In der abgelaufenen Winter-Saison auf den Sandbahnen in Dortmund und Neuss war Jiri Palik bekanntlich der überragende Aktive. Als Bilanz gezogen wurde, standen achtundzwanzig Siege auf seinem Konto. Trotz dieser Dominanz trat mit der achtzehnjährigen Nastasja Volz eine junge Amateurrennreiterin immer mehr in den Blickpunkt des Interesses, die immerhin neun Siege landete, diese meist gegen die Konkurrenz aus dem Profilager.
Die reiterliche Karriere der in Neunkirchen geborenen Schülerin hat eine rasante Entwicklung hinter sich. Gerade einmal fünf Siege in über zwei Jahren hatte sie erzielt, ehe sie in der kalten Jahreszeit für ´Feuer` sorgte, neun Siege landete und drauf und dran ist, das Championat bei den Amateurreiterinnen nach einjähriger Pause wieder in den Südwesten zu holen.
„Wird ja auch Zeit, dass der Titel wieder zu uns in den Südwesten geht. Das Championat ist nach dieser Ausgangslage selbstverständlich das erklärte Ziel“, gibt sich Nastasja Volz (Foto) kämpferisch. Hat auch allen Grund dazu, denn mit einem derartigen Punktepolster ist wohl kaum jemals zuvor eine Amazone in ein Rennjahr gestartet.
Die Liebe zu den Pferden entflammte schon ganz früh. Verständlich, führen doch die Eltern Susanne und Michael Volz das Gestüt Ohlerweiherhof, die neben der Pferdezucht mit der Landwirtschaft über eine weitere Einnahmequelle verfügen. Beide sind nach Möglichkeit immer dabei, wenn die jüngere von zwei Töchtern in Sachen Rennen unterwegs ist. Der Vater eigentlich ständig, während die Mutter gerade in der jetzigen Abfohlzeit im Gestüt in verstärktem Maße gebraucht wird.
Sobald sie halbwegs laufen konnte, saß sie auf den Ponys, bekam immer mehr Spaß am Reiten. An ihren ersten Sieg erinnert sie sich noch ganz genau, auch an den Namen. Glorious Island hieß das Pferd, das im Juni 2000 in einem Klasse B-Rennen in Mannheim die Farben des Stalles Frankental als Sieger über die Ziellinie brachte. Dahinter verbirgt sich Heinz Rubly, der lange für die Pferde der Familie Volz verantwortlich zeichnete, mittlerweile nur noch als Pensionär vorbeischaut.
Mit Sarah Weis hat jetzt eine Berufstrainerin das Sagen, die zusammen mit Ehemann Alexander von Nastasja Volz als Vorbild betrachtet wird. „Ich habe ihnen sehr viel zu verdanken, bei ihnen so viel gelernt. Ohne sie hätte ich die jetzigen Erfolge sicher nicht geschafft“, lobt die Achtzehnjährige.
„Man muss ihnen eine Chance geben, sie immer wieder reiten lassen, nur so lernen sie“, gibt Sarah Weis das Kompliment zurück. Dass es auch auf Gras erfolgreiche Tage geben wird, davon ist man in St. Wendel überzeugt. „Wir haben noch einige Pferde in Reserve, die auch auf Gras ihren Weg machen werden“, gibt man sich optimistisch.
Seit drei Wochen ist Nastasja Volz im Besitz des Führerscheins, also nicht mehr unbedingt auf die Fahrdienste der Familie angewiesen. 50 kg kann sie problemlos reiten, ohne dass sie dafür nun darben müsste. Ein Gewicht, das sie auch für andere Trainer interessant machen dürfte, zumal sie ja auch noch drei Kilo Erlaubnis in Anspruch nehmen kann.
„Wenn einer zum Beispiel aus Bremen anrufen würde, dann fahre ich auch dorthin“, so die Reiterin, die an eine Profi-Karriere keinen Gedanken verschwendet, lieber Abitur machen und später Tiermedizin studieren will. Hannover oder Gießen kommen dafür in Frage, Gießen dürfte wohl der Studienort werden, denn „das liegt nur anderthalb Autostunden von uns weg.“
Laufen, Schwimmen und der regelmäßige Besuch des Fitness-Studios sorgen für den körperlichen Top-Zustand. Einen männlichen Begleiter gibt es derzeit nicht, denn „es muss ja auch der Richtige sein“. Also haben die Pferde alleinigen Vorrang, sollen für Furore sorgen, wie damals Mitte Januar in Neuss, als Nastasja Volz mit Allegro furioso auftrumpfte und mit 545:10 für die höchste Siegquote während des Winter-Meetings sorgte.
Neuss war auch Schauplatz des bislang besten Tages in der Karriere, als ihr damals bei vier Ritten zwei Siege, ein zweiter sowie ein dritter Platz gelangen. Eine besondere Beziehung hat sie zu Be my Dream, wurde doch die spätere Listen-Siegerin und jetzige Mutterstute als Jährling von ihr eingeritten. Mutterstute ist mittlerweile auch Another Song, mit der sie drei Jahre lang hintereinander mindestens ein Rennen gewonnen hat.
Ein Rennen auf Gras hat Nastasja Volz zur Saisoneröffnung in Köln bereits zu ihren Gunsten entschieden. Dass es in diesem Sinne auch zum Auftakt in Düsseldorf weitergehen möge, ist ebenso ein Wunsch wie der nach Gesundheit für sich und die Familie.