Oftmals im Leben trägt man die sogenannte rosarote Brille, doch während sich diese „Brille“ stets durch eine subjektive Wahrnehmung auszeichnet, soll nun eine andere Brille einen objektiven Blick auf die Dinge leisten. Die Rede ist von der GTS-Livepro-Brille. Unter dem Motto „Gesundheit, Leistung und Ausdauer im Reitsport steigern“ hat die Firma GTS-Livepro mit Sitz in der Schlenderhaner Straße nur wenige Meter von der Kölner Galopprennbahn entfernt ein Trainingssystem entwickelt, welches Reitern mittels einer Spezial-Brille Live-Daten während des Arbeitsbetriebs liefert.
„Unser Trainingssystem erfasst die biometrischen Daten eines Pferdes, Herz und Puls während des Trainings. Diese Daten stehen dem Reiter sowie dem Trainer live zur Verfügung. Der Reiter trägt hierbei eine Sportbrille mit einem Mikrodisplay, in dem er die für ihn notwendigen Daten ablesen kann, wie zum Beispiel die Herzfrequenz des Pferdes, geleistete Stundenkilometer und die zurückgelegte Distanz sowie weitere Funktionen. Diese Daten werden kumuliert und über ein UMTS-Netz, also über den Mobilfunk, an einen Server geleitet die hier abgerufen werden können“, erklärt Fabian Gladigau, selbst Arbeitsreiter am Stall von der Peter Schiergen, von GTS-Livepro die neue Technik.
„Ich wollte lange Zeit selbst Jockey werden, war aber ein bisschen zu groß und ein bisschen zu schwer, so wurde ich Arbeitsreiter. Ich sah die Möglichkeiten, die im humanmedizinischen Bereich praktiziert werden und fragte mich, warum es so etwas nicht auch im Rennsport geben kann“, erläutert er seine Idee.
Das Ziel: Optimales Training
Die Firma hat sich auf die Fahne geschrieben, die seit langem bestehende Lücke zwischen traditionellen Trainingsmethoden im Pferdesport und einem computergestützten, sportwissenschaftlich fundiertem Ausdauertraining zu schließen. „Im Rennsporttraining kommt es darauf an, den individuellen Belastungsbereich für das jeweilige Pferd exakt zu bestimmen“, so der 31-Jährige. „Eine gute Grundlagenausdauer ist die Basis jeden Erfolges. So hat die Gesundheit der Pferde während des Trainings, bei der Ermittlung der Leistungsgrenze und während des Rennens oberste Priorität. Nur wenn ein Pferd angemessen auf die physischen und auch psychischen Belastungen des Rennens vorbereitet wird, wenn es optimal trainiert ist und sich wohl fühlt, kann es die Präzision, die Konzentration und die Leistung zeigen, die für den Erfolg notwendig sind.“
Reiter sind nicht beeinträchtigt
Mittels einer App können die gesammelten Daten und Werte jedes einzelnen Pferdes direkt abgerufen werden, mit der Google Earth-Kartenansicht überwacht man die aktuelle Position, Distanz, Geschwindigkeit und Puls des Pferdes. Auch der Reiter kann die Daten, dazu zählen auch die Herzfrequenz des Pferdes, direkt durch einen kleinen Bildschirm in seiner Brille sehen. „Das Head-Up-Display in der Rennbrille erlaubt dem Trainingsreiter oder Jockey eine nie dagewesene Geschwindigkeitskontrolle des Trainings, ohne den Blick von der Bahn abzuwenden oder eine Hand vom Zügel nehmen zu müssen, hierbei bestimmt der Reiter selbst, wann er die Daten ablesen möchte. Es beeinflusst das periphäre Sichtfeld nicht“, sagt Fabian Gladigau weiter.
Im Trainingsbetrieb selbst solle das System dem Trainer Anzeichen auf die Effektivität des Trainings bieten. „Es können Ermüdungssituationen erkannt und Verletzungsrisiken minimiert werden für eine optimale Wettkampfvorbereitung“, so Fabian Gladigau. Aber auch andere Faktoren sollen mit dem System Berücksichtigung finden. So werden bei der Datenauswertung auch die Gewichte der Arbeitsreiter mit in die Kalkulation genommen, um ein Leistungsverschlechterung des Pferdes auf Grund von unterschiedlich schweren Reitern direkt auszuschließen.
Der Prototyp der Livepro-Brille wurde unterdessen bereits auf der Rennbahn im Trainingsbetrieb von Technikern, Sportwissenschaftler Matthias Bojer, Dozent an der Sporthochschule Köln, und Sarah Steinberg, Mitentwicklerin und Pferdewirtschaftsmeisterin Bereich Galopprenntraining, getestet und hat den Probelauf bestanden, aktuell wird das System weiter verbessert. Von einer Marktreife ist also noch nicht zu sprechen. Bis das neue GTS-Livepro-System auf den Markt kommt, wird es noch ein wenig dauern. „Wir hoffen, dass wir Endes des Jahres auf den Markt kommen. Spätestens aber Anfang 2016“, so Gladigau gegenüber der „Sport-Welt“
Ähnliches System schon im Einsatz
Ein ähnliches System, allerdings ohne Brille, gibt es schon und wird in der Praxis bereits seit Längerem angewendet. Die Firma FourSense hat ebenfalls ein Trainingssystem entwickelt, mit den Live-Daten über einen mit Sensoren bestückten Sattelgurt abgerufen werden können. Im Warendorfer Quartier von Ferdinand Leve arbeitet man seit gut einem Jahr mit dem System. „Ich bin begeistert von diesem System, da ich die Leistungen der Pferde besser kontrollieren kann“, sagt Leve. „Man kann an Hand der Daten einschätzen, ob man die Pferde im Training nicht überbelastet“, so der Besitzertrainer weiter. Auch im Champion-Quartier von Markus Klug kommt die neue Technologie zum Einsatz, damit geht auch einer der ganz großen Rennställe des Landes neue Wege. „Wir glauben, dass auch unser System auf großen Anklang treffen wird. Getestet haben wir auch am Stall von Hans-Albert Blume, auch da zeigte man sich begeistert. Weltweit sind wir die ersten, die ein solches System anbieten können“, sagt Gladigau weiter, weswegen man auch bereits ein internationales Patent auf das das gesamte System besitzt.