So gut wie wohl noch nie

Dass ein Großstall wie der von Peter Schiergen bei einem Meeting wie dem vor wenigen Tagen in Iffezheim zu Ende gegangenen Frühjahrs-Meeting mit seinen Pferden am besten abschneidet, ist sicherlich keine Überraschung. Dass aber ein Quartier wie das von Dr. Andreas Bolte aus dem münster­ländi­schen Lengerich sowohl nach Siegzahl als auch nach Punkten Platz zwei in der Trainer-Wertung einnimmt, darf man schon eher als solche bezeichnen.

„Wir hatten schon einmal mit drei Siegen die Rückreise von der Oos ange­tre­ten, doch einen derartigen Lauf wie in den vergangenen Tagen noch nie. Es wa­ren ja nicht nur die vier Siege, sondern auch zahlreiche Platzierungen, die für das ausgezeichnete Gesamtergebnis verantwortlich zeichneten und die Formkonstanz der Pferde über das gesamte Meeting zum Ausdruck brachten“, meinte der Trainer, der am 4. Mai 39 Jahre alt wurde.

„Besonders erfreulich die Tat­sache, dass mit Walter Kohler ein aus der Umgebung stammender Be­sit­zer endlich seinen ersten Erfolg in Iffezheim feiern konnte“, fügte Dr. Bolte an, der für diesen Besitzer schon seit Jahren Pferde vorbereitet und zu Erfol­gen geführt hat.

Nur noch nicht in Iffezheim, bis dann am vergangenen Mitt­woch Omtalus den Bann brach und die Vakanz beendete. „Siege dort haben eben einen besonderen Stellenwert, und wenn ein dort bislang erfolgloser Be­sitzer dann sein Erfolgserlebnis hat, freut man sich zusätzlich“, so der Trai­ner, dem Omtalus schon so oft Kopfzerbrechen bereitet hatte.

Die guten Ar­beitslei­stun­gen hatte er (zu) oft im Rennen nämlich nicht bestätigt und immer wieder Rät­sel aufgegeben. Was hatte man im Training nicht alles versucht, um das Sor­genkind mehr zu motivieren. Man hatte ihn gesprun­gen und im Rennen mit Scheuklappen sowie Ohrenstöpseln aufgeboten, doch das Ergeb­nis sollte stets die Erwartungen nicht erfüllen.

Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zu­letzt. Für den Iffez­hei­mer Start hatte man die Taktik ge­ändert und ließ ihn von Andreas Boschert im Gegensatz zum vorherigen Start, in dem er von der Spitze aus das Rennen auf­genommen hatte, aus der Reserve gehen. Nach den 1200 Metern im Preis von Meran stand ein leichter Sieg zu Buche, verbunden mit einer hohen Quote, denn die Wetter hatten ihm ganz of­fen­sicht­lich eine derartige Leistung nicht zugetraut.

Zu den erfreulichen Überraschungen zählt der Trainer auch Genios, der im Ausgleich I unter Adrie de Vries auftrumpfte und knapp vor dem Favoriten Sa­lon Turtle gewann. Und das nach achtmonatiger Pause und auf der Meile, ei­ner Distanz, die dem Betreuer vorher Bedenken bereitet hatte, die dann aber zer­streut wurden.

„Der Rennverlauf war ihm entgegen gekommen und der Ritt gut“, erinnert sich der Trainer an seinen lukrativsten Treffer. Das Kunst­stück, ein Pferd nach mehrmonatiger Rennbahnabwesenheit gleich sieg­fertig in If­fez­heim vorzustellen, gelang dem Lengericher auch mit Villeroy, dem der dor­tige Kurs ganz besonders gut zu liegen scheint, hatte er sich doch dort mit ei­nem Sieg im Ausgleich II aus der vergangenen Saison verabschiedet, um sich auf gleichem Parkett als Sieger zurück zu melden.

„Start-Ziel nach langer Pau­se gegen gute Gegner gewonnen, eine Superleistung“, so der Kommentar zu dem vierjährigen Hengst, der bei drei Starts an der Oos noch ohne Nie­der­lage ist. „Super“ fand er auch die Vorstellung, die Stormiano bei seinem er­sten Start über 1000 Meter ablieferte. Diese Vorstellung machte Appetit auf Mehr und weckte BegehrIichkeiten. So will man ihn demnächst eine interna­tionale Aufgabe servieren, denkt an ein Listen-Rennen über die gleiche Dist­anz Ende Juni in Chantilly.

„Noch kann er sich mit solchen Kön­nern wie Lucky Strike, Matrix oder Soave über die Fliegerdistanzen nicht mes­sen, daher ver­suchen wir es erst einmal auf diesem Level“, blickt der Trai­ner voraus. Eine Aufgabe auf Gruppe III-Ebene erwartet demnächst Genios. Den Großen Preis der Dortmunder Wirtschaft (50.000 Euro-1750 Meter) hat Dr. Andreas Bolte für seinen Schützling ausgesucht. Ob dann auch Adrie de Vries im Sattel sit­zen kann, ist fraglich, denn aus dem Stall von Andreas Trybuhl, seinem Arbeit­geber, wurde auch Lazio genannt.

„Wir werden aber guten Ersatz finden“, meint der Trainer, der während der Iffezheimer Tage vornehmlich auf Andre­as Boschert gesetzt hatte und damit sehr gut bedient war. „Es ist immer die Frage, welchen Jockey man bekommt.

„Andrasch Starke beispielsweise ist am großen Hofer-Stall beschäftigt, der wie meiner viele Handicapper aufweist, Adrie de Vries ist Stalljockey bei Andreas Trybuhl und besitzt den zweiten Ruf bei Herrn Blume, steht also auch nur bedingt zur Verfügung“, so Dr. Bolte, der neben An­dre­as Boschert auch mit Torsten Mundry in ständigem Kontakt steht, der al­ler­dings an den Rau-Stall gebunden ist, daneben noch viele Ritte für Hans-Jürgen Gröschel ausführt.

Bei aller Freude über Siege und gute Platzierungen, es gab auch weniger er­freuliche Momente für Dr. Andreas Bolte. Unter der Rubrik Pech handelt er den Auftritt von Licato im Ausgleich I ab, der bereits vor dem Start seinen Rei­ter verloren, anschließend einen denkbar ungünstigen Rennverlauf hatte, als er au­ßen herum galoppieren musste und von den Pferden, die er zuvor in Mül­heim als knapp geschlagener Zweiter getroffen hatte, weit entfernt blieb. „Die­ses Laufen ist komplett zu streichen.“

Auch in den Rennen, in denen Allez Frank und Rovirco („wurde zweimal in der Zielgeraden behindert, besaß eine Siegchance“) gelaufen waren, haderte der Trainer mit dem Rennverlauf.

„Un­glücklich“, so das knappe Kommentar zur Vorstellung von Chiron, seinem einzigen Starter auf Gruppe-Ebene, der im Hauptrennen des Meetings, dem 35. Großen Mercedes-Benz-Preis, sein Jahresdebut gab. „Auf der Leistung lässt sich aufbauen, wenn er frei galoppieren kann, kommt ein besseres Ergebnis heraus.

Leider gab es für ihn kein Tempo und als die anderen Pferden ab­spran­gen, konnte er nicht beschleunigen“, erklärt der Trainer. Die Chance, es demnächst noch besser zu machen, wird ihm vom Trainer in zweieinhalb Wo­chen eingeräumt, denn dann steht ein Start in Frankreich auf der Agenda des Hengstes.

Dass die Form im Stall von Dr. Bolte steht, kam auch ein Tag nach Beendi­gung des Frühjahrs-Meetings zum Ausdruck, als Fairy Ecstasy, am ersten Sam­stag bereits Zweiter für Walter Kohler, am Montag Nachmittag in Saint-Cloud in einem 1400 Meter-Rennen Dritter wurde und mit den 3.000 Euro ge­nau die Summe verdiente, die es zuvor für Platz zwei in Iffezheim gegeben hat­te.

„Schade, das mit Höchstgewicht angetretene Pferd wurde eindeutig unter Wert geschlagen. Fairy Ec­stasy kann nur ein Tempo gehen und muss frei galoppieren,. Daher ist es traurig, wenn er von Thierry Jarnet, der ihn ja schon zweimal geritten hat und ihn also kennt, nicht an die Spitze geschickt wur­de“, machte der Trainer aus seiner Enttäu­schung keinen Hehl.

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