Besitzer, wie er mitleidet in jedem Rennen, das gehört einfach dazu“.

Und in der Nacht zum Sonntag wird es sicherlich wieder eine schlaflose Nacht für den Stall Phillip geben. Denn Sonntag startet Sehrezad im mit 154.000 Euro dotierten Premio Ribot unter Jiri Palik in Rom. Viele Wege führen bekanntlich in die heilige Stadt, das ein Geburtsdatum als Auswahlkriterium zu einem Gruppe-Sieger führt, ist sicher ein ganz besonderer.

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