Deutschland-Besuche haben sich für den England-Coach Clive Brittain schon in der Vergangenheit häufig gelohnt. Man denke nur an seinen früheren Schützling Luso, der hier auf Gruppe I-Ebene zum Zuge kam. Am Sonntag stand der Altmeister erneut auf dem Treppchen, und zwar im wichtigsten Rennen des Jahres auf deutschem Boden, dem einzigen Lauf der World Series Racing Championship.
Dank des ebenso reisefreudigen wie leistungsbereiten Warrsan (Foto), einem sechsjährigen Caerleon-Sohn, der sich den 132. Großen Volkswagen Preis von Baden nicht nehmen ließ. Und es war ein Thriller, den die 88:10-Chance am Schlusstag des Baden-Badener Meetings für sich entschied.
Ein Thriller, in dem die deutschen Pferde eine erstaunlich gute Rolle spielten. Lange kämpfte Derbysieger Shirocco (Andreas Suborics) mit dem vom Australier Kerrin McEvoy gerittenen Warrsan um den Sieg, dann zog auf dem letzten Stück der 395:10-Außenseiter Egerton (Andreas Helfenbein) an, lief noch bis auf einen Hals zum außen früh in Front gezogenen Warrsan heran, verwies Shirocco mit einer dreiviertel Länge auf Rang drei, lieferte das Rennen seines bisherigen Pferdelebens und hätte wenig weiter sogar gewonnen!
Doch Darley Studs Warrsan war nicht mehr ganz zu erreichen, auch wenn er ganz außen in die Gerade gesegelt war, reichte der frühe Vorteil aus, um die Gruppe I-Prüfung an sich zu bringen. Der Ex-Coronation Cup-Sieger ließ eine schwächere Form aus den King George in Ascot sofort vergessen.
‚Mit Air Express, Luso und Crimplene haben wir in Deutschland schon tolle Rennen gewonnen, aber Warrsan stiehlt allen die Show. Er muss schon ein gutes Reisepferd sein, wenn er bei mir sechs Jahre bei mir übersteht‘, berichtete Warrsans Trainer Clive Brittain. ‚Wir denken jetzt schon über einen Start im Arc nach, könnten aber auch am nächsten Wochenende in Irland in die Champion Stakes gehen.‘
Und Jockey Kerrin McEvoy – der Australier steht seit diesem Jahr in Diensten von Godolphin, ritt zum ersten Mal überhaupt in Deutschland – fügte hinzu: ‚Es ist eine tolle Bahn hier. Ich bin Clive Brittain sehr dankbar, dass er mir diese Chance gegeben hat.‘
Natürlich kam auch die Mannschaft von Stall Reckendorfs Egerton, der die Zweierwette so richtig fett machte, aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. ‚Ich hatte im Frühjahr immer schon viel Mumm auf ihn, das Pferd immer als meine Derby-Hoffnung erachtet. Eine Erklärung für die schwächeren Formen habe ich nie gefunden. Vielleicht absolviert er nun im Preis von Europa seinen letzten Saisonstart‘, schilderte Peter Rau mit Tränen in den Augen.
Andreas Helfenbein ärgerte sich allerdings: ‚Zweimal wurde ich durch Shirocco gestört, sonst hätte es zum Sieg gereicht und wir hätten Warrsan geschlagen.‘ Nicht zu vergessen: Egerton ist noch sieglos!
Auch Derbysieger Shirocco verkaufte sich auf vielleicht schon zu schnellem Boden prächtig vor 24.600 Zuschauern. ‚Wir sind total zufrieden, zumal der Rennverlauf nicht hundertprozentig ideal war. Auf jeden Fall gehen wir mit ihm zum Arc‘, sagte Andreas Schütz, der sich wertvolle WM-Punkte sicherte.
Toll schlug sich auch Simonas (Andreas Boschert) als Vierter, könnte ohne weiteres in den Melbourne Cup gehen, während Fallon-Ritt Gamut (‚eine sehr enttäuschende Vorstellung‘) als Fünfter vor Malinas ebenso enttäuschte wie der 19:10-Favorit Mubtaker, der vorne früh Druck bekam und auf Rang sieben durchgereicht wurde.
‚Ihm behagte der Boden nicht besonders, er mag es fest oder richtig weich, aber das war ihm zu klebrig‘, suchte Jockey Hill nach einer Erklärung nach einem für den Favoriten sicher nicht einfachem Rennen von der Spitze.
Bei hervorragenden äußeren Bedingungen und toller Grand Prix-Stimmung flossen 346.060,50 Euro durch die Kassen des Internationalen Clubs.