Die im Zuge der Schiedsrichter-Betrugsaffäre im Fußball diskutierten Wettverbote für Aktive und Unparteiische sind im Galopprennsport schon seit Jahrzehnten Realität. Der Rennsport als älteste organisiert betriebene Sportart der Welt besitzt als Finanzierungsgrundlage das staatlich lizenzierte Wettgeschäft und hat entsprechende Regeln früh eingeführt.
Die beteiligten Funktionäre dürfen nicht wetten. Den Aktiven ist es untersagt, gegen ihre eigenen Pferde zu wetten. Das bedeutet, dass ein Jockey oder ein Trainer zwar Geld auf den Erfolg seines Pferdes setzen darf, verboten sind alle Wetten, bei denen sein Pferd nicht an erster Stelle vorgesehen ist.
«Das ist ein Teil unserer Schutzvorkehrungen», sagt Peter Brauer, Pressesprecher des Galopper-Dachverbands in Köln. «Wir haben ein ausgefeiltes Regelwerk und eine Verbandsgerichtsbarkeit, auf die wir stolz sind. In den 70er Jahren wurde die Rennverfilmung eingeführt. Unsere Schiedsrichter, die dreiköpfige Rennleitung, haben jedes Rennen aus vier oder mehr Kamera-Perspektiven zur Verfügung.» Seit fast 30 Jahren gebe es den TV-Beweis.
Brauer: «Außerdem wenden wir sechsstellige Beträge pro Jahr für Doping-Analysen auf und haben das Problem deshalb im Griff.» Die Erfahrung zeige: Wo es um Geld geht, sei Manipulation nur durch Kontrolle und Abschreckung zu bekämpfen.
Was die Vorgänge im Fußball angeht, wundert sich Brauer über den Deutschen Fußball-Bund (DFB). «Hat man sich denn wirklich auf der Insel der Glückseligkeit gewähnt und geglaubt, Sicherheitsprobleme gebe es nur in anderen Ländern oder anderen Sport- und Lebens-Bereichen? Wenn in Deutschland eine Milliarde Euro bei Fußball-Wetten umgesetzt wird, ist es nahe liegend, dass Sicherheitsrisiken auftreten können.»
Von der rasanten Entwicklung auf dem Wettmarkt ist auch der Pferderennsport massiv betroffen. Seit 1922 gilt das Rennwett- und Lotterie-Steuergesetz. Die gesetzlich vorgeschriebenen Leistungs- Prüfungen für Pferde nehmen die Rennvereine unter Aufsicht des Dachverbands und der Landwirtschaftsministerien der Länder vor.
Jeder Rennclub besitzt eine behördliche Erlaubnis mit festen Regeln für den Wettbetrieb als Grundlage der Selbstfinanzierung. Indes: Die lebensnotwendigen Umsätze sind Jahr für Jahr gesunken.
Wetten fließen oft an den Hippodromen vorbei, als Internet-, noch häufiger als Vermittlungswetten in andere Länder. Galopper und Traber sehen davon meist nicht viel. Ebenso wenig die Staatskasse: Seit fünf Jahren fehlen ihr jährlich knapp 20 Millionen Euro.
Viele Rennbahnen sind in Existenznot, zumal das Konkurrenz-Angebot oft zu günstigeren Konditionen erfolgt: Niedrigere Grundeinsätze, Überziehungskredite und Bonuszahlungen sind an der Tagesordnung. Ein Pferdezüchter klagt: «Den staatlichen Stellen scheint das Thema gleichgültig zu sein.» (dpa)