William Cahill – Ein Brite in Skandinavien

Seit Anfang November taucht wieder der Name William Cahill in den deutschen Starterlisten auf, was in den kommenden Monaten möglichst oft der Fall sein soll. So jedenfalls der Wunsch des 32jährigen Jockeys, der Mitte Februar diesen Jahres nach Norwegen übergesiedelt war und dort am Stall von Championtrainer Wido Neuroth in Övrevoll/Oslo eine neue Herausforderung suchte.

Zunächst hieß jedoch die Station Paris, denn dort unterhält Neuroth seit Jahren eine Abteilung mit talentierten Zweijährigen und den Cracks, die dort in etwas wärmeren Gefilden überwintern und auf die kommenden Ereignisse vorbereitet werden. Später ging es in Richtung Norwegen, wo er jedoch infolge von permanenten Knieproblemen vier Monate nicht zum Einsatz kam, lediglich rund vierzig Ritte absolvierte, wobei fünf Siege heraussprangen.

Er hätte auch für die kommende Saison wieder einen Kontrakt bei Neuroth unterschreiben können, hat sich aber anders entschieden. Cahill steht ab dem 1. November beim dänischen Trainer Gert Jensen unter Vertrag, wo er als Stalljockey für die Pferde von Julie und Nanna Bispelund verantwortlich zeichnet und an den letzten Renntagen der Saison bereits die ersten Ritte absolviert hat.

Aarhus heißt jetzt der neue Arbeitsort für William Cahill, der sich damit wieder der früheren Heimat nähert. Deutschland will man im kommenden Jahr aber verstärkt mit den Jensen-Pferden aufsuchen.

„Unter den fünfunddreißig Pferden sind einige sehr talentierte, darunter mit dem zweijährigen Machangel ein Lavirco-Sohn, der sogar eine Nennung für das Deutsche Derby 2003 besitzt. Auch Robinson oder Payceck gehören zu den Besseren”, erklärte Cahill, um anzufügen, „wir haben gute Besitzer.”

Im Rückblick bezeichnet er seine Zeit in Norwegen als lehrreich und interessant, aber auch mit Pech behaftet, denn „die Knieprobleme waren nun das Letzte, was ich gebrauchen konnte”, so der Engländer, der sich „in Deutsch mit dem Trainer in der Jockeystube unterhielt, wenn es um die Taktik ging.”

Mit Valley Chapel, der sogar am Arc-Wochenende in Paris mit dem Prix Dollar ein Gruppe II-Rennen gewann, Royal Experiment, Arlberg und Val De Mar nennt Cahill auf Anhieb einige skandinavische Pferde, denen er internationales Format zuspricht.

„Wir haben zweifellos die besten Sprinter”, bemängelt aber im gleichen Atemzug, dass die Pferde zu oft starten, dabei auch häufig die Distanzen wechseln. „Die Zweijährigen beginnen relativ spät im Jahr, haben am Ende des Jahres meistens aber zwölf Starts absolviert, zudem gibt es immer schnelles Tempo”, moniert Cahill, der zugibt, diese Art zu reiten mittlerweile übernommen zu haben. „Früher habe ich die Rennen ruhiger begonnen, jetzt reite ich aggressiver.”

Als Beleg für seine Einschätzung der Spitzenpferde sieht er auch die Tatsache, dass Dano-Mast für den Hong Kong Cup eingeladen wurde und dort unter Gerald Mosse antreten soll. Eine Menge hält er von Royal Experiment, der lange unter Rückenproblemen litt und in einer Klinik in Frankreich behandelt wurde. Erfolgreich, denn die Ergebnisse des Hengstes können sich sehen lassen.

„Er war der moralische Sieger des Schwedischen Derbys”, erinnert Cahill an eine der packendensten Entscheidungen des Jahres auf den schwedischen Rennbahnen, als Val De Mar nach Auswertung des Zielfotos zum Sieger erklärt, Royal Experiment und Hovman auf einer Linie ins Ziel stürmten.

Dass nicht alles glatt gelaufen ist, gibt Cahill unumwunden zu. „Klar gab es auch schon einmal Ärger“ sowohl mit dem Trainer als auch mit der Rennleitung, die sehr rigide vorgeht. Nach dem Genuss eines Glases Sekt wurde bei mir ein Wert von 0,2 Promille festgestellt, worauf ich gesperrt wurde. Selbst diese 0,2 sind in Skandinavien zu viel.”

Ebenso rigoros geht die Rennleitung bei falschem Peitschengebrauch vor, was bis zum Verlust eines Rennens führen kann. Erlaubt ist im Übrigen nur die Zweijährigen-Peitsche.

Jockeys werden angestellt, sind nicht wie in Deutschland selbständig. Erhalten aber im Gegensatz zu ihren deutschen Kollegen zehn Prozent von den fünf Geldern, die in den Rennen ausgeschüttet werden. „Die Spesen werden vor Ort von den Rennbahnen bezahlt, die die Gelder später von den Besitzerkonten abbuchen”, so Cahill. Und fährt fort, „wenn du ein Rennen gewinnst, reitet beim nächsten Mal ein anderer das Pferd, warst du aber platziert, bleibst du auf dem Pferd. Außerdem setzen die Trainer lieber die Frauen drauf.”

Vier Tage in der Woche arbeitet er in Aarhus, lebt dann im Hotel. Ehe er demnächst seine ersten Ritte in Dänemark ausführt, heißt es erst einmal Woche für Woche nach Neuss oder Dortmund zu starten. Ausgangsort ist Hannover, die Heimat seiner Lebensgefährtin. „Man muss halt etwas tun”, sieht er die Situation realistisch und bemüht sich im nächsten Augenblick um Ritte für das kommende Wochenende.

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