Trust The Stars – Eine Zucht-Hoffnung für Achim Weyrauch

Rennbahnbesucher zum Besitzer und dann später auch zum Züchter machen: So soll und so kann es gelingen, neue Menschen langfristig an den Rennsport zu binden. Das gilt hier, wie anderswo. Der Werdegang vom Rennbahnbesucher bis hin zum Besitzer oder Züchter ist der heutzutage vielleicht gängigste, auch wenn ihn nicht viele oder nicht genug Menschen wählen. Einer, der diesen Weg gegangen ist, ist Achim Weyrauch, der seine mittlerweile drei Mutterstuten im französischen Haras du Grandcamp stehen hat. „Die machen da eine tolle Arbeit im Gestüt. Da ich meine Stuten in Frankreich habe, bekommen die Fohlen dann auch direkt die französischen Inländer-Papiere, was für einen Verkauf am Ende natürlich nicht schlecht ist“, sagt Achim Weyrauch im Gespräch mit der Sport-Welt über den Entschluss, in der Normandie zu züchten. Einen Entschluss, den er nicht bereut hat, auch wenn es aus der einen oder anderen Ecke vielleicht leichte Kritik gab, die Stuten nicht in ein deutsches Pensionsgestüt gegeben zu haben.  

Ein Star für 24.000 Euro

Bis sich Achim Weyrauch im Jahr 2014 dazu entschloss, sein erstes eigenes Rennpferd zu kaufen, war auch er oft zu Gast auf der Rennbahn und kam der Materie Vollblut näher und näher. „1991 war ich im Alter von zwölf Jahren auf der Rennbahn und Lomitas hat den Preis von Europa gewonnen. Zu meiner Mutter habe ich dann gesagt, dass ich auch ein Rennpferd haben will, und dass es im Preis von Europa laufen soll. Meine Mutter sagte nur, dass ich ein Rennpferd haben kann, wenn ich mein eigenes Geld verdiene.“ Gesagt, getan und der Preis von Europa ist auch heute noch das Lieblingsrennen von Achim Weyrauch.  
Vor neun Jahren dann begann der Kölner dann seinen Traum von damals zu verwirklichen und aktiv am Geschehen teilzunehmen und ersteigerte bei der BBAG in Iffezheim die vom Stall Sternstunde gezogene einjährige Stute Son Macia, die für seinen Stall elektrowelt24.de lief. Dass die Soldier Hollow-Tochter, für die der Hammer bei moderaten 24.000 Euro fiel, gleich ein absoluter Glücksfall für ihn als Neueinsteiger werden sollte, konnte Achim Weyrauch damals freilich nicht ahnen.

Einzig die Hoffnung auf einen möglichen vierbeinigen Star brachte Weyrauch mit in die Auktionshalle der BBAG.
Die Hoffnung sollte nicht enttäuscht werden und wurde wohl sogar noch übertroffen. Als Son Macia 2018 ihre Laufbahn mit einem zweiten Platz im Prix Fille de l’Air (Gr. III) beendete, da standen bei der Stute, die zu diesem Zeitpunkt von Andreas Suborics trainiert wurde, ein Gruppe- und ein Listensieg bei elf Black-Type-Platzierungen zu Buche. Eine ihrer besten Formen zeigte Son Macia im zur Gruppe I zählenden Preis von Europa mit Rang zwei zum Derbysieger Windstoß, wobei sie dabei auch mehrere Gruppesieger hinter sich ließ.

24 Mal kam sie an den Start und lief dabei 19 Mal ins Geld. Bis 2016 wurde die Soldier Hollow-Tochter von Suborics‘ Vorgänger am Kölner Oleander-Stall, Andreas Löwe, vorbereitet. Unter der Regie des Altmeisters lief sie 2016 in den Oaks d’Italia (Gr. II) platziert und gewann in Hannover den Großen Preis der Besitzervereinigung für Vollblutzucht und Rennen (Gr. III). Einer Karriere als Mutterstute stand mit diesem Rennrekord nie etwas im Wege.
Bei der Qualität der Stute dachte er zunächst an Verkauf. Doch nachdem sich kein passendes Angebot fand, entschloss er sich dazu, den nächsten Schritt zu unternehmen und Son Macia zur Stammstute seiner eigenen Zucht zu machen. „Vierjährig hatte ich sie auf dem Markt, sie war auch bei der Arqana, aber ich hatte eine relativ hohe Schmerzgrenze und es gab am Ende nicht den Preis, den ich mir vorgestellt hatte“, blickt Achim Weyrauch zurück. „Also beschloss ich, sie auch fünfjährig noch im Training zu lassen und dann selbst mit ihr zu züchten. Sie hat dann noch ein Listenrennen in Meran gewonnen und lief auf Gruppe III-Ebene platziert. Den einzigen ‚Fehler“, den ich mit ihr gemacht habe, war, dass ich sie nicht noch einmal im Preis von Europa habe starten lassen. Das wäre damals genau ihr Boden gewesen. Es war das Rennen, welches mit der Flagge gestartet werden musste, und das Khan gewinnen konnte. Wir sind dann stattdessen in den Prix Vermeille. Hier waren es 18 Grad und die Bahn war ein Teppich. Das war nichts für sie.“

Erster Partner Sea The Stars

Als ersten Partner für Son Macia wählte der 43-Jährige keinen Geringeren als Sea The Stars. Ein Foalshare mit Christopher Tsuis Sunderland Holding, dem Züchter des Cape Cross-Sohnes, machte es möglich. Vor drei Jahren brachte Son Macia im Haras du Grandcamp ihr erstes Fohlen zur Welt. Trust the Stars, eine Stute. 2021 ging sie auf die Arqana und wurde für 140.000 Euro Alex Elliott zugeschlagen, der im Auftrag von Valmont agierte. „Valmont ist ein relativ neuer Besitzer, aber sie sind groß eingestiegen“, so Weyrauch. „Wir hätten uns vielleicht etwas mehr als die 140.000 Euro gewünscht, aber für den ganz hohen Preis hat es am Ende eben nicht gereicht.“
Valmont überstellte Trust the Stars zu Trainer Ralph Beckett in die Kimpton Down Stables und dieser gab nun auch bessere Nennungen für die jetzt Dreijährige ab. „Sie hat Nennungen für die Irish Oaks und den Preis der Diana bekommen und soll auch für die Epsom Oaks genannt werden“, weiß Weyrauch zu berichten. „Alex Elliott, zu dem ich einen guten Kontakt habe, sagte mir, dass sie eher eine Dreijährige ist. Aber als im vergangenen Jahr ein Sparringspartner für ein Pferd von Ralph Beckett gesucht wurde, nahm man Trust the Stars. Man munkelte, dass diese Arbeit so gut war, dass man sich dazu entschloss, sie für ein Maidenrennen in Newmarket nachzurennen. Gegen gute Pferde gewann sie dann leicht. Die Form wurde dann auch noch aufgewertet. Da begann man dann schon Mumm zu bekommen. Wie mit dem Trainer abgesprochen, ging sie dann in eine ausgiebige Winterpause und ist seit Ende Januar wieder im Rennstall. Sie wird wohl in einem Oaks Trial, ich denke auf Listenebene, beginnen.“

Man spürt die Vorfreude bei Achim Weyrauch, wenn man sich mit ihm über sein erstes von ihm gezogenes Pferd unterhält. Die Hoffnungen, hier vielleicht einen nächsten Star zu haben, sind groß. Doch der Weg ist noch weit, das weiß auch der Züchter, der aber auch diesen Weg weiter gespannt mitverfolgen wird.

Kingman-Fohlen erwartet

Son Macia wird in diesem Jahr wieder zu Sea The Stars gehen, nachdem sie 2022 eine Waldgeist-Stute bekommen hat. „Aktuell ist Son Macia noch tragend von Kingman.“ Peaches, meine zweite Mutterstute aus dem eigenen Rennstall, ist tragend von Bated Breath und geht 2023 zu Lope de Vega. Neben Son Macia und der vom Gestüt Etzean gezogenen Peaches besitzt Achim Weyrauch noch eine dritte Mutterstute, Bearlita. „Bearlita, die Mutter von Bourree, habe ich von Alexander Rom gekauft. Sie geht in diesem Jahr zu Teofilo und hat einen Jährlingshengst von Waldgeist, an dem ich auch einen Anteil habe. Alexander Roms letztes Produkt aus der Bearlita stammt ebenfalls von Teofilo. Beamish ist Listensieger und lief zweimal auf Gruppe III-Ebene platziert. Da hat man natürlich schon noch Hoffnungen, dass er ein Grupperennen gewinnen kann, und am liebsten hätte ich dann eine Stute aus der Bearlita.“ Aus der Bearlita hat Achim Weyrauch auch bereits einen jetzt zweijährigen Lope de Vega-Sohn gezogen. „Er war schon zweimal bei der Arqana. Ich habe ihn damals für einen zufriedenstellenden Betrag verkauft. Später ging er dann über Dermot Farrington für 160.000 Euro an Besitzer Jim Hay, der ihn aber wohl noch nicht in den Rennstall übersiedelt hat. Die Waldgeist-Stute aus der Son Macia werde ich behalten, der Waldgeist-Hengst aus der Bearlita wird angeboten. Wo, das kann ich aber noch nicht sagen.“

Zwei Pferde im Rennstall

Neben seinem züchterischen Engagement ist Achim Weyrauch natürlich weiter mit Pferden in einem deutschen Rennstall. Zwei Stuten lässt er derzeit von Andreas Suborics im Weidenpescher Park in Köln vorbereiten. Für die vom Gestüt Ebbesloh gezogene World Vision bezahlte er bei der BBAG 40.000 Euro. „Ich wollte schon ein Pferd, mit dem wir in Richtung Diana blicken können, und die Stute hat Andreas Suborics bereits auf der Koppel richtig gut gefallen“, so Weyrauch über die zweijährige Best Solution-Tochter, die eine Nennung für den Preis der Winterkönigin bekommen hat. Ein Jahr älter ist die Tai Chi-Tochter Ars Amatoria. „Die habe ich als Rekonvaleszentin vom Gestüt Hachtsee übernommen. Sie hat französische Papiere und ihr geht es sehr gut.“ Zwei Pferde, die sich auf der Rennbahn natürlich erst noch beweisen müssen, die aber durchaus mit Zuchtperspektive erworben wurden, denn eines stellt der Züchter Achim Weyrauch klar: „Wenn man mich fragt, ob Geld oder Black Type, dann nehme ich immer das Black Type.“ Welcher andere Züchter würde da widersprechen!

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