Wer das wichtigste Zweijährigen- und Dreijährigen-Rennen gewinnt, der ist zunächst einmal grundsätzlich die Nummer eins in seinem Jahrgang. Dieses Doppel kommt selten genug vor. 2015/2016 schaffte dies Darius Racings von Andreas Wöhler trainierter Isfahan. Um seine unmittelbaren Vorgänger zu finden, muss man Jahre, sogar Jahrzehnte zurückblättern. 1995/1996 war es der Fährhofer Lavirco gewesen. Davor Lando 1992/1993 und Lagunas 1983/1984. Dies offenbart, dass ein Pferd weit überdurchschnittliche Frühreife und Klasse besitzen muss, um diese beiden Rennen zu gewinnen. Natürlich kommen sofort die Ersten mit erhobenem Zeigefinger um die Ecke und erinnern, dass der Derbysieger nicht unbedingt die Nummer eins im Jahrgang sei. Was ohne Zweifel auch relativ häufig so ist. Doch den Preis des Winterfavoriten und das Derby zu gewinnen, das ist unverändert eine recht seltene wie sportlich höchst respektvoll anzusehende Konstellation.
Transport ist Chefsache
Das machte Susanne Wöhler Anfang November zur „Chefsache“. Im Transporter begleitete die Ehefrau von Andreas Wöhler den amtierenden Derbysieger Isfahan von Ostwestfalen ins Saarland nach St. Wendel. Genauer gesagt, in das Gestüt Ohlerweiherhof, wo der Lord of England-Sohn, der in den Farben von Darius Racing Sieger im Preis des Winterfavoriten, Bavarian Classic und Deutschen Derby war, im kommenden Jahr seine Decklaufbahn beginnen wird. Dass Susanne Wöhler der Lord of England-Sohn besonders ans Herz gewachsen ist, hat bekanntlich einen simplen Grund. Susanne und Andreas Wöhler zeichnen als Züchter des Derbysiegers. Auf der BBAG-Jährlingsauktion war der Hengst, damals noch unter dem Namen Inuit, für 35.000 Euro in den Besitz von Darius Racing gewechselt, kehrte dann aber mit dem Namen Isfahan in den Rennstall von Andreas Wöhler nach Ravensberg zurück, so dass sich dieser Kreis wieder schloss. Bereits mit Incantator hatten Susanne und Andreas Wöhler aus ihrer Mutterstute Independent Miss einen Gruppe-Sieger gezogen. Isfahan steht den Züchtern 2017 auf dem Gestüt Ohlerweiherhof für eine Decktaxe von 4.000 Euro zur Verfügung. Darüber hinaus wird ein attraktives Bonusprogramm angeboten: 20.000 Euro gibt es für den Züchter des ersten Siegers von Isfahan. 30.000 Euro für den Züchter des ersten Black-Type-Siegers und 50.000 Euro für den Züchter des ersten Gruppesiegers, der von Isfahan stammt. Das Bonusprogramm ist beschränkt auf die Pferde der Jahrgänge 2018 und 2019. Darius Racing-Manager Holger Faust: „Uns liegen bereits Buchungen vor. Natürlich von Ohlerweiherhof, ferner von den führenden Gestüten wie Etzean, Hachtsee, Karlshof, Ammerland,Ebbesloh. Oder von Guy Pariente aus Frankreich, er ist der Besitzer des Deckhengstes Kendargent. Buchungen liegen auch von Andreas Wöhler und Christoph Holschbach vor sowie natürlich von Anahita Stables, ein für Isfahan gegründetes Zuchtsyndikat.“
Winterfavorit und Derbysieger
Andreas Wöhler brachte Isfahan am Leger-Tag 2015 in Dortmund erstmals heraus. Ihm ging ein sehr guter Ruf voraus, schließlich bezog er als 21:10-Favorit die Boxen. Am Ende reichte nur zum vierten Platz. Der Ittlinger Sound Check siegte, im geschlagenen Feld waren so gute Altersgefährten wie San Salvador und der spätere Derby-Dritte Dschingis Secret. Das Wambeler Debut dürfte Isfahan so richtig weiter gebracht haben, denn sein nächster Auftritt erfolgte bereits im Preis des Winterfavoriten. Der Lord England-Sohn gewann die wichtigste Zweijährigen-Prüfung unter Umberto Rispoli in sehr leichter Manier gegen den Röttgener Degas und stieg somit zum Gruppe III-Sieger auf. Abschließend reiste Isfahan nach Paris, wo er auf Gruppe I-Ebene im Criterum de Saint-Cloud Sechster in einem zehnköpfigen Feld wurde. Nach seiner ersten Saison erhielt er eine 94-Kilo-Marke.
Gleich der nächste Gruppe-Treffer
Als Dreijähriger debütierte Darius Racings Lord of England-Sohn im pferdewetten.de-Bavarian Classic in München. Der Gast aus Ravensberg hatte gleich seine Bestform zur Hand und gewann die Riemer Derby-Vorprüfung gegen Nacar und Karajol. Erstmals seit seinem Debüt saß wieder Stalljockey Eduardo Pedroza im Sattel. Damit hatte Isfahan bei erst vier Starts bereits zwei Gruppe-Rennen gewonnen. Sein Auftritt im Derby Italiano auf Gruppe II-Ebene war anschließend ein schon lange zuvor gehegter Plan, doch waren die äußeren Verhältnisse gegen ihn. Auf stark abgetrocknetem Boden passierte der Wöhler-Schützling als Fünfter die Linie. Der Siegreiter in Rom war Dario Vargiu. Und genau diesen Italiener verpflichtete man für Isfahan im Deutschen Derby. Klar war aber auch, dass der Hengst nur an den Start kommen werde, wenn das Geläuf zumindest weich ist. Dass es so sein würde, zeichnete sich bereits früh ab, denn es gab zwei Tage vor dem Derby sintflutartige Niederschläge. Der Freitagrenntag vor dem finalen Sonntag musste sogar abgesagt werden. So waren die Bedingungen für Isfahan am Derbytag ideal. Nach einem starken Finish verteidigte der Wöhler-Schützling einen knappen Vorteil gegen Savoir Vivre, Dschingis Secret und Wai Key Star, auf dem Stalljockey Eduardo Pedroza saß. Mit dieser Leistung übernahm Isfahan die Poleposition im Derby-Jahrgang. Im Oktober kam die Meldung, dass der Derby-Sieger seine Karriere beenden wird. Ein ständiges Hufproblem seit dem Italienischen Derby auf zu fester Bahn habe zum Karriereende geführt, so Darius Racing-Manager Holger Faust. Wenig später folgte bereits die Nachricht, dass das Gestüt Ohlerweiherhof die neue Heimat von Isfahan werden wird. Isfahan hat in seiner Karriere sechs Starts absolviert und drei Rennen gewonnen. Das waren mit dem Preis des Winterfavoriten, dem pferdewetten.de – Bavarian Classic und dem IDEE 147. Deutschen Derby jeweils Gruppe-Rennen. 507.300 Euro beträgt die Gesamtgewinnsumme des von Susanne und Andreas Wöhler gezogenen Lord of England-Sohnes.
Die berühmte Yonne-Familie
Isfahans Mutter ist die Polar Falcon-Stute Independent Miss, die auf das Zuchtkonto von Gainsborough Stud geht. Als Zweijährige ersteigerte sie Manfred Hofer, wofür auch ein spezieller Grund vorlag. Mit ihrer Großmutter Indica hatte Manfred Hofer gleich vier Gruppe-Rennen gewonnen. Die Stute bestritt keine Rennen und brachte 2005 mit Il Divo ihr erstes Fohlen zur Welt. Es ging bereits auf das Zuchtkonto von Rennstall Wöhler und zählte zur Spitzengruppe seines Jahrgangs, auch wenn er im vom Kamsin gewonnenen Derby keine Rolle spielte. Zuvor war Il Divo im Bavarian Classic als Zweiter über die Linie gekommen. Als Vierjähriger kam er in Dortmund und Iffezheim auf Gruppe III-Ebene jeweils auf Platz drei. Es folgte nach der Bedeckung durch Royal Dragon Il Presidente, der in England immerhin einen Bumper, also ein Flachrennen im National Hunt-Sport, gewann. Erster Gruppe-Sieger von Isfahans Mutter wurde der Areion-Sohn Incantator, der als Dreijähriger die BBAG-Hengstparade-Baden-Württemberg-Trophy gewann. Es folgte Isfahan. Zwei Jahre alt ist die von Soldier Hollow stammende, noch ungeprüfte Izzy. In diesem Jahr brachte Indenpendent Miss eine Stute nach So You Think. 2017 steht Isfahans Mutter auf der Liste des Beschälerdebütanten Protectionist. Independent Miss vertritt die berühmte Schlenderhaner Familie der Yonne. Zu ihr zählen zum Beispiel auch die Diana-Siegerinnen Indra, Idrissa und Iota mit ihrem Sohn Ito sowie Ivanhowe. Isfahan ist einer von zwei klassischen Gruppe I-Siegern von Lord of England, der selbst auf oberstem Level den Großen Dallmayr-Preis-Bayerisches Zuchtrennen für sich entscheiden konnte. Sein Vater Dashing Blade ist ein Enkel des zweimaligen Derbysiegers Shirley Heights, der mit deutschen Linien sehr gut harmonierte, wobei es sich hierbei um den Never Bend-Zweig der Nasrullah-Hengstlinie handelt. Lord of Englands Mutter Loveria vereint drei Fährhofer Gründerstuten in ihrem Pedigree und ist eine Halbschwester des Champion-Meilers Lirung sowie des Derbysiegers Lagunas aus der Familie von Lomitas, eines weiteren Top-Vererbers.