ZEITUNGSBERICHT CHELTENHAM MI

Nach 51 Jahren hat Queen Elizabeth II erstmals am Donnerstag wieder ihren Besuch des Cheltenham-Festivals angekuendigt, wird sich die Ehre beim Huerden- und Chase-Ereignis geben. Einen Tag zuvor (am Mittwoch) stieg vor 51.000 Zuschauern der zweite Tag, mit der Queen Mother Chase als ultimativem Highlight.

Und einmal mehr konnten am Ende die Iren jubeln, denn mit einer ausgesprochen beeindruckenden Vorstellung setzte sich schliesslich der 7-4-Favorit Moscow Flyer unter den Begeisterungsstuermen der Fans mit Barry Geraghty durch, der bei diesem Meeting in unnachahmlicher Form agiert. Spaeter wagte er einen Dettori-aehnlichen Jump von seinem Pferd.

In bestechender Haltung marschierte der Favorit aussen vor den letzten Hindernissen auf. Am vorletzten Sprung hatten mehrere Pferde in dieser Grade I-Pruefung noch erstklassige Chancen. Insbesondere der ehemals bei Peter Rau stationierte Seebald sowie der noch gut gehende Latalomne.

Doch beide kamen gleichzeitig zu Fall, machten den Weg endgueltig frei fuer Moscow Flyer, der seinen Landsmann Native Flagmanship und den stark beachteten Cenkos distanzierte. Die Pipe-Hoffnung Tiutchev hatte sich schon zu einem fruehen Zeitpunkt verabschiedet, als der wiedergenesene Tony Mc Coy einmal mehr zu Boden musste.

Schon im Vorfeld hatte Moscow Flyer als ‚irisches Bankpferd‘ gegolten, zumal er noch vor einem Jahr in Cheltenham die Arkle Trophy fuer sich entschieden hatte.

Trainerin Jessica Harrington: ‚Es lastete ein ungeheurer Druck auf uns, doch wenn einem die ganze irische Nation im Nacken sitzt, suert man auch eine gewisse Verantwortung Die letzte Stunde bis zum Sieg war die laengste in meinem ganzen Leben.‘

Bemerkenswert: Beim neunten Versuch ueber Spruenge hat Moscow Flyer nur zwei Niederlagen bezogen, als er nicht ueber den Kurs kam, ansonsten seinen Konkurrenten immer die Eisen gezeigt. Gerade einmal 17.500 irische Pfund hatte der Winner als Vierjaehriger gekostet.

Den ersten von insgesamt drei Treffern fuer Irland am Mittwoch hatte gleich zu Beginn Hardy Eustace markiert, als er das Royal & Sun Alliance Hurdle (Grade 1) gegen den stark gewetteten Pizarro sowie Lord Sam auf sein Konto brachte. Der Zweitplatzierte Coolnagorna wurde wegen einer gravierenden Behinderung in vorentscheidender Phase ganz aus der Wertung genommen.

Auesserst abgebrueht zeigte sich Hardy Eustaces Jockey Kieren Kelly, der als 18-jaehriger seinen ersten Cheltenham-Sieg schaffte. Und auf der 6-1-Chance konnte er die mit Abstand groessten Reserven in die Waagschale werfen.

Damit stand auf einmal wieder Trainer Dessie Hughes im Blickpunkt, der seit 21 Jahren (Miller Hill im Supreme Novices‘ Hurdle 1982) auf einen Cheltenham-Triumph hatte warten muessen.

Durch die Disqualifikation von Coolnagorna rueckte der frueher bei Christian von der Recke trainierte, laengst bei Thierry Doumen stehende Foreman nach einer soliden Partie auf Platz vier vor.

Dagegen sah es fuer Saitensohn (nach dem Verkauf an einen US-Besitzer ebenfalls nicht mehr im Recke-Stall, sondern bei Jonjo O‘ Neill) laenge nicht ungeunstig aus. An dritter vierter Stelle marschierte der 33-1-Aussenseiter, doch musste er bald passen und landete nur auf Rang elf, duerfte nun in Kuerze nach Amerika wechseln.

Einen Tag nach Rooster Boosters Sieg im Champion Hurdle standen Trainer Philip Hobbs und Jockey Richard Johnson erneut auf der Sonnenseite. Es war aber auch ein Ritt vom Allerfeinsten, der bei den Fachleuten nur Lob erntete, als Johnson sich mit One Knight die Royal & Sun Alliance Chace sicherte.

Perfekte Einteilung an der Spitze darf man dem Jockey attestieren, denn weder der aus hinteren Regionen noch stark anpackende Franzose Jair du Cochet, noch der lange prominente Barrow Drive kamen in seine Naehe. Und das, obwohl der Gewinner unterwegs seinen Anhangern (KUrs 15-2) allerlei Schweissperlen auf die Stirn getrieben hatte. Er sprang wahrlich nicht gut, dieser One Knight, zeigte sich davon aber unbeeindruckt.

Sicher zahlte sich auch die punktgenaue Vorbereitung auf dieses Ereignis aus, waehrend der Pipe-Schuetzling It Takes Time und Jonjo O‘ Neills Keen Leader den hohen Erwartungen der Wetter in keiner Phase gerecht wurden.

‚And here comes Xenophon‘, toente es durch die Lautsprecher, als im Coral Cup (Grade III) das sogenannte ‚Monster-Gamble‘ einschlug. Denn von 8 auf 4-1 war der von Mick FitzGerald gerittene Martin-Schuetzling heruntergewettet worden. Und die ‚Punters‘ sollten einmal mehr recht behalten. Im 27-koepfigen Feld konnte sich der Favorit locker mit dreieinhalb Laengen behaupten, hatte auch unterwegs immer eine guenstige Position.

Am naechsten kam ihm mit dem frueheren Schiergen-Schuertzling, vor Monaten zu Martin Pipe gewechselten Samum (D. Casey) ein ehemaliger Deutscher vor Spectrometer. Es war sicher die bislang herausragende Leistung von Samum auf der Insel. Der Monsun-Sohn gab sich erst nach dem letzten Hindernis geschlagen.

Xenophon, der auch noch eine Startberechtigung fuer den Donnerstag besass, war nur eines von mehreren Schock-Ergebnissen fuer die englischen Buchmacher. Denn auch Moscow Flyer und Liberman, der im abschliessenden National Hunt Flat Race (Grade 1) vor Trabolgan und Widemouth Bay seinen Ruf als ‚bestes Ding‘ des bislang wenig in Erscheinung getreten Erfolgsgespanns Pipe-McCoy vollauf gerecht wurde, waren gewaltig gewettet worden.

Dagegen gab es auf Young Spartacus (Richard Johnson) mit 16-1 jede Mege Geld in einem Listenrennen. Racing Post-Tipster Nick Fox hatte mit ihm einen weitere Top-Ansage gegeben, nachdem er auch am Vortag mit Royal Predica (33-1) voll ins Scharze getroffen hatte.

Dagegen zog im Challenge Cup, einer den Amateuren vorbehaltenen Novices‘ Chase der Pipe-Favorit Stormez den Kuerzeren. Ausgerechnet gegen einen Kandidaten, der frueher bei Wolfgang Guelcher in Iffezheim zu den besten Huerdlern Deutschland gezaehlt hatte. Und wie vor Jahren konnte man auch bei der grossartigen Cheltenham-Vorstellung ueber die schweren Spruenge titeln: Schock durch Sudden Shock!

Denn mit dem Motley-Sohn, der fuer Jonjo O‘ Neill bislang durchwachsene Leistungen gezeigt, zuvor in einem Zwei-Pferde-Rennen meilenweit hinter Stormez eingekommen war, hatte hier kaum jemand gerechnet. Doch als der Favorit laengst einige Laengen Vorteil herausgearbeitet hatte, konnte Sudden Shocks Reiter Dennis Cullen noch einen weiteren Gang einlegen.

‚Er steht ohne Ende‘,war sein erster Kommentar, nachdem Sudden Shock zu einer Quote von 25-1 (am Tote gab es sogar 44-1) eine richtige ‚Pferdelunge‘ bewiesen hatte. Denn nicht weniger als vier Meilen waren von den 24 Kandidaten zurueckzulegen. Das war nur eines von mehreren deutschen Elementen am zweiten Cheltenham-Tag, der auch geschaeftlich laut Managing Director Edward Gillespie mit einem Erfolg endete.

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