Alleine stand er am letzten Samstag auf der Rennbahn im Magdeburg Herrenkrugpark nicht eine Sekunde. Stets hatte er einen Gesprächspartner an seiner Seite. Was im Grunde auch nichts Ungewöhnliches ist, denn Heinz Baltus steht als Präsident dem Renn-Verein in der Ottostadt in Sachsen-Anhalt vor. Ruhig und verbindlich mit Besuchern, Besitzern, Funktionären oder Pressevertretern plaudernd, wird Heinz Baltus ganz offensichtlich allen Gesprächspartnern gerecht. Und – auch wenn mit Unterbrechungen – für ein längeres Gespräch mit der „Sport-Welt“ für „Auf einen Kaffee mit..“, nahm er sich auch noch Zeit.
Der Magdeburger „Macher“ Heinz Baltus ist Geschäftsführer der HYDRO Wasser- und Tiefbau GmbH in Menz und, das scheint unisono in Magdeburg die Meinung zu sein, ein Glücksfall für den Renn-Verein. Nicht einen Tag bereue er, an der Spitze eines Rennvereins zu stehen, der vor zwei Jahren quasi vor dem kompletten Aus stand. Nicht aus wirtschaftlichen oder sportlichen Gründen, nein, die Rennbahn im Herrenkrugpark vor den Toren der Landeshauptstadt war praktisch von der Bildfläche verschwunden. „Die Rennbahn war aus der Luft faktisch nicht mehr zu sehen, stand vollkommen unter Wasser. Der Hochwasserpegel lag bei über zwei Meter. Es war nach 2002 bereits das zweite Mal, dass die Magdeburger Rennbahn von gigantischen Fluten erfasst worden war“, die Miene von Heinz Baltus wird ernster. Man spürt schnell, dass die Erinnerungen emotionaler werden. Und er erzählt tatsächlich, dass er das Erlebte von 2013 auch heute noch nicht zu nahe an sich herankommen lassen mag.
„Ein unvorstellbarer Anblick“
„Ich sah uns 2013 auf einem richtig guten Weg, mit einem Schlag war alles zerstört. Diesen Anblick kann man sich nicht vorstellen. Es stank, das Wasser hat zwei Meter hoch gestanden, von den Gebäuden auf dem Rennbahngelände guckte nur noch das Dach heraus, alles war voller Schlamm und Dreck. Im ersten Moment habe ich gedacht, das war’s. Wir haben hier gestanden und geheult“, so Heinz Baltus. Doch, es ging weiter, denn, so der Präsident, das Hochwasser habe aus Menschen eine Gemeinschaft gemacht. „Von weit her gekommen haben die Leute mit angepackt, das schier Unmögliche möglich gemacht. Auch an einen weiteren entscheidenden Moment in jenem Juni 2013 kann sich Heinz Baltus genau erinnern. „Als der Anruf von meinem Vorstandskollegen aus Halle an der Saale kam, dass die Firma Kärcher eine Truppe durch Sachsen-Anhalt geschickt hätte, die ohne Bezahlung bei den Aufräum- und Reinigungsarbeiten helfen würde. Die haben mit den weiteren Helfern hier fast zwei Wochen geschuftet, auch samstags und sonntags. Das zusammen mit dem Wissen, dass ein Versicherungsschutz bestand und das gesamte Areal versichert war, hatte dafür gesorgt, dass wir von diesem Zeitpunkt an überzeugt waren, alles doch noch in den Griff zu kriegen.“
Rennen sind Familienfeste
Befragt nach seiner Strategie der Rennveranstaltungen im Herrenkrug braucht er nicht lange zu überlegen. „Wer nach Magdeburg kommt, wird schnell merken, hier geht es familiärer, überschaubarer zu. Und sicherlich ist die Stimmung hier eine andere als auf den großen Bahnen.“ Davon konnte man sich bereits am ersten Renntag der Saison vergewissern. Obwohl es den ungewohnten Start um 12 Uhr gab, kamen die Leute bereits in Scharen. 4.000 mögen es bestimmt gewesen sein, die bereits kurz nach 15 Uhr wieder die Heimreise antraten. Hatte er irgendwie Bammel vor der frühen Anfangszeit? Es kommt ein ganz klares und lautes Nein! „Ich baue auf die Rennsportfreunde in Magdeburg und Umgebung. Sie geben uns all das zurück, was wir hier wieder aufgebaut haben“, so Heinz Baltus, der aber erwähnt, dass einige schon dem ersten Start von 12 Uhr skeptisch gegenüberstanden. „Für mich gab es kein Nein zu diesem PMU-Renntag.
Den Ertrag nehmen wir gerne mit.“ Am Ende des Tages lag der Gesamtumsatz – ohne PMU – bei knapp unter 100.000 Euro. Erstaunlich die Tatsache, dass, obschon Magdeburg an diesem Samstag Alleinveranstalter in Deutschland war, der Bahnumsatz höher als der Außenumsatz lag. „Normalerweise hält sich dies 50:50 die Waage“, so der Präsident, der gerne noch einen weiteren Renntag in diesem Jahr durchführen möchte. „Vier haben wir insgesamt, ich arbeite an einem fünften. Nach dem Motto „After-Work-Renntag.“ Ein Risiko dürfte Heinz Baltus damit kaum eingehen. Er baut auf seine Magdeburger, und diese mögen seine Rennbahn. Davon sollte man sich höchstpersönlich einmal überzeugen.