‚Soumi wie Schumi‘ – Frankreichs Zahlen 2003

‚Soumi wie Schumi‘ – titulierte unlängst der Paris-Turf, das führende französische Rennsport-Journal und bezog sich dabei auf ein Rennjahr 2003, das in Frankreich eindeutig im Zeichen des zweiundzwanzigjährigen Christophe Soumillon stand. Der aus Belgien stammende Jockey erwies sich als die Sensation, als Publikumsmagnet und Werbeträger Nr.1 für den Rennsport.

Und das in einem Rennsportland wie Frankreich, das schon immer große Könner besaß. Im Jahr 2002 als Zweiter mit 99 Siegen und einer Gewinnsumme von 3.429.205 Euro bereits aus dem Schatten der bekannten Olivier Peslier oder Thierry Jarnet getreten, war er zwölf Monate später regelrecht auf der Überholspur und wartete mit Verbesserungen in allen Sparten auf.

Mit dem Ergebnis, dass sein erstes Jockey-Championat bereits weit vor Saisonschluss feststand. Mit 207 Siegen und der Gewinnsumme von 7.232.075 Euro, womit er mehr verdiente hatte als die beiden nachfolgenden Ioritz Mendizabal (2.598.455 Euro) und 2002-Champion Dominique Boeuf (4.625.345 Euro) zusammen, beendete er das letzte Rennjahr, wobei er nebenbei auch den von Cash Asmussen aufgestellten Rekord von 200 Siegen verbessert hatte.

Einen wesentlichen Beitrag zur hohen Gewinnsumme steuerten natürlich auch die 22 (!) Gruppe-Erfolge, darunter sechs Gruppe-I-Treffer, bei, mit denen er auf diesem Sektor in Europa unübertroffen blieb. Für ihn gingen 2003 wahrlich alle Wünsche in Erfüllung.

Neben dem Championat auch der Wunsch nach dem Arc-Sieg, für den am ersten Oktober-Sonntag der in den Farben des Aga Khan, für den Soumillon seit Oktober 2001 reitet, startende Dalakhani sorgen sollte.

Nicht alles war in der Laufbahn so verlaufen, wie er sich vorgestellt hatte. So gibt er freimütig zu, auf der von Ralf Suerland trainierten Proudwings im Prix Jacques Le Marois seinen schlechtesten Ritt hingelegt zu haben.

Soumillon, dem französische Experten eine Karriere wie die des fünfzehnmaligen Champions Yves Saint-Martin zutrauen, verließ im Alter von fünfzehn Jahren zusammen mit seinem Vater Brüssel und wechselte nach Chantilly. Rennsportatmosphäre hatte er durch seinen Vater Jean-Marc, einen in Belgien vor allem in Hindernisrennen tätigen Jockey, der auf der Flachen vor rund zwanzig Jahren auch mit Pascal van De Keere die Kräfte gemessen hatte, kennengelernt.

Noch im Sommer des vergangenen Jahres wurde Jean-Marc Soumillon, der mit seinem Sohn in Precy-Sur-Oise, knapp neun Kilometer entfernt von Chantilly heimisch geworden ist, in Ostende groß gefeiert, nachdem er ein Veteranen-Rennen zu seinen Gunsten entschieden hatte.

Den Anfang in Frankreich, das schon immer etwas herablassend auf die Belgier herunter geschaut hatte, bezeichnet Soumillon als schwierige Zeit, doch biss er sich durch. Absolvierte die Lehrlings-Schule und fand am Stall von Cedric Boutin eine Anstellung.

Der Durchbruch gelang 2001, als Gerald Mosse nach Hong Kong übersiedelte. Dessen Arbeitgeber, der Aga Khan, stand ohne Reiter da, erinnerte sich des jungen Christophe Soumillon und schloss mit ihm einen Kontrakt ab als Lohn dafür, dass der junge Belgier mit Anabaa Blue das französische Derby für ihn gewonnen hatte.

Drei Jahre zuvor stand die Karriere kurz einmal auf der Kippe, nachdem Trainer Andre Fabre ihn wegen notorischer Verspätungen stallintern sperrte. Dissonanzen, die längst aus der Welt geräumt sind, denn Soumillon hat längst schon wieder Fabre-Pferde zu Siegen geführt.

Einen ganz großen Tag erlebte er, der Dalakhani als bestes Pferd, das er je geritten habe, bezeichnet, am 11. Mai in Longchamp, als er mit eben diesem Dalakhani, Clodovil und Musical Chimes drei Gruppe-I-Rennen an einem Tag gewann.

Was Soumillon erst noch werden kann und will, ist Trainer Andre Fabre schon seit längerem, nämlich Abonnements-Champion. Zum 17. (!) Mal in Folge steht der am 9. Dezember 1945 als Sohn eines französischen Diplomaten in Spanien geborene und in Deutschland aufgewachsene Andre Fabre an der Spitze seiner Zunft.

Mit 3.641.470 Euro verdienten seine Pferde gut eine halbe Million Euro mehr als die von Kollegen Alain de Royer-Dupre und gar 1,3 Millionen Euro mehr als die von Jean-Claude Rouget, der mit 167 Siegern allen Anderen die Schau stahl.

Einen Absturz gegenüber 2002 erlebte Pascal Bary, der nach dem damaligen zweiten Platz diesmal als Achter der Statistik geführt wird. Auf über einhundert Erfolge kam lediglich noch Henri Pantall, wie Rouget vor allem auf den Provinzbahnen erfolgreich, der dort auch einen Großteil seiner 123 Treffer erzielte.

Mehr und mehr ins Rampenlicht hat sich der Stall der in Marseille trainierenden Julie Laurent-Joye Rossi geschoben, die sich auf Rang sechs in der Sparte Siege zu steigern wusste.

Erfolgreiche Titelverteidigung auch bei den Besitzern in der Sparte Flachpferde, wo das Aufgebot von Khalid Abdullah wieder die Nase vorne hatte. Knapper ging es im Grunde nicht mehr, denn 145 Euro (!) sollten den Ausschlag über Championat oder Platz zwei geben.

Bis zum letztmöglichen Termin wurde gekämpft, mit dem glücklichen Ende für den Stall Khalid Abdullah (2.488.840 Euro) klang der Zweikampf mit den Pferden des Aga Khan (2.488.655 Euro) aus, der dennoch mit der Saison 2003 sehr zufrieden sein darf. Während Abdullahs Pferde 58 Siege erzielten, kam der Aga Khan mit 41 Treffern aus, um in einem Wimpernschlag-Finish den Kürzeren zu ziehen.

Neben den erwähnten Quartieren brachten es die Ställe Wildenstein, Mohammed Al Maktoum, Moratalla, Wertheimer und Niarchos noch auf Summen oberhalb der Million-Euro-Grenze.

Bei den Züchtern nahm Dayton Investments die Spitzenposition (277.079 Euro Prämie) vor den Gebrüdern Wertheimer ein, die zusammen mit der Familie Lagardere die meisten Siege (45) aufwiesen.

Bei den Pferden erweis sich im jüngsten Jahrgang der von Miesque`s Son stammende Whipper mit 276.850 Euro als die Nr. 1, während bei den Dreijährigen niemand anderes als Dalakhani (1.745.340 Euro) mit fünf Siegen bei fünf Starts vorne stehen konnte. Platz zwei ging an Nebraska Tornado, der mit seiner Gewinnsumme von 486.120 Euro knapp 1,3 Millionen Euro weniger als der Arc-Sieger verdiente. Mit 365.760 Euro Gewinn holte sich Mubtaker v. Silver Hawk die Spitzenposition bei den Vierjährigen und Älteren.

Darshaan gebührte Rang eins bei den Deckhengsten, brachten es doch seine 31 Nachkommen mit 15 Siegen und 54 Plätzen auf eine Gewinnsumme von 2.104.860 Euro, während Miswaki in der Sektion ´Väter der Mütter` mit seinen 2.284.495 Euro an erster Stelle stand.

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