Ganz realistisch gesehen wäre ein deutscher Sieg im Mehl-Mülhens-Rennen, das seit jeher das Ziel von guten Pferden aus Großbritannien war, eine Überraschung gewesen. Dafür, dass der Sieg im ersten Klassiker der Saison ins Ausland gehen würde, nachdem man ihn in den vergangenen beiden Jahren durch Poetic Dream, bzw. Ancient Spirit im Lande halten konnte, sprach alleine schon die Tatsache, dass sich lediglich drei hierzulande vorbereitete Pferde einer Übermacht von acht Pferden gegenüber sahen. Ein historischer Fakt, denn noch nie in der Geschichte des Kölner Klassikers waren die einheimischen Pferde so deutlich in der Unterzahl. Und vor allem die Gäste von der Insel hatten ganz anderes Format als jene, die zuletzt im Krefelder Stadtwald im Dr. Busch-Memorial am Start waren, wo Sibelius und der Winterfavorit Noble Moon nur als Vierter, bzw. Fünfter über die Linie gekommen waren. Damit, dass die ersten drei Plätze an Gäste von der Insel gehen würden, damit musste man schon rechnen, und im Grunde waren es dann sogar auch die logischen Pferde, die vorne waren. Dass aber am Ende die Pferde aus England und Irland die ersten sieben (!) Plätze belegen, und Sibelius als bester Deutscher rund fünf Längen hinter dem Sieger als Achter über die Linie kommt, das hatten wohl selbst die größten Pessimisten so nicht erwartet, und ist schon ein sehr ernüchterndes, und letztlich auch enttäuschendes Ergebnis, um nicht zu sagen Fiasko. Denn auch wenn es sich bei den Gästen aus Großbritannien um gute Pferde handelte, zur Spitze gehörten sie (zumindest bislang) in England noch nicht.
Bei Stehern sieht es anders aus
Doch dass es auf der Meile hierzulande nicht besonders prickelnd aussieht, das ist nichts Neues, nur macht es sich gerade richtig stark bemerkbar, dass die deutsche Zucht bislang eben fast ausschließlich auf Stehvermögen ausgerichtet ist. Die Qualität der deutschen Pferde ist auf den längeren Distanzen einfach deutlich höher, im Union-Rennen würde es ein solches Ergebnis wie jenes vom Sonntag sicher nicht geben, dort würden wahrscheinlich aber auch gar nicht erst soviele Gäste an den Start kommen. In den German 1.000 Guineas am kommenden Sonntag in Düsseldorf könnten – Stand Montagmittag – vier Pferde aus Großbritannien laufen, nicht ausgeschlossen, dass es auch in dem Düsseldorfer Klassiker dann wieder eine Enttäuschung gibt, doch möglicherweise sind die Stuten des Derbyjahrgangs ja wirklich etwas stärker als sie Hengste, und können das Gruppe II-Rennen im Lande halten.
Viele Favoriten floppten
Wo wir gerade von Enttäuschungen reden. Diese gab es in den letzten Tagen auch in dem ein oder anderen Rennen für den Derbyjahrgang. Pferde wie die Schlenderhaner So Chivalry und Surely Motivated, sein Trainingsgefährte Avestan, oder Nubius, alle noch mit einer Derby-nennung versehen, konnten als Favoriten am vergangenen Wochenende nicht gewinnen, und sich somit auch nicht für Hamburg empfehlen. Die Reihen der Kandidaten für das „Blaue Band“ lichten sich also, und werden das in den nächsten Wochen sicher auch noch weiter tun. Denn jetzt kommen die entscheidenden Trials. In Düsseldorf am Sonntag sind der Ittlinger Laccario, sein Kölner runner up Nirvana Dschingis und die Stute Ormuz, die zuletzt im Handicap bei ihrem Saisondebüt auch unter den Erwartungen blieb, Pferde, die einen großen Schritt Richtung Hamburg machen können, Beim Frühjahrs-Meeting in der Woche darauf Iffezheim ist dann der Frühjahrs-Preis das nächste Trial. Hier ist es ein Pferd wie Woodking, das zeigen muss, ob er den nächsten Schritt auf der Karriereleiter gehen kann, auch der Fährhofer Calico, der auch in der Niederlage zu Andoro in Hoppegarten nicht enttäuschte, hat noch eine Nennung für das Gruppe III-Rennen. An sonsten bleibt es bei den Pferden, die man schon lange ganz oben im Wettmarkt für das Hamburg-Highlight findet. Django Freeman, Winterfuchs oder Dschingis First. Donjah hat man in diesem Jahr überhaupt noch nicht auf der Bahn gesehen, sie ist für das Diana-Trial in Hoppegarten genannt.
Das ein oder andere der genannten Pferde kann sich vielleicht noch für größere Aufgaben empfehlen, doch es wird in den kommenden Wochen wieder Enttäuschungen geben.