Den besten deutschen Sprinter hat er mit Lucky Strike bereits in seinem Stall stehen, nun verfügt Kölner Trainer Andreas Trybuhl mit dem dreijährigen Robbie über den wohl europaweit besten Araber seiner Altersklasse. Den letzten Beweis dafür lieferte der Hengst unter Adrie de Vries am Sonntag im südfranzösischen Toulouse, als er die Altersgefährten wieder einmal klar hinter sich und seine herausragenden Klasse demonstrierte, die er noch zuletzt am Tag des französischen Prix de Diane vor den Augen der Scheichs, die bekanntlich ein Faible für die Araberrennen besitzen, gezeigt hatte.
Schon seit geraumer Zeit steht Robbie im Focus interessierter Kreise. Gebote in hohen Dimensionen wurden bereits abgegeben, doch von Gerda Kok-Cornet vom Stall Lucky Stables International abgelehnt. „Es wurden Summen genannt, für die man sich ein Gruppe I-Pferd kaufen kann“, meint der Trainer. Glücklich, wer derartige Offerten lächelnd zurückweisen kann. Die Niederländerin aus Halsteren kann es.
Sie ist mit ihrem Ehemann auch Eignerin von Lucky Strike, dessen Berufung gegen die Disqualifikation und die Zurückstufung auf den zweiten Platz in der „Goldenen Peitsche“ in Iffezheim in Kürze verhandelt wird. Bis die Angelegenheit geklärt ist, will Andreas Trybuhl keinen Kommentar zu diesem Thema abgeben, konzentriert sich vielmehr auf die anstehenden Aufgaben und konnte sich am Sonntag über zwei feine Erfolge auf internationaler Bühne freuen.
Zum einen über den vierten Erfolg beim vierten Start von Robbie, was hierzulande natürlich auch registriert wird, doch nicht in dem Maße wie in Frankreich, wo der Sport mit den Arabern bekanntlich einen ungleich höheren Stellenwert einnimmt.
„Wenn mein Bruder Jedde mit Pferden aus unserem Stall in Frankreich ist, wird er immer wieder auf Robbie angesprochen“, erklärt „Andy“ Trybuhl, wie er allgemein genannt wird, den Ruf, den sich sein im Frühjahr im Stall eingezogener Robbie inzwischen im Nachbarland erworben hat, und liefert einen aktuellen Beweis.
„Als ich dem französischen Nachwuchsreiter Yann Lerner zum Sieg mit Lazio in Mailand gratulierte und ihm mitteilte, dass ich auch in Toulouse ein Rennen gewonnen habe, kam wie aus der Pistole geschossen das Wort Robbie. Er ist halt ein Ass, dessen Klasse in Frankreich eben anerkannt wird.“
Für Adrie de Vries hatte der Renntag mit einem Schrecken begonnen, denn seine Reittasche war auf dem Flug abhanden gekommen. Den Ritt auf Runaway musste er abgeben und um wenigstens Robbie reiten zu können, sich sämtliche Sachen ausleihen. „Es war furchtbar, zum Glück war Thierry Jarnet da, der mir dann beim Ausleihen der Sachen geholfen hat“, so der Jockey, dem am Mittwoch Nachmittag endlich die Tasche ausgehändigt wurde.
Schon früh hat sich dessen überragendes Talent heraus-kristallisiert. Nach Hassloch, wo er erfolgreich debutierte und drei dementsprechenden Auftritten in Frankreich könnte demnächst Dubai als Reiseziel auf dem Programm stehen. Der deutliche Sieg im French Arabian Breeders’ Cup in Toulouse hatte die Verantwortlichen für diese Rennen begeistert und die Lust, den Hengst unter arabischer Sonne im Einsatz zu sehen, geweckt.
„Sie sind ideale Begleitpferde für Zweijährige, brauchen weniger Arbeit als die Vollblüter und müssen nur bei Laune gehalten werden. Das Training mit Arabern kommt in etwa dem gleich, das man mit guten Zweijährigen absolviert“, erklärt der Trainer, der im Vorjahr erstmals Araber trainierte, mit ihnen fünf Siege erzielte und auf die gute Zusammenarbeit mit Frau Schmidthüsen vom Deutschen Araber-Verband verweist, „die auch schon einmal mit Tipps in Sachen Ausschreibungen und dergleichen aushilft, denn alles kann man ja nicht wissen, schließlich gilt es ja auch noch, sich um sechzig Vollblüter zu kümmern.“
Sparringspartner des Cracks ist im Übrigen Love me Tender, der bereits acht Mal unter Trybuhl-Regie erfolgreich gewesen ist. Die zweite Erfolgsmeldung an diesem Sonntag sollte aus Mailand kommen, wo Lazio aus dem Stall Sun-Planet, ein langjähriger Weggefährte des aus Mülheim stammenden Trainers, mit dem Premio del Piazzale sein erstes Listen-Rennen gewann.
„Im Gegensatz zum letzten Jahr, als er im Herbst nicht mehr viel zu bieten hatte, ist er diesmal ganz anders bei der Sache, was er bereits im Training angezeigt hatte. Daher haben wir ihn schon mit viel Zuversicht nach Italien geschickt“, freute sich Trybuhl über die Leistung des Hengstes, der bislang ein kleines Rennen gewonnen hatte, aber in Gruppe-Rennen stets mit beachtlichen Leistungen, die immer wieder gut dotierte Platzgelder einbrachten, aufgewartet hatte.
Bereits am Montagmorgen fand der Trainer den Hengst in der Boxe an, verständlicherweise etwas müde, aber gut aus dem Rennen gekommen. Er steht zu neuen Taten bereit. Einen derartigen Erfolg hat der für das Kölner Europa-Meeting vorgesehene Soave kürzlich in München knapp verpasst, dabei aber wieder einmal sein Kämpferherz gezeigt. Wenn die Rede auf ihn, „den eisenharten Burschen, der am Stall eine Sonderstellung genießt“, kommt, dann leuchten Andy Trybuhls Augen.
„Ein bemerkenswertes Pferd, das leider die eine oder andere Blessur aus dem Rennen mitgebracht hat, aber immer wieder zurückgekommen ist. Ein härteres Pferd habe ich, sei es als Reiter oder als Trainer, selten erlebt. Wie er sich kürzlich in München noch einmal für den zweiten Platz eingesetzt hat, ist einfach großartig. Vor ihm kann man nur den Hut ziehen. Er ist immer ein Leistungsträger gewesen“, lobt der Trainer den sechsjährigen Hengst und erinnert speziell noch einmal an einen Start im Frühjahr in Frankreich. Im März hatte er in Deauville totes Rennen mit einem Pferd namens Chineur erzwungen, einem Pferd, von dem die Franzosen sich ziemlich sicher waren, dass er über Gruppe-Format verfügt, was er später auch mit dem Sieg in den King’s Stand Stakes (Gr. II) in York bewies.
„Die Leute waren damals nach dem Einlauf wie versteinert“, erinnert der Trainer noch einmal an den letzten Sieg des Hengstes, der sich zweieinhalb Wochen später erneut in Frankreich der Konkurrenz stellte, sehr gut lief, aber wieder mit einer Blessur zurückkehrte, die ihn nicht aus der Bahn warf. „Der ist härter als Stahl“, so die abschließende Bemerkung.
„Die Pferde müssen bei allem Training frisch und munter bleiben“, diesen vor dreizehn Jahren einmal bei einem Interview mit der Sport-Welt ausgesprochenen Satz vom unvergesslichen Sven von Mitzlaff hat Andreas Trybuhl immer als Leitmotiv betrachtet, lange schon, bevor er mit dem Trainieren begann. Mittlerweile sind es 267 Siege geworden, allein 49 in der laufenden Saison, womit er nach Siegzahl die beste Saison überhaupt erlebt.
„Wir haben mehr Handicapper als z. B. im Vorjahr“, ist eine Erklärung dafür. Einen herben Verlust erlitt sein Stall in den letzten Mai-Tagen, als King of the Road in Mülheim „in einem der besten Sieglosen-Rennen neben der Krefelder Auseinandersetzung zwischen Arcadio und Proudance dieser Saison“ mit dem Sieg vor Augen zu Fall kam und nicht mehr zu retten war.
„Der konnte stehen und mochte schweren Boden, war mein Leger-Pferd. Er stammte aus dem Zucht des Gestüts Norina, aus dem auch die im britischen Hindernissport so blendend eingeschlagenen Well Chief und United kamen, und war daher bereits sehr begehrt in England und Irland. Ein schwerer Verlust, schlimmer, als wenn er verkauft worden wäre.“
Was die Zweijährigen anbelangt, hat der Stall bislang auf Sparflamme gekocht und erst einen Starter (4.) herausgebracht. Den ein oder anderen will er allerdings schon noch an den Start kommen lassen. Doch liegt vor allem bei den Hengsten („da habe ich ein paar wirklich gute“) der Schwerpunkt auf der Saison 2006, während sich bei den Stuten einige frühreife herauskristallisiert haben, „ohne dass wir uns nun deshalb verrückt machen lassen, doch denke ich, dass sich unter den Stuten die ein oder andere Perle befindet, doch Namen kann ich derzeit nicht nennen.“
Verrückt machen lassen sich auch Trainer und Stalljockey Adrie de Vries nicht bei ihrem Vorhaben, den Titel des Jockeychampions an den Stall zu holen. „Adrie ist der Jockey, den ich mir immer gewünscht habe und dem ich keine Order mehr mit auf den Weg geben muss“, stellt er dem 36-jährigen Sevenumer ein erstklassiges Zeugnis aus, um lachend anzufügen, „er sollte 54 kg reiten können, aber das geht ja nicht, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.“
Noch drei bis vier Wochen kann ihn der Stall mit guten Pferden unterstützen, wie der Trainer anmerkt, dann startet die Sandbahn-Saison, auf der sich de Vries ja schon immer als äußerst erfolgreich erwiesen hat. Beste Voraussetzungen also, um die Chance auf das erste Championat eines Niederländers in Deutschland auch in die Tat umzusetzen.
Beim Gang über das sich in sattem Grün und in bester Verfassung präsentierendem Geläuf zeigt Trybuhl auf einmal nach unten. „Ganz im Gegenteil zu dem, was andere sagen, wird hier viel getan. Es herrschen beste Bedingungen, wenn es darum geht, auf einer Rennbahn trainieren zu dürfen. Köln ist das Beste, was mir passieren konnte. Hier wird so viel gemacht wie nirgendwo.“
Beim Abschied liegt ihm eines noch besonders am Herzen. „Die Siege von Robbie und Lazio waren natürlich tolle Ergebnisse. Doch genauso gefreut habe ich mich in Düsseldorf über den zweiten Platz von Laccato, der meinem Freund Hans Bartl gehört, der sich mit den Worten, ich muss jetzt zur Spätschicht, auf den Heimweg machte.“










