Die Reihen haben sich gelichtet in Hoppegarten. Sicher, nicht erst seit gestern, aber nachdem das Projekt des Idea-Trainingsbetriebes mit Lord John FitzGerald an der Spitze zum Jahresende eingestellt wird, sieht es um die Zukunft in Hoppegarten düsterer denn je aus.
Roland Dzubasz, 36, Trainer, stemmt sich gegen diesen Trend.
Als wir ihm im Hotel Hoppegarten gegenübersitzen, klingelt sein Handy.
‚Als Trainer musst du immer und überall erreichbar sein‘, entschuldigt er sich und nimmt das Telefonat an. Dzubasz ist dieser Tage auf der Suche nach einem talentierten Zweijährigen, der sein Lot für den Derbyjahrgang 2005 verstärken soll. Darum geht es auch in seinem Gespräch. Nur ist das um diese Jahreszeit ein fast aussichtsloses Unterfangen, denn ‚entweder halten die Besitzer ihre Hoffnungen fest oder du bekommst den angeboten, der bereits etwas gehabt hat‘, sind seine Erfahrungen der letzten Tage und Wochen. Eigentlich erstaunlich, wenn man 25.000 Euro investieren kann.
Der interessierte Beobachter möchte meinen, dass Dzubasz 2004 gerade im Youngster-Bereich gut bestückt ist. Denn die von ihm betreute Statuni war es, die im Hoppegartener Criterium der Zweijährigen den wertvollsten der bislang 20 Jahrestreffer für den Stall landen konnte. Doch neben Statuni und dem ebenfalls zweijährig siegreichen Fabolo befinden sich gerade noch drei weitere Zweijährige unter den insgesamt 30 Pferden im Stall.
‚Auf das Criterium waren wir schon scharf, aber in der Woche vor dem Rennen waren beide ganz unsichere Starter‘, sagt Dzubasz. Dass es doch noch gereicht hat und Statuni sich im letzten Galoppsprung durchsetzen konnte, ist vor allem eine ‚Teamleistung‘ wie der Trainer betont, denn ‚ohne ein gut harmonierendes Umfeld, klappt es einfach nicht‘.
Außer dem Criterium gewann Dzubasz noch drei weitere Rennen zum Abschluss der Galopprennsaison in Hoppegarten. Einen besseren Jahresausstand kann es kaum geben, zumal für einen ‚mittelständischen Trainer‘, wie er sich selbst bezeichnet. Und auch rekordverdächtig war dieser Nachmittag auf der Heimatbahn. ‚Ich glaube nicht, dass das ein anderer vor mir schon einmal geschafft hat‘, sagt Dzubasz mit leichtem Grinsen im Gesicht.
Doch der gebürtige Berliner kennt die Regeln des Geschäfts allzu gut, um zu wissen, dass dieser Tag eine Ausnahme bleibt. Eine schöne Anekdote in der Saison 2004, die aber schon im nächsten Frühjahr kaum noch von Belang sein kann. Vielmehr müssen ‚Trainer wie ich von Tag zu Tag denken‘. Nach einem Erfolg geht es immer im gewohnten Schritt weiter, Zeit zum Zurücklehnen bleibt nicht, wenn es jeden Tag um die eigene Existenz geht.
Im gesamten Rennsport fängt nun die ruhigere Jahreszeit an, da bildet auch der Stall von Roland Dzubasz keine Ausnahme. Starts auf der Allwetterbahn wird es kaum geben. Der Wiederaufbau des einstigen Sand-Cracks Fair Grounds hat nicht ganz so geklappt, wie es sich Trainer und Besitzer erhofft hatten, daher sind Pläne, einen Cannes-Aufenthalt betreffend, vorerst ad acta gelegt worden.
Dzubasz rangiert nach Gewinnsumme an der Spitze der Hoppegartener Trainergilde, wenngleich auch Martin Rölke bislang 20 Sieger satteln konnte und Rölke ‚vielleicht auf Sand noch einen Punkt macht. Aber das entscheidende ist wohl die Gewinnsumme‘, heißt es.
Die Domain https://www.trainingszentrum-hoppegarten.de gehört Roland Dzubasz, weiteres Indiz dafür, dass Dzubasz seinen Kollegen in Hoppegarten etwas voraus ist.
Obwohl elf, zwölf Stunden harte Arbeit vorausgegangen sein müssen, erzählt Dzubasz enthusiastisch von seinen Pferden und dem Galopprennsport im Allgemeinen, scheint in diesem Metier genau richtig aufgehoben zu sein.
Der 36-jährige Coach betreut sein Lot am Hoppegartener Kompaktstall, kann dort auf 40 Boxen zurückgreifen und ist optimistisch, dass diese auch im nächsten Frühjahr ausgelastet sein werden. Von insgesamt 240 Boxen im Kompaktstall stehen derzeit über 200 leer. Außer Dzubasz belegen noch Wilfried Schütz und Harald Franke mit ihren Galoppern einige Boxen, der Rest ist nicht mehr vermietet oder verpachtet.
Die derzeitige Schieflage im Rennsport sieht Dzubasz auch darin begründet, ‚dass zu viele Amateure unter Reitern und Trainern dabei sind, gerade im für uns so wichtigen Basissport‘. Hier sei das Direktorium gefragt, wieder mehr Professionalität in den Sport zu bringen, ‚vielleicht durch höhere Einsätze bei den unteren Ausgleichen. Dann könnten auch die Prämien in diesen Rennen wieder etwas angehoben werden.‘
Verstärkung benötigt das eigene Team in naher Zukunft unbedingt, Dzubasz möchte das Erreichte in diesem Jahr 2005 weiter steigern. Einen festen Stalljockey wird es aber wohl nicht geben.
Nachwuchsmann Eugen Frank möchte Dzubasz nach Hoppegarten holen, hat er in der abgelaufenen Serie doch bereits sieben Erfolge für den Stall sicherstellen können. Aber gerade nach der Trennung von Wilhelm Giedt und Wladimir Panow wird Frank sicher seine Chancen am Giedt-Stall erhalten, möchte dort noch ein weiteres Jahr bleiben. Dennoch kommt ‚Eugen auch für uns wieder zum Einsatz‘, sagt Dzubasz und wird ebenfalls wieder Marc Timpelan seine Chancen einräumen.
Deutlichen Nachholbedarf sieht Dzubasz bei den jetzt Dreijährigen, die sich nach einem Infekt im Frühjahr nicht mehr richtig erholt haben, diesen vielleicht die Saison über etwas mitgeschleppt haben. Alte Welt und Gaius werden da genannt, aber auch Julier schien mehr zu versprechen, wurde nun gelegt und sollte für den einen oder anderen Dzubasz-Siegpunkt in der Saison 2005 gut genug sein.