„In Zukunft auch Derby und Oaks gewinnen“

Seit mehr als 40 Jahren zählt das Cheveley Park Stud der Eheleute David und Patricia Thompson zu den führenden Adressen Europas. Ob als Zuchtstätte, Heimat von stets mehreren Deckhengsten, als Auktionsanbieter oder Einkäufer und vor allem auch als Besitzer von Pferden in Training. Allein die nackten Zahlen dokumentieren das Ausmaß: Cheveley Park Stud ist im Besitz von 140 Mutterstuten und hat 137 Pferde bei 15 verschiedenen Trainern in Training. Die Liste der Gruppe-Sieger, die im in Newmarket ansässigen Cheveley Park Stud ihre Kinderstube erlebten, ist schier endlos lang. Als man zu Beginn der 70er Jahre ins züchterische Abenteuer startete, setzte man sofort auf Sprintqualitäten. Der erste Stallion im Cheveley Park Stud war Music Boy, der für die Thompsons in Royal Ascot gewann und später in den berühmten Gimcrack Stakes nicht zu bezwingen war. Es war der Anfang einer großen Erfolgsgeschichte, die bis zum heutigen Tage anhält. Ein Auszug ohne den geringsten Anspruch auf Vollständigkeit der in den roten Cheveley Park Stud-Farben siegreichen Gruppe I-Sieger sind: Pivotal, Gay Gallanta, Russian Rhythm, Allegretto, Medicean, Red Bloom, Chorist, Nannina, Confidential Lady, Hooray oder Integral.

Palette von acht Deckhengsten
Der in den Cheveley Park Stud-Farben zum July Cup-Sieger aufgestiegene Pivotal erwies sich in der Zucht als wahrer Volltreffer und war für David und Patricia Thompson der wohl beste Deckhengst, der in ihrem Gestüt wirkte. Auch Medicean war bei den Züchtern in England und ebenso im Ausland ein immens stark gefragter Hengst. Beide, Pivotal wie auch Medicean, wurden auch von deutschen Züchtern in ihren Dispositionen recht oft berücksichtigt. Mittlerweile genießt Medicean seinen Ruhestand, auch Pivotals Sohn Kyllachy hat man aus dem Deckgeschäft herausgenommen. An mangelndem Business aber fehlt es im Cheveley Park Stud gewiss nicht. Immer wieder hat man neue Hengste aufgestellt, stets Stallions, die für Schnelligkeit und Speed stehen. Aktuell ist es an der Spitze der mittlerweile bereits 25-jährige Pivotal, für den aber immerhin noch 40.000 Pfund in diesem Jahr aufgerufen werden. Allein das spricht für die Qualität des Nureyev-Enkels. Ferner decken auf Cheveley Park Stud die einst auf Sprintstrecken zur europäischen Spitze zählenden Dutch Art (15.000 Pfund Decktaxe), Twilight Son (10.000 Pfd.), Lethal Force (8.000 Pfd.), Mayson (6.000 Pfd.), und Garswood (4.000 Pfd.). Mit dem 2013 im französischen Derby über 2100 Meter siegreichen Intello schlug man einen ersten, etwas neuen Weg ein und setzte schon einen Tick mehr auf Steherblut. Der Galileo-Sohn deckt in diesem Jahr im Cheveley Park Stud für 20.000 Pfund.

Die Wahl fiel auf Ulysses
„Wir wollten uns, was unsere Deckhengste angeht, in Zukunft ein klein wenig neu aufstellen. Patricia Thompson wünschte einen Hengst, der auf der Rennbahn auch 2400 Meter auf hohem Niveau bewältigte“, erklärte Cheveley Park Studs langjähriger Gestütsleiter Chris Richardson. Die Eigner des erfolgreichen Gestüts brachten es auf einen Nenner. „Die Nachkommen unseres neuen Deckhengstes sollen auch das Epsom Derby oder die Oaks gewinnen können.“  So hielt man im letzten Jahr Ausschau nach einem geeigneten künftigen Deckhengst auf Cheveley Park Stud. In die allerengste Auswahl fiel der 2017 vierjährige Galileo-Sohn Ulysses. Trainiert von Sir Michael Stoute für die Familie Niarchos, steigerte sich der Hengst in seinen drei Rennzeiten kontinuierlich und krönte seine Laufbahn im letzten Jahr mit dem Erfolg in den zur Gruppe I zählenden Juddmonte Stakes. In York ging es bei seinem Triumph über Churchill und Barney Roy über 2100 Meter. Den ersten Gruppe I-Treffer hatte Ulysses in den über 2000 Meter führenden Coral Eclipse Stakes markiert, als er in Sandown Barney Roy und Eminent bezwang. Aber auch über 2400 Meter kam der Galileo-Sohn zum Zuge. Er gewann auf dieser Distanz die zur Gruppe III zählenden Gordon Stakes und zeigte über 2400 Meter vermutlich auch seine beste Leistung, als er in den letztjährigen „King George“ lediglich der späteren Arc-Siegerin und Ausnahmestute Enable den Vortritt lassen musste. Dabei blieb er als Zweiter vor Highland Reel und Jack Hobbs. Seinen letzten Auftritt bestritt Ulysses im Prix de l‘Arc de Triomphe, in Chantilly wurde er hinter Enable und Cloth Of Stars Dritter.

Start mit toller Stutenliste
Schließlich suchten David und Patricia Thompson das Gespräch mit Maria Niarchos. Der Deal, dass Ulysses in Cheveley Park Stud seine Stallionslaufbahn beginnen würde, war schnell unter Dach und Fach. Als Sohn von Weltchampion Galileo und aus der seinerzeit von Sir Henry Cecil für die Niarchos-Familie zur Epsom Oaks Siegerin geformten Light Shift ist Ulysses von seinen Papieren her ohnehin wie ein Deckhengst gezogen. Dazu nun diese Rennlaufbahn. Wieder einmal gelang es Sir Michael Stoute, das Potenzial eines Hengstes mit zunehmender Reife voll zur Entfaltung zu bringen. Zum Start in Ulysses Stallionskarriere legte man die Decktaxe auf 30.000 Pfund fest. Damit ist der Galileo-Sohn aktuell der teuerste unter den acht Hengsten im Cheveley Park Stud. Mit seinem jetzigen Heimatgestüt im Rücken sowie der Tatsache, dass auch etliche Stuten aus der Niarchos-Zucht zu Ulysses reisen werden, startet der Galileo-Sohn mit einer Topliste. Mindestens 30 Stuten von Cheveley Park Stud stehen auf seiner Liste, um die zwölf Niarchos-Stuten werden den Galileo-Sohn aufsuchen. Durchweg höchste Qualität also. Unter anderem ist auch Moonlight’s Box, die Mutter von Arc-Sieger Bago und des in Fährhof aufgestellten Maxios für Ulysses vorgesehen. Darüber hinaus erwarb Cheveley Park Stud weitere Stuten, die zu Ulysses (Foto) passen. Blutmäßig wie auch von großer Qualität. Wie zum Beispiel Fools in Love und Sky Mesa, die bereits Gruppe-Sieger brachten. Dafür gingen die Thompsons tief in die Tasche. Der Hammer für diese Stuten fiel in den Staaten erst bei 1 bzw. 2 Millionen Dollar. In Europa zahlte man für zwei Stuten, die auf der Liste von Ulysses stehen, 600.000 und 560.000 Euro.

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