„Der Galoppclub Wambel wäre nichts ohne unser langjährigstes Mitglied“, beginnt Trainer Pascal Jonathan Werning, bevor er so richtig ins Sprudeln kommt über eine Besitzergemeinschaft, die am Sonntag in München ihren 50. Sieg erreicht hat. Gemeint ist aber keiner der Anteilseigner, ein Reiter oder gar der Trainer selbst, sondern Biene. Ein Pony. Seit mehr als 20 Jahren begleitet Pony Biene die Pferde des Galoppclubs Wambel zu Rennen überall in Deutschland, sogar nach Frankreich reiste die kleine Stute schon. An der Seite von Alpha Novo erlebte sie den ersten Ausgleich II-Sieg des Clubs, stand neben Dorietta und Marientaler, erlebte Höhen und Tiefen des Rennsports an der Seite von Altmeister Reiner Werning. Fast unendlich viele Geschichten gibt es zu entdecken hinter der langjährigen Geschichte des Galoppclubs Wambel, von dem Pascal Jonathan Werning im Gespräch berichtet.
Der Galoppclub Wambel trägt seinen Namen zuallererst vollkommen zurecht, denn er wurde im ehemaligen Rennstall der Familie Werning gegründet, und zwar im Jahr 1993 im Dortmunder Vorort Wambel. Auch wenn sich vieles im Laufe der Zeit verändert hat, wie zum Beispiel ein neuer Trainingsstandort, ein Trainerwechsel oder auch alte und neue Clubpferde, ist doch vor allem eines geblieben: die Liebe zu englischen Vollblütern und die blau-pinken Farben, die mittlerweile mehr als 15 Pferde trugen. So blickt der Club heute zurück auf 50 Sieger in den eigenen Farben und mehr als 25 Jahre Turf- und vor allem auch Familiengeschichte.
Eine wahre Familiengeschichte
Alles begann mit Tharsikus, der für Reiner Werning am 28. Februar 1993 den ersten Sieger des Familienclubs Wambel markierte. Im Sattel saß sein Sohn Frank Werning, eines der rennsportbegeisterten Kinder. Überhaupt ist der Galoppclub eine echte Familienangelegenheit. Neben Frank Werning gewannen auch Pascal Jonathan Werning, Katharina Daniela Werning, Britta Werning und Clarissa Christina Werning (heute Gately) mit einem der vom Vater vorbereiteten Galopper. Den 50. Sieger ritt Maike Riehl, die eigentlich schon zur Familie gehört, denn sie ist auch die Lebensgefährtin von Pascal Jonathan Werning. Der Besitzertrainer ist mittlerweile verantwortlich für das Training der Clubpferde. Dieses Amt übernahm der 38-Jährige von seinem Vater, er lernte quasi das Trainieren schon von Kindesbeinen an. Nun möchte er die Familientradition fortführen und tut dies mit Erfolg. Und blickt gerne auf zahlreiche Ereignisse zurück. „Besonders gerne erinnere ich mich an Nadunas. Mit ihm gewann ich ein Rennen der Kategorie Ausgleich II. Diesen Sieg feierten wir am 2. Juni 2002 an einem der letzten Renntage in Warendorf. Dieses Rennen wurde sogar auf Sand ausgetragen. Das ist noch gar nicht so lange her, dennoch ist das heute fast unvorstellbar“, berichtet Pascal Jonathan Werning.
Ein bewegtes Jahr
Pascal Jonathan Werning ist neben der Verantwortung für die eigenen Pferde auch der Assistenztrainer am Stall des Mülheimer Trainers Jean-Pierre Carvalho, dem der gebürtige Dortmunder entsprechend auch besonders dankbar ist. Nicht nur für die Freiheit, mit den Clubpferden reisen und diese trainieren zu können, sondern auch für seine Unterstützung in schweren Zeiten. Anfang des Jahres erlitt Pascal Jonathan Werning einen Beinbruch und Jean-Pierre Carvalho sprang kurzerhand ein und übernahm die Betreuung der Clubpferde.
Trotz allem blickt der Jungtrainer nun auf ein sehr erfolgreiches Jahr der Clubpferde Star Gypsy und Eternal Summer zurück. „Neben all den Erfolgen war es dennoch ein durchwachsenes Jahr. Dieser 50. Sieg markiert natürlich einen Meilenstein. Der schönste Moment in dieser Saison war für mich aber ehrlich gesagt, als Filip Minarik wach geworden ist. Ich schätze ihn als Pferdemann, Kollegen und Freund sehr und ich hoffe, dass er, wenn er genesen ist, seinen Platz im Rennsport findet; in welcher Funktion auch immer. Ein Prozent aller Renngewinne unserer Pferde haben wir auch für die einzigartige Spendenaktion, die von Patrick Gibson ins Leben gerufen wurde, vorgesehen“, so Pascal Jonathan Werning über ein Jahr voller Höhen und Tiefen, auch abseits der Rennergebnisse.
Ein Meilenstein
Clubpferd Star Gypsy sorgte nun aber am vergangenen Wochenende in München für den 50. Jubiläumstreffer. Für den sechsjährigen Wallach war das Rennjahr 2020 insgesamt ein sehr gutes. Bei 14 Starts gewann er drei Rennen und war viermal platziert. Das zweite Clubpferd Eternal Summer kommt auf einen Saisonerfolg. Kultpferd Marientaler verabschiedete sich in diesem Jahr in seine verdiente Pferderente, weiterer Zuwachs ist momentan nicht geplant. Zum ersten Mal in 27 Jahren Clubgeschichte wird in diesem Winter kein Pferd auf der heimatlichen Dortmunder Sandbahn an den Start kommen. Das liegt vor allem aber daran, dass beide Pferde ihre beste Form nicht auf diesem Untergrund zeigen. „Wir sind das ganze Jahr in der „Wetten, dass…2.0“-Serie gestartet und gerade für ein kleines Team wie unseres sind solche Rennen dann natürlich auch ein toller Erfolg. Leider hat es am Ende nicht mehr ganz zum Sieg in der Serie gereicht. Wir waren aber nahe dran, denn fast wäre uns mit Eternal Summer, die im selben Rennen Vierte wurde, noch ein Doppelsieg gelungen. Das wäre dann wie ein Elfmeter in der Champions League gewesen. Obwohl es für uns auch immer das Wichtigste ist, dass die Pferde gesund aus dem Rennen kommen, wäre das eine Sensation gewesen. Wir hoffen, eine Feier bald nachholen zu können, dann wird gegrillt“, berichtet Pascal Jonathan Werning von diesem Treffer, der für ihn als Besitzertrainer ebenfalls ein ganz besonderer war.
Auch für Reiterin Maike Riehl war dieser Treffer ein sentimentaler Erfolg. Als „Tüpfelchen auf dem i“ bezeichnet Lebensgefährte Pascal Jonathan Werning mit ihren Worten diesen knappen Sieg, dessen Entscheid erst das Zielfoto erbrachte. Nach Kampf siegten Maike Riehl und Star Gypsy in einem Fotofinish gegen Wynono und Maxim Pecheur und sorgten so als Team für diesen Meilensteintreffer