ZEITUNGSNACHSCHAU CHELTENHAM DONNERSTAG

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Best Mates Sieg für die Ewigkeit
Zweiter Triumph im Gold Cup – Pech für Well Chief und Moneytrain
„Jetzt ist er noch einen Sprung davon entfernt, Geschichte zu schreiben“, trieb ihn der Rennkommentator unter dem ohrenbetäubenden Beifall des Publikums an. Um nur wenige Sekunden später zu sagen: „Er ist einfach der Beste“. Best Mate trug sich am Donnerstag endgültig in die Geschichtsbücher des englischen Hindernissports ein, sorgte in der Manier eines einzigartigen Champions mit seinem zweiten Triumph hintereinander im Gold Cup für das ultimative Highlight am Schlusstag des Cheltenham-Festivals.
Und jeder, der Augenzeuge dieser gigantischen Vorstellung des Henrietta Knight-Schützlinges unter dem auch in Deutschland bestens bekannten Jim Culloty wurde, dürfte diesem Best Mate den Sieg im mit 350.000 Pfund (der Sieger erhält allein 203.000 Pfung) dotierten, über 5300 Meter führenden Grade I-Rennen gegönnt haben.
Denn es war schlicht und ergreifend eine Gala, die Best Mate da auf den Rasen von Cheltenham zauberte. Schon im Schlussbogen rückte der 13/8 (27,5:10)-Favorit in bestechender Haltung zu den vorderen Pferden auf, um sich völlig mühelos auf zehn Längen von den anderen zu verabschieden.
Während der vermeintlich stärkste Konkurrent, die irische Hoffnung Beef Or Salmon, schon am fünften Hindernis ausschied, gottlob ohne größere Blessuren davonkam, schoben sich mit Truckers Tavern und Harbour Pilot zwei krasse Außenseiter auf die Plätze. Die höher gehandelten See More Business und Commanche Court waren dagegen schon früh verschwunden.
Doch eigentlich war es nur das Rennen eines Pferdes, Best Mate, der jetzt bereits zu Kursen zwischen 25 und 35:10 für die Gold Cup-Triplette 2004 gehandelt wird!
„Ich bin unter dem Druck fast zusammengebrochen“, kommentierte ein von ihren Gefühlen übermannte Henrietta Knight nach dem neuerlichen Coup. „Best Mate ist ein Pferd, das es unter Millionen von Pferden nur einmal gibt. Es ist ein Pferd, das man nur einmal im Leben vorbereiten darf.“
„Ich hatte ein optimales Rennen, es lief alles glänzend“, freute sich Jim Culloty anschließend, während ihm das Publikum zujubelte. Die Ovationen galten aber auch Henrietta Knight und ihrem Ehemann Terry Biddlecombe (an seiner roten gesichtsfarbe unverwechselbar zu erkennen). Biddlecombe, dreimaliger Championjockey, in mehr als 900 Rennen erfolgreich, u.a. Partner des Cup-Heros von 1967 Woodland Venture, genoss diese Momente.
Wie auch Besitzer Jim Lewis, 69, ein ehemaliger Managing Director einer Bettenfirma und eingefleischter Fan des Fussball-Clubs Aston Villa. „Ich war noch nie in meinem Leben so stolz. Alle meine Freunde aus Südafrika sind für dieses Rennen nach Cheltenham gekommen“, schilderte Lewis, der Best Mate nun dieses Jahr „einpacken“ will und dann den dritten Treffer im Visier hat. Die Ehrenpreise nahm er aus der Hand von Queen Elizabeth entgegen, die erstmals seit 51 Jahren (1951 war sie als damalige Princessin letztmals vor Ort) wieder in Cheltenham weilte. Bekanntlich hatte sie ihrer inzwischen verstorbenen Mutter stets diese Aufgabe überlassen.
Rstmals nach 32 Jahren hatte wieder ein Pferd das Gold Cup-Double geschafft. Golden Miller gelangen in den 30ern sogar drei Triumphe. Ein logisches Ziel für Best Mate.
Aus deutscher Sicht war natürlich das einleitende JCB Triumph Hurdle (Grade 1) von enormem Interesse bei strahlendem Sonnenschein in Cheltenham. Denn mit dem von Christian von der Recke vorbereiteten Moneytrain (Norman Williamson) und dem Ex-Suerland-Schützling, längst von Martin Pipe trainierten Well Chief (Tony McCoy) versuchten sich gleich zwei Kandidaten mit berechtigten Chancen. Und es hätte wirklich nur ein kleiner Tick gefehlt, dann hätte der Night Shift-Sohn Well Chief (7/1-Mitfavorit im 27-köpfigen Feld) tatsächlich gewonnen.
McCoy beorderte Well Chief bald schon an die Spitze, wo er immer das Sagen hatte. Mit dem 20/1-Außenseiter Spectroscope (Barry Geraghty, der mit fünf Treffern zum erfolgreichsten Jockey des Meetings avancierte, saß für Jonjo O´Neill im Sattel) erwuchs ihm im Finale ein gefährlicher Gegner, doch setzte sich Well Chief lange erfolgreich zur Wehr. Aber auf den letzten Metern raufte sich der Konkurrent mit einem Kopf vorbei. Well Chiefs Schicksal war besiegelt. Beide Pferde hatten sich auf fünf Längen von Golden Cross abgesondert.
Besitzer David Johnson bedauerte, dass es „nicht der Plan war, mit Well Chief vorne zu gehen“. Doch sei er so gut marschiert. Der Eigner attestiert Well Chief die Klasse fürs Champion Hurdle.
Schlimmer erging es Moneytrain (14/1). Denn als circa zur Mitte des Rennens Old California zu Fall kam (es gab keine Rettung mehr), stürzte der im Mittelfeld noch gut gehende Deutsche über ihn und war damit schlagartig aus der Partie.
„Der später Viertplatzierte Franzose Lilium de Cotte lag hier noch deutlich hinter Moneytrain. Ich denke, er hätte hier noch einige Möglichkeiten gehabt. Mehr Unglück kann man eigentlich nicht haben“, meinte Christian von der Recke, als er wenige Minuten nach dem Rennen das Video im Zimmer der Rennleitung nochmals verfolgte. Mit dabei auch Manfred Hofer, während Fußballnationalspieler Didi Hamann, dessen Ehefrau als Besitzerin zeichnet, nicht live dabei sein konnte.
Inzwischen ist Moneytrain jedoch wieder wohlbehalten in Weilerswist gelandet, blieb ohne Verletzungen und wird nun auf ein Hürdenrennen in Aintree vorbereitet.
Best Mate schaffte aber am Donnerstag nicht als einziger das Doppel 2002/2003. Denn auch Barracouda trumpfte zum zweiten Mal auf, holte sich erneut das Bonusprint Stayers´Hurdle (Grade 1, drei Meilen). Francois Doumen hatte den französischen Gast, der allerdings die bekannten JP McManus-Farben trägt, erneut bestens auf diese Prüfung präpariert. Als 9/4-Favorit (zu dieser Quote notierte auch der Ire Limestone Lad) marschierte Barracouda mit Trainersohn Thierry Doumen (war zwei Tage zuvor erstmals Vater geworden) vor der Geraden aus hinteren Regionen riesig auf, als noch Limestone Lad führte. Während dieser jedoch zum Schluss passen musste und Dritter wurde, setzte Jonjo O´Neills Iris Gift immer wieder nach, aber Barracouda hatte nach glänzender Einteilung alles sicher im Griff. Eine dreiviertel Länge betrug der Vorsprung des Franzosen im Ziel.
„Das war der wahre Barracouda, und ich glaube, diese Leistung war noch mehr wert als vor einem Jahr. Wir hatten immer Vertrauen in das Pferd. Es gab auch keinen Grund, an der Taktik etwas zu verändern“, schilderte der Coach. Selten hat ein französischer Gewinner hier soviel Applaus bekommen wie Barracouda.
Nachdem mit Kingscliff ein weiterer Favorit in der Christie´s Foxhunter Chase hingekommen war, erreichte Dark´n Sharp, früher bei Uwe Stoltefuß stationiert, mit Richard Johnson im Grand Annual Challenge Cup einen guten dritten Rang hinter Palarshan und Risk Accessor.
Doch wesentlich bedeutsamer war der Sieg der großartigen Stute La Landiere (Richard Johnson), bescherte Trainer Richard Phillips den ersten Festival-Treffer. Als 5/4-Chance hatte die unbestritten derzeit beste Hindernis-Lady auf der Insel in dem Grade 2-Rennen allerdings mehr Mühe als erwartet mit Irish Hussar. Der Außenseiter Macs Gildoran komplettierte die Dreierwette.
Bemerkenswert: La Landiere, mit der man auf den Gold Cup zugunsten dieser Aufgabe verzichtet hatte, markierte bereits ihren siebten Erfolg hintereinander!
Bleibt am Ende eines fantastischen Racemeetings (in zwei Jahren denkt man an eine Erweiterung auf vier Renntage) noch zu erwähnen, dass Barry Geraghty mit Spirit Leader (vor Balapour und Through The Rye) im Finalrennen, dem Vincent O´Brien County Hurdle (Grade 3) ein riesiges Feld hauchdünn in Schach hielt und den fünften Meetingstreffer sicherstellte. In weniger guter Erinnerung, dürfte Tony McCoy Cheltenham 2003 behalten. Denn nach einem weiteren Sturz auf Golden Alpha im fünften Rennen musste er mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der lediglich einmal an den drei Tagen erfolgreiche Jockey konnte die Klinik allerdings noch am Abend verlassen.

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