Zeitungsnachschau Dubai: Boreals Dubai-Glanznummer

Der 37. Geburtstag ist normalerweise kein besonderes Datum. Weder eine runde Jubilaeumsziffer, noch ein Tag, den man gemeinhin mit einem wichtigen Ereignis verbindet. Trainer PeterSchiergen duerfte das seit diesem Samstag allerdings anders sehen. Denn der Asterbluete-Trainer durfte 2002 nicht nur in Dubai feiern, auch sein Haupthoffnungstraeger bei der Veranstaltung um den Dubai World Cup lieferte die (neben dem Derby-Sieg) beste Leistung seiner bisherigen Karriere.
Beim weltweit lukrativsten Galopp-Meeting auf dem Globus, 15.25 Millionen Dollar wurden in sieben Rennen verteilt, uebertraf der Ammerlaender Boreal nicht nur die Erwartungen, er bewies auch nachdruecklich, dass er selbst in sehr starker internationaler Konkurrenz eine absolute Bereicherung ist. Denn Platz drei im Dubai Sheema Classic – nur hinter dem Englaender Nayef sowie dem Hongkong-Chinesen Helene Vitality – duerfte die letzten Zweifler von der Leistungsfaehigkeit Boreals ueberzeugt haben.
Waehrend Nayef (im Besitz von Hamdan Al Maktoum, in Training bei Marcus Tregoning und gesteuert von Richard Hills) sich im Einlauf zeitig abgesetzt hatte und einem komfortablen zwei Laengen-Sieg entgegenstrebte, kaempfte Boreal, unterwegs an siebter-achter Position, auf Grund von Box eins immer ganz innen galoppierend, die halbe Gerade herunter mit dem Riesenaussenseiter Helene Vitality (im Ziel eine Nase vor ihm) und Marienbard (als Vierter einen weiteren Kopf zurueck).
Ein Kampf, der sich auszahlte. Nach einem tollen Finish von Kieren Fallon sprang am Ende der mit 200.000 Dollar honorierte dritte Platz in diesem Zwei-Millionen-Event auf der Derby-Distanz heraus. Im Finish ging es dabei recht eng zu, man kam sich etwas ins Gehege. Bereits im Schlussbogen koennte Boreal um eine noch bessere Platzierung gebracht worden sein.
Peter Schiergen: ‚Im letzten Bogen war sehr wenig Platz,sonst haette Boreal wohl noch mehr erreicht. Aus der Startnummer hat der Jockey das Beste gemacht, Boreal hat grossartig gekaempft.Mit der Leistung bin ich sehr zufrieden. Wo wir jetzt weitermachen, werden wir beraten. Boreal fliegt am Dienstag nach Hause zurueck.‘
Besitzer Dietrich von Boetticher, kurzfristig doch eingetroffen, duerfte sein Kommen nicht bereut haben, verkaufte sich Boreal doch in dem Wuestenemirat weit besser als seine Schwester Borgia, die hier 1998 im World Cup ueber den achten Platz nicht hinausgekommen war.
Waehrend es der ehemals von Andreas Woehler trainierte, inzwischen in Saudi-Arabien stationierte King’s Boy (Zwoelfter) hier deutlich zu schwer antraf, enttaeuschten der Arc-Dritte 2001, Sagacity, und der Hong Kong-Cup-Zweitplatzierte Tobougg (Letzter im 15er-Feld) komplett. Dagegen hatte der 42 jaehrige Marcus Tregoning, Trainer im englischen Lambourn, alles richtig gemacht.
Die 32:10-Chance Naeyef (die Quoten stammen aus England, in Dubai selbst darf aus religioesen Gruenden nicht gewettet werden) hat er wieder zu Top-Form zurueckgefuehrt. Lange als Derby-Favorit 2001 gehandelt, mussten diese Plaene nach diverse Enttaeuschungen damals storniert werden. Doch bereits der Gewinn der Dubai Champion Stakes im Oktober in Newmarket hatte dokumentiert, dass Nayef wieder auf dem richtigen Weg sein wuerde.
Schon im November hatte Tregoning Nayef nach Dubai geschickt, wo er in den International Stables in Nad Al Sheba vorbereitet wurde und am 2.Maerz einen Aufgalopp erfolgreich absolviert hatte.
Schiergens andere Hoffnung, der Bona-Hengst Zoellner, musste im Dubai Duty Free, dem mit 2 Millionen US-Dollar versehenen Gruppe I-Rennen ueber 1777 Meter, Trumpf bedienen, was ihm allerdings nicht gelang. Andreas Suborics hatte den Ex-Mueller-Brot-Preis-Sieger zwar sofort an zweiter Position, aber bereits Ende Gegenueber nichts mehr in der Hand, Zoellner wurde bis auf den letzten Platz durchgereicht.
‚Wir haben schon vorher gewusst,dass das Rennen sehr stark besetzt sein wuerde. Mit Platz sechs waeren wir zufrieden gewesen‘, kommentierte Peter Schiergen Zoellners Vorstellung, die ihn trotz der hohen Temperaturen in Dubai nicht erhitzen konnte.
Ganz anders hingegen die Gefuehlslage bei der franzoesischen Besitzerfamilie Devin und dem aufstrebenden Provinz-Trainer Eric Libaud(39), deren Stute Terre a Terre die Pruefung nach Frankreich entfuehrte.
In aufreizendem Stil agierte Christophe Soumillon im Sattel der Kaldounevees-Tochter im Schlussbogen, schloss muehelos zur Spitze auf, um sich im Einlauf rasch auf Laengen zu verabschieden. Wichtig, denn der Godolphin-Crack Noverre flog unter Frankie Dettori nach wenig gluecklichem Rennverlauf regelrecht heran, hatte aber mit einer dreiviertel Laenge das Nachsenen, endete schliesslich vor dem Aussenseiter Hoeberg und der in Deutschland bestens bekannten Golden Silca sowie dem enttaeuschenden Breeders‘ Cup-Sieger Val Royal. Globetrotter Jim and Tonic (Siebter) scheint inzwischen doch seine besten Tage hinter sich zu haben.
Terre a Terres siebter Karrieretreffer war eine logische Konsequenz nach dem Triumoh im letzjaehrigen Prix de l‘ Opera sowie dem dritten Platz zu Agnes Digital im Hong Kong Cup. Naechste Station soll der Queen Elizabeth Cup in wenigen Wochen in Hong Kong sein, wo sie die Nachfolge des Faehrhofers Silvano antreten koennte. Anschliessend werden die Prince of Wales’s Stakes angepeilt.
‚Es war fuer mich ein toller Tag‘, meinte Terre a Terres Steuermann Christophe Soumillon treffend, denn bei seinem ersten Dubai-Einsatz schaffte er gleich solch einen hochkaraetigen Erfolg. Die Devins werden wie er mit Sicherheit wiederkommen, hatten bereits vorher angekuendigt, sich im Erfolgsfalle von dem Siegpreis ein Appartement in dem Wuesten-Paradies zu kaufen.
Die dritte deutsche Hoffnung hatte sich bereits in der zweiten Abendpruefung praesentiert: Wiesenhof-Blooodstocks Faberger erging es wie Zoellner. Der Spruch mit den zu hoch haengenden Trauben hatte auch hier seine Berechtigung. Am Ende reichte es nur zu Platz zwoelf unter Adrie de Vries.
Trainerin Erika Maeder schilderte nach dem mit einer Million US-Dollar dotierten Gruppe II-Rennen: ‚Das Rennen war viel zu schnell fuer Faberger. Er will in Ruhe auf die Beine kommen, das war bei dem Tempo nicht moeglich. Der Jockey hat alles gut gemacht, sich zunaechst an viertletzter Stelle aufgehalten. Mehr war einfach nicht drin. Vielleicht fehlt ihm auch die letzte Klasse gegen internationale Sandbahnspezialisten, gerade aus Amerika. Und dann war die Vorbereitung ja auch sehr kurz. In solch einem Rennen muss alles stimmen. Die vorderen Pferde sind eine andere Welt.‘
Und alle drei Erstplatzierten bewiesen, dass die US-Pferde auf Dirt eine Macht sind. Ueberraschend locker mit dreieinhalb Laengen hielt sich Grey Memo (Gary Stevens) Skoozi und Curule vom Leibe, die anderen Pferde folgten klar distanziert. Damit war unterwegs kaum zu rechnen, denn Grey Memo lag teilweise Laengen hinter dem gesamten Feld. Eine offensichtlich bewusste Taktik.
Brav hielt sich der ehemalige Mehl-Muelhens-Gewinner Pacino als Fuenfter, wahrend der Godolphin-Favorit China Visit (Frankie Dettori) als Siebter versagte.
Ein Grade III-Erfolg auf seiner Paradebahn Hollywood Park war bislang Grey Memos beste Leistung gewesen, die er nun locker ueberbot. Sein Betreuer traegt den fuer unsere Verhaeltnisse merkwuerdig klingenden Namen Warren Stute.
Erinnerungen wurden im Dubai World Cup wach. Im mit sechs Millionen US-Dollar hochstdotierten Rennen der Welt (ueber 2000 Meter auf Sand), diesmal ohne deutsche Beteiligung, dachte man in der Geraden an das Godolphin-Ueberpferd Dubai Millennium zurueck, der dieses Rennen vor zwei Jahren beherrscht hatte. Und auch 2002 wirkte ein Vertreter des maechtigsten Rennstalles von Sheikh Mohammed, wie ein Pferd vom anderen Stern. Denn wie Street Cry sich auf Laengen absonderte, riss das Publikum von seinen Sitzen. Zwar betrug der Vorteil am Ende nur 4,25 Laengen, aber Jerry Bailey brauchte sich nicht gross zu bemuehen.
Auch nicht gegen den brandheissen Favoriten, den in Hamdan Al Maktoums Farben engagierten Arc-Sieger Sakhee, den den halbe Welt fur unbesiegbar gehalten hatte. Nach idealem Rennverlauf war der Akku des Dettori-Rittes im Einlauf von zweiter Position aus bald leer, sogar der enorm stark endende Saudi-Arabier Sei Mi ueberspurtete Sakhee noch.
‚Das war nicht der wahre Sakhee‘, meinte Frankie Dettori anschliessend.’Obwohl er Dritter wurde, war er deutlich geschlagen. Er ist auf Gras einfach besser‘, musste sich der italienische Starjockey spaeter in seinen Zweifeln bestaetigt fuehlen.
Schlappe auch fuer die Japaner: Agnes Digital, als einziger potenzieller Widesacher von Sakhee angesehen, wurde schon vor dem Schlussbogen angeschoben, wurde nur Sechster, die Vorjahreszweite To The Victory gar nur Elfte und damit Letzte. Sie fiel der enorm schnellen Fahrt, die Western Pride vor ihr vorlegte, zum Opfer.
Bereits als Zweijaehriger, noch bei Trainer Eoin Harty, hatte der Sieger Street Cry sein Sand-Format angedeutet (u.a. als Dritter im Breeders‘ Cup Juvenile zu solchen Spitzenpferden wie Macho Uno und Point Given). Nach Platz zwei im UAE Derby 2001 unter Suroor-Regie hinter seinem Stallgefaehrten Express Tour sah man Street Cry erst wieder im Oktober bei einem zweiten Platz in einem Grade III-Handicap in Aqueduct, USA, ehe er sich Ende Februar auf dem Nad Al Sheba-Kurs mit acht Laengen ein Gruppe III-Vorbereitungsrennen schnappte.
Mit dem World Cup-Triumph schraubte Street Cry nicht nur seine Gewinnsumme auf ueber elf Millionen US-Dollar, er bescherte Saeed bin Suroor und Godolphin den dritten Cup-Sieg nach Almutawakel 1999 und Dubai Millennium 2000.
Unglaublich: Bei der erst siebten Austragung markierte der US-Spitzenjockey Jerry Bailey seinen vierten Dubai World Cup-Erfolg (Cigar 1996, Singspiel 1997 und Captain Steve vor zwoelf Monaten hatte er zuvor gesteuert.
Den obligatorischen Godolphin-Suroor-Sieg (Saeed bin Suroor hatte sechs Pferde im Aufgebot, erreichte u.a. die Plaetze eins, drei und vier) hatte man bereits im UAE Derby erlebt, dem mit zwei Millionen US-Dollar wertvollsten Derby der Welt, das sich Frankie Dettori mit Essence of Dubai nicht nehmen liess.
Einmal mehr hatte also Sheikh Mohammed bei der Namensgebung die richtige Eingebung gehabt. Eigentlich schien der Amerikaner Total Impact (Gary Stevens) schon alles fuer sich zu haben, als Dettori mit Essence of Dubai den Speedwirbel aus fast unmoeglicher Position zuendete. Dass er sich wegen gefaehrlicher Reitweise einen Tag Sperre (7. April) einhandelte, duerfte ihn da nicht weiter gestoert haben. Gut moeglich, dass Sheikh Mohammed seinem Traum, doch einmal das Kentucky Derby zu gewinnen, einen entscheidenden Schritt naeher gekommen ist.
Fest in US-Hand war der Dubai Golden Shaheen Gruppe I-Sprint (2 Mio. US-Dollar, 1200 Meter, im Vorjahr noch Gruppe III), der zweite grosse Triumph fuer Jocey Gary Stevens auf dem fuenfjaehrigen Caller One. Dieser brachte das Kunststueck fertig, als erstes Pferd seinen Titel in einer Pruefung am World Cup-Tag zu verteidigen. Mit enormem Einsatz verwies er seinen Landsmann Echo Eddie (Kopf zurueck) und die ebenfalls aus den USA kommende Xtra Heat auf die Plaetze.
Bleibt noch das einleitende Dubai Kahayla Classic, in dem sich ueber 2000 Meter fuer eine Preisgeldsumme von 250.000 US-Dollar die besten Araberpferder der Welt auseinandersetzten. Und wie so oft in solchen Pruefungen ging der Sieg an ein in Frankreich gezogenes Pferd, diesmal an den fuenfjaehrigen Nez d‘ Or. Drei Laengen Vorsprung brachte Jockey Wayne Smith ueber die Linie.

Aus Dubai: Michael Haehn

Sorge-Fotos muessten da sein – Bin Montag frueh im Flieger, ca. 13Uhr in Duesseldorf, dann wieder unter Handy zu erreichen.
Bitte an Guido: GOL-Plan mindestens bis Mittwoch erstellen!

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