Sabrina Schwinn – Im letzten Galoppsprung

Es war schon ein bemerkenswertes Wochenende für die erst siebzehnjährige Sabrina Schwinn, denn die deutsche Championesse von 2001 holte sich nach dem nationalen auch ihren ersten internationalen Titel. Eingeladen hatte die AROC (Austrian Racehorse Owner Club) zu diesem Highlight der Amateure.

Durch die finanzielle Unterstützung von AROC-Präsident Frank Stronach konnte in diesem Jahr sogar erstmalig auch eine Europameisterschaft der Amateurrennreiter durchgeführt werden, aus der der Österreicher Christian Bräuer als Sieger und der deutsche Repräsentant Christian Keller als Vize-Europachampion hervorgingen.

Eine längere Tradition weist die EM der Amateurrennreiterinnen auf, eine vor 10 Jahren entwickelte Idee des inzwischen leider verstorbenen Präsidenten des Österreichischen Amateurrennreiter-Vereins (ARV), Georg Stärk, an dessen Verdienste im nach ihm benannten Georg-Stärk-Memorial in Bratislava erinnert wurde.

Eingeladen waren Reiterinnen aus acht verschiedenen Nationen, darunter Margaret Morris aus Großbritannien als Titelverteidigerin. Sowohl am Samstag in Wien als auch vierundzwanzig Stunden später in Bratislava standen je zwei Läufe auf dem Programm.

Deutschland: Sabrina Schwinn
Frankreich: Karen Beaumard
Großbritannien: Margaret Morris
Irland: Charmaine O´Neill
Norwegen: Helen Nordahl
Niederlande: Angeline Batist
Österreich: Karin Hof
Slowakei: Jana Chrastecka

Die Teilnehmerinnen reisten bereits am Freitag an. Am Abend traf man sich zu einem kurzen Gespräch mit Wolfgang Wallinger, seit diesem Jahr Mitglied im Vorstand des AROC, der sich neben administrativen Aufgaben in diesem Club vor allem dem österreichischen Amateurrennsport widmet, so dass die Organisation und das gute Gelingen dieser Europameisterschaft ganz besonders seinem persönlichen Engagement zu verdanken war.

Erstmalig wurden bei diesem Ereignis die Champions des Vorjahres geehrt. Zudem zeigte man Rennfilme und Video-Clips der Ereignisse des österreichischen Turfs auf einer Großbildleinwand, zweisprachig moderiert durch Wolfgang Wallinger. Ehrengast des Abends war Frank Stronach, jedem aus der internationalen Turfszene bekannt. Stronach hat seinen Hauptwohnsitz in Kanada, ist jedoch in den USA mit seinen Rennpferden aktiv und konnte drei Mal in Folge (1998-2000) das dortige Besitzerchampionat erringen.

Besonders erfolgreich war für ihn das Jahr 2000, in dem er Züchter- und Besitzerchampion in den USA werden konnte. Vorgestellt wurde in einem kleinen Videofilm die neue Rennbahn in Ebreichsdorf, in unmittelbarer Nähe Wiens. Das gigantische Projekt mit Möglichkeiten für verschiedene Pferdesportarten soll offiziell 2004 eröffnet werden. Das wäre dann die 15. Rennbahn, die sich im Besitz von Frank Stronach befindet, denn er ist Eigentümer von 14 Hippodromen in den Vereinigten Staaten.

Für die Teilnehmerinnen an der EM war die Auslosung der Ritte der Höhepunkt des Abends, denn jede Reiterin konnte sich ihre vier Ritte (drei mit Vollblütern, ein Araber-Rennen) aus der Lostrommel ziehen. Das Glück war der Irin Charmaine O´Neill in besonderem Maße zuteil, die zwei besonders gute Ritte für Samstag in Wien zog, auch Sabrina Schwinn bewies auch ein glückliches Händchen, zog allerdings keinen Favoriten. Sie konnte sich als Zweite bzw. Dritte in Wien gut platzieren.

Die gleiche Punktzahl erreichte allerdings auch die Holländerin Angeline Batist, so dass es für Bratislava sehr spannend wurde. Der erste Tag stand ganz im Zeichen von Charmaine O´Neill, die mit einem dicken Punktepolster in die zweite Runde nach Bratislava ging. Susanna Santesson, Fegentri-Generalsekretärin und Vorstandsmitglied des Verbandes Deutscher Amateur-Rennreiter, überreichte am ersten Tag die Ehrenpreise an die drei erstplatzierten Reiterinnen.

Am Sonntag fuhr der Tross weiter nach Bratislava, wo Direktor Marian Surda die Reiterinnen und Offiziellen des Turfs begrüßte. Das dritte Rennen in der Wertung gewann die Französin Karen Beaumard, während Charmaine O´Neill unplatziert blieb. Danach konnten sich noch vier Reiterinnen, Charmaine O´Neill, Angeline Batist, Sabrina Schwinn und Karen Beaumard, Chancen auf den Titel ausrechnen.

Sabrina Schwinn ritt im letzten Rennen die achtjährige Stute Rebelie, die schon im vergangenen Jahr Vanessa Rodenbusch zu einem Sieg im Rahmen dieser EM verholfen hatte. Außerdem war Rebelie schon 2000 in diesem Rennen erfolgreich, wohl eine richtige Spezialistin für die Distanz und die Damen. Und dieses Mal sollte Rebelie sensationell für Sabrina Schwinn die Europameisterschaft entscheiden.

Nachdem Angeline Batist auf ihrem favorisierten Pferd unplatziert blieb, endete O´Neill, im Rennen ebenfalls unplatziert, auf dem zweiten Rang in der EM, um den sie sogar noch bangen musste. Dritte wurde Angeline Batist aus den Niederlanden vor der Französin Karen Beaumard.

Marian Surda, Direktor der Rennbahn Bratislava, hatte anschließend eine beeindruckende Siegerehrung inszeniert. Das Treppchen in Bratislava ist schon obligatorisch, die Nationalhymne ebenfalls. Schleifen und Medaillen sowie wunderschöne Ehrenpreise machten die Europameisterschaft der Amazonen 2002 für alle zu einem unvergeßlichen Erlebnis, nicht nur für die deutsche Siegerin.

Nachdem Kirsten Neumann 1996 als bisher einzige deutsche Vertreterin Europameisterin wurde und Vanessa Rodenbusch im vergangenen Jahr Vize-Meisterin, gab es sechs Jahre später wieder einen Erfolg einer Reiterin aus dem Südwesten.

Obwohl natürlich einige wenig Glück bei der Auslosung der Ritte gehabt hatten, waren doch alle sehr begeistert von der Austragung. Denn es gab gute Rennen ohne Zwischenfälle und eine ausgezeichnete Stimmung im gesamten Team. Der Dank aller galt Sponsor Frank Stronach, dem Organisator der EM sowie den Offiziellen.

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