Siege mit Vorankündigung

Auftakt der Sandbahn-Saison 2004/2005 in Neuss. Neben dem eindrucksvollen Sieg des in Griechenland gezogenen Limit Up im Ausgleich II imponieren vor allem die Siege zweier Pferde, die von Marion Weber geritten wurden und somit für Neusser Heimtreffer sorgten. Für beide zeichnet auch die 26-jährige als Trainerin verantwortlich, die damit in beiden Sparten an der Spitze der neuen Sandbahn-Statistik steht.

„Wir haben die Siege vorhergesagt, im Fall des zweijährigen Salko sogar den Handicapper darauf hingewiesen, dass nur er dieses Rennen gewinnen werde, auf dessen Einwand, da sei doch ein Recke-Pferd aus einer Mutter mit einer hohen Handicap-Marke dabei, haben wir nur trotzdem gesagt und wurden dann ja auch nachhaltig bestätigt“, erklärte Ehemann Gerd, der im Vorjahr mit Marion Weber die Ehe eingegangen ist und nach eigenen Angaben nur der „Stallbursche“ ist.

Vielleicht macht er später einmal den Trainerschein, will sich demnächst einmal umhören, was dafür alles in die Wege geleitet werden muss. Zwölf Jahre kennen sich die beiden. Damals war die vierzehnjährige Marion Weber zu dem in Pulheim ansässigen Gerd Froitzheim mit dem Ansinnen gekommen, bei dem im Springsport Arrivierten die Ausbildung zum Bereiter zu machen.

„Sie war ein Talent, hat sich schnell im Metier zurechtgefunden und später auch größere Turniere geritten und gewonnen“, erinnert sich der heutige Ehemann, der über etliche Jahre internationale Erfolge im Springsport bei den Senioren erzielte. Pferde waren schon immer seine Leidenschaft gewesen, bereits als Junge schwang er sich in den Sattel der Vierbeiner.

Gerne erinnert er sich an Ausritte mit einer Stute namens Retina, auf der später Fritz Thiedemann das Deutsche Derby gewann. „Dreißig Jahre Springsport, da habe ich viel gesehen, gelernt und auch vermittelt, denn etliche meiner Schützlinge haben später Karriere gemacht“, so der Pulheimer, der nachmittags zusammen mit Ehefrau Marion auf dem dortigen Hof zahlreichen Kindern Reitunterricht erteilt.

Oft sind es zwischen dreißig und fünfzig von den eingeschriebenen rund dreihundert jungen Pferdebegeisterten, die dort ihre Lektionen erhalten, oftmals auch auf Vollblütern, denen gerade eine Ruhepause eingeräumt wurde oder dort „rittig“ gemacht werden.

Zweiundzwanzig Pferde, Ponys und Großpferde, stehen auf dem Pulheimer Hof, während in den Neusser Stallungen zwölf Galopper untergebracht sind. „Am letzten Samstag, als wir die beiden Siege landeten, waren rund hundert Fans dabei und haben für uns gejubelt. Wenn der eine oder andere später einmal Jockey wird, wäre das eine zusätzliche Freude“, berichten die Webers, die 1999 den Wechsel zum Galopprennsport wagten.

„In dem Jahr habe ich die Prüfung abgelegt und am 15. Januar 2000 mit Gunners, den Sandor Nemeth ritt, den ersten Starter gehabt“, erinnert sich Marion Weber, deren Pferde ausnahmslos auf Sägemehl stehen. „Wir hatten noch nie eine Kolik, und das macht zudem weniger Arbeit“, heißt es lapidar. Wichtig sei gutes und abwechslungsreiches Futter, meint Ehemann Gerd, der die Rolle des „Stallburschen“ so lange ausüben will, bis seine Frau den 50. Sieg erreicht und sich damit das Goldenen Reiterabzeichen verdient hat.

Gut sollen es die Pferde haben, auch später nach Ende der Karriere. „Zum Metzger kommen sie wirklich erst dann, wenn es gar nicht mehr anders geht. Das haben wir immer so gehalten und werden nie davon abrücken“, heißt es.

Ausgegeben wird beim Erwerb der Pferde nur wenig Geld. So sind in jüngster Zeit mit Ultralik und Summery Day zwei hinzugekommen, die anderenorts bereits ausrangiert waren, sich inzwischen wieder deutlich besser anbieten. Neu sind ferner die nach dreijähriger Rennpause wieder zurückgekehrte Mai Tai, die sich in der Vorwoche trotz der langen Abwesenheit nicht übel verkaufte, und der dreijährige Sovrano, ein Halbbruder des talentierten Savado.

Fünfunddreißig Trainersiegen stehen vierzehn Erfolge, davon allein acht in der laufenden Saison, als Reiterin gegenüber. Da wird er sich wohl noch etwas in Geduld üben müssen. „Wenn Marion das schafft und ich den Trainerschein habe, wird sie nur als Amateur, aber nie als Profi reiten“, hat er sich bereits festgelegt.

Mit den Profis haben die Webers so ihre Erfahrungen gemacht und als Konsequenz aus den gewonnenen Erfahrungen auf die Dienste einiger in Zukunft verzichtet. „Wenn einer trotz der vorgegebenen Order, z. B. in der sechsten Scheibe herumreitet und gewinnt, bekommt er eher Ärger als derjenige, der die Taktik eingehalten, aber im Ziel verloren hat. Einige Herren reiten nicht mehr für uns“, wird das Thema abgeschlossen.

Die Suche nach der besten Spur zählt zu Dingen, die der Ehemann am Tage der Rennen selbst durchführt. Am vergangenen Samstag hatte er wieder einmal die richtige Wahl getroffen und seiner Frau die Ideallinie „in den Neusser Dünen“, wie ein Aktiver scherzhaft das Sandgeläuf bezeichnete, herausgesucht.

In den äußeren Spuren wurde gewonnen, sowohl Salko als auch Marksman taten dies, was später noch zahlreiche Nachahmer fand. Als Beispiel wird auch der Hamburger Start von Solistin angeführt, als Jockey Jozef Bojko mit der Order, „wenn du an der gelben Fahne nicht innen bist, hast du keine Chance“, ins Rennen geschickt wurde. Das Ergebnis war eine Platzierung in einem Listenrennen.

„Salko und Marksman sind Lebensgeschenke und werden nie verkauft“, erklären beide unisono und wollen damit erst gar keine Kaufgelüste aufkommen lassen. „Es hat sofort Kaufinteresse gegeben, doch wir haben kategorisch abgelehnt“, bekräftigte die Neusser Trainerin, „die ihrer Heimatbahn immer wieder einmal das eine oder andere Pferd zukommen lässt, wenn Mangel an Startern herrscht, denn nach Dortmund gehen wir nur in den seltensten Fällen.“

In die Zucht gewechselt ist die auf Gras und Sand mehrfach erfolgreiche Aennchen, die demnächst Derbysieger Samum aufsuchen wird, der auch Partner von On and On werden könnte, die ihrerseits mit Otago bereits einen Nachkommen im Weber-Stall hat, der seinen Weg wohl machen wird, wie es die Verantwortlichen ausdrücken.

Ohne Zweifel hat der Stall von Marion Weber, die noch keine einzige Bestrafung hinnehmen musste, eine bemerkenswerte Platzierung genommen, denn die Saison 2004, wird als die erfolgreichste enden. Dreizehn Treffer stehen derzeit zu Buche, womit man sich aber nicht begnügen will.

„Wir wollen immer gewinnen, sind aber Realisten genug, um zu wissen, dass es eben nicht immer geht. Doch einige Treffer wollen wir in jedem Fall noch landen, so an die zwanzig Erfolge sollen es zum Jahresende schon sein“, so die ehrgeizigen Ziele in einem Stall, dessen Pferde mehr als aus vielen anderen immer wieder Dopingproben unterzogen wurden, die sämtlich mit einem negativen Ergebnis endeten

Wenn das angepeilte Ziel erreicht wird, könnte dies mit dem Championat bei den Besitzertrainern verbunden sein. Noch liegt Titelverteidiger Matthias Schwinn mit drei Treffern mehr vorne, doch die Jagd auf den Beckinger ist mit dem Doppelschlag vor einer Woche verheißungsvoll eröffnet worden. Eines haben sie ihrem härtesten Gegner schon voraus, nämlich einen Sieg in einem Zweijährigen-Rennen durch Salko.

„Den kann nicht jeder vorweisen“, ist man stolz und sieht den kommenden Aufgaben zuversichtlich entgegen. Da könnte bald wieder eine Ansage fällig werden.

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