„Der Abschied lief ab wie in einer Schnulze“

Besser hätte ein Regisseur den Abschied von Dieter Ronge als Trainer nicht inszenieren können. Ausgerechnet im allerletzten Rennen der Riemer Galopp-Rennsaison schaffte der 65-jährige mit seiner finalen Starterin Leila noch den vielumjubelten Abschiedstriumph auf seiner Heimatbahn. Wobei allerdings schon mächtig Schwitzen angesagt war, denn die große Steherin brach in der Distanz nach außen weg, wurde aber im richtigen Moment von Eugen Frank wieder geradegerichtet. „Das war alles wirklich wie im Film, wie in einer Schnulze. Etwas Schöneres gibt es doch nicht, als mit einem Sieg aufzuhören, alle haben sich gefreut, die ganzen Mädels im Stall“, blickt Dieter Ronge noch einmal strahlend zurück.

Etwas früher am Nachmittag schien bereits Noble Jack eine gute Siegchance zu besitzen, doch fand der Wallach im entscheidenden Moment die Passage versperrt. „Natürlich fällt jeder Abschied schwer, aber letztlich geht die Gesundheit vor, denn das ist immer noch das Wichtigste. Man frisst so viel in sich hinein. Mit den Pferden, die zu mir in Training kamen, hat mich immer eine tiefe Freundschaft verbunden. Doch ist alles auch unheimlich teuer geworden, z. B. braucht man in der Zwischenzeit einen eigenen Transporter für rund 50.000 Euro. Da muss ich lange fahren, um den abzubezahlen“, kommt Dieter Ronge ins Grübeln.

Drei lokale Championate
2004 errang Dieter Ronge erstmals das lokale Trainerchampionat in Bayern, wobei er quasi auf der Ziellinie Werner Glanz mit 20 zu 19 Punkten schlug. Auch in den beiden darauf folgenden Jahren 2005 und 2006 konnte das Riemer Urgestein sich diesen Titel sichern. Der einstige Hindernisreiter und spätere Futtermeister am Stall von Erich Pils steigerte dieses Ergebnis dann auf jeweils 29 Siege. „Und jetzt reichen bereits neun zum Championat“, kommt bei ihm schon etwas Wehmut auf. 1995 erfolgte der Wechsel ins Trainerlager, zuvor hatte er vor allem als Hindernisreiter von sich reden gemacht.

Dreizehn Siege auf der Flachen und sechsunddreißig über die Sprünge gelangen in seiner Karriere, „doch wollte ich relativ zeitig lieber Trainer werden, vor allem auch aus dem Grund, dass ich nicht aus München weg wollte. In Köln hätte ich als Reiter sicher deutlich bessere Chancen gehabt. München ist meine Heimat, ich bin über fünfzig Jahre auf dieser Rennbahn. Riem bietet für Deutschland das perfekte Gelände.“ Schon als kleines Kind war der kleine Dieter immer auf einem Bauernhof, auf dem mit Pferden gearbeitet wurde. Mit sieben Jahren fuhr er mit dem Fahrrad zufällig auf die Rennbahn und war von da an mit dem Galopper-Virus verbunden.

Deva das beste Pferd
Das beste Pferd in seiner Karriere war ohne Zweifel die großartige Deva von Helmut von Finck, die mit der Baden-Württemberg-Trophy in Iffezheim und dem Premio Paolo Mezzanotte zwei Gruppe-Rennen gewann. Als „Vollbomber“ erwies sich aber auch Vigoroso aus dem Besitz von Elke Weiss, der als Zweijähriger in Köln das Oppenheim-Rennen gewann. Andreas Suborics, mit ihm verband ihn schon immer eine freundschaftliche Verbundenheit, war der Siegreiter. „Mit Vigoroso konnte ich damals beweisen, dass auch ein Münchener Trainer in der Lage ist, den Trainern im Westen Paroli zu bieten.“ Der für unschlagbar gehaltene Schlenderhaner Bernardon folgte bereits drei Längen zurück. Aber auch der absolute Baden-Spezialist Magic Dancer, der „sehr viel Spaß machte“, und vor allem noch der unverwüstliche Serenus waren unvergessliche Höhepunkte in der Laufbahn von Dieter Ronge.

„Als Dreijähriger gewann Serenus gleich gegen Kronado von Andreas Wöhler und später nach Protestverfahren ein Listenrennen auf der Heimatbahn. Bei seinem zweiten Platz zum Jahresausklang in Rom musste er sich nur dem besten italienischen Pferd Altieri geschlagen geben“, blickt Dieter Ronge zurück, der sich vor seiner Trainertätigkeit auch als Züchter mit Talleyand und Tycoon einen Namen machte. Wichtige Stationen waren der 100. Sieg als Coach mit dem Park Wiedinger Dundee am 18. April 2004, und am ersten Wies’n-Sonntag des gleichen Jahres  ließ es Dieter Ronge mit einer vielbeachteten Viererserie auf der Heimatbahn so richtig „krachen“. „Die Pferde haben mir immer viel Spaß gemacht, die geben dir so viel wieder zurück, auch wenn es natürlich immer wieder Rückschläge gibt“, sagt der in den Ruhestand verabschiedete Trainer.

Toller Oceanmambo
Ganz aktuell sorgte der dreimalige Jahressieger Oceanmambo im stolzen Alter von neun Jahren für einen Höhepunkt in Ronges letztem Jahr als Trainer. Wenn ich mir überlege, dass er dabei 10.800 Euro gewinnt und in Frankreich bestimmt mehr als das Dreifache herausgekommen wäre, kann etwas mit unserem System nicht stimmen. Ich hoffe, dass die Besitzer, die viel investieren, nicht die sind, die am wenigsten herausbekommen.“

Gutes Traber-Verhältnis
Was hat Dieter Ronge als künftiger Rentner vor? „Auf jeden Fall mein Handicap im Golf verbessern, denn das wurde in der Zwischenzeit immer schlechter. Natürlich viel auf Reisen gehen, vor allem nach Asien. Sicherlich werde ich mir überlegen, in Zukunft etwas mit Pferden zu unternehmen, ohne die geht es bestimmt nicht.“ Nur einen Steinwurf von der Riemer Galopprennbahn ist Daglfing mit den Trabern entfernt. Dort trifft man an fast jedem Renntag immer wieder Dieter Ronge mit seiner Frau Brigitte, die eine sehr gute Amateur-Fahrerin war und über 100 Rennen im Sulky gewann. „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Trabern, bin auch in einem Gestüt aufgewachsen, aber die Galopper sind mir schon lieber“, schmunzelt Dieter Ronge. 

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