Ein neues Gesicht befindet sich seit Anfang des Monats auf dem Hovener Hof von Trainer Christian von der Recke in Weilerswist. Seit gut zwei Wochen gehört Raoul Johannes Dygas zum Team des vor einigen Wochen in den „Club 1000“ der Trainer aufgerückten von der Reckes. „Um zu lernen“, wie sich der Zwanzigjährige äußerte, der zum ersten Mal in der noch jungen Karriere seine norddeutsche Heimat verlassen und im Stallgelände eine Wohnung bezogen hat.
Die muss er sich derzeit noch mit einem Lehrling teilen, doch weil dieser Raucher und Dygas Nichtraucher ist, hat ihm Christian von der Recke eine neue Bleibe in Aussicht gestellt. Eingelebt im Westen hat sich der junge Reiter schon gut, fühlt sich auch bestens aufgenommen in der neuen Umgebung. „Augenscheinlich fühlt er sich bei uns wohl“, meint dann auch der Trainer, der seinen neuen Mann auf beiden Gebieten einsetzen will.
Seinen Einstand für den Weilerswister Stall hat Dygas am vergangenen Sonntag in Lebach gegeben, doch in einem völlig verkorksten Hürdenrennennen, zu dem nur zwei Pferde angetreten waren und die den Kurs nicht beendeten, ging alles schief. Ärgerlich aus Sicht des Reiters, denn die von ihm gerittene Fair View hatte zu Hause in Weilerswist eine so gute Arbeit abgeliefert, dass man sich schon etliches ausgerechnet hatte.
„Sie ist schon am dritten Sprung ausgebrochen, war möglicherweise von dem anders als die beiden ersten gestrichenen Hindernis irritiert. Schade, denn in der Arbeit springt sie problemlos.“ Zuvor war er in zwei Flachrennen in den Sattel gestiegen, doch auch da hatte er mit der Entscheidung nichts zu tun. „Es kann nur besser werden und muss es auch“, so der Kommentar des Reiters, der im Vorjahr seine Lehre erfolgreich abgeschlossen hat.
32 Siege stehen derzeit für Dygas zu Buche, was nichts anderes heißt, als dass er noch zwei Kilos Erlaubnis in Flach- und drei Kilos in Hindernisrennen in Anspruch nehmen kann. 55 Kilo schafft er auf der Flachen, soll in derartigen Rennen für Recke vor allem die hohen Gewichte reiten. „Hauptsächlich Flachrennen“, so die Vorstellung von Raoul Dygas, welchem Gebiet er die Präferenz gibt.
So hatte er auch einst begonnen, um dann später auch in Hindernisrennen in den Sattel zu steigen. „Ich bin gekommen, um zu lernen“, so das Motto. Und lernen kann er auch, was den Hindernissport angeht, denn mit dem Trainer und dem vielfachen Champion Peter Gehm, der aus bekannten Gründen als Reiter nicht mehr zur Verfügung steht, aber so manchen Kniff zu vermitteln weiß, trifft er auf geballte Kompetenz.
Dass er „vor allem im Hindernissport nicht weitergekommen war“, hatte seine Ursache darin, dass Trainer Hubertus Fanelsa zu wenig entsprechende Pferde zur Verfügung standen. „Ich wollte aber weiter kommen, habe deshalb das Gespräch mit dem Trainer gesucht, der mir daraufhin sagte, wenn du etwas lernen willst und vor allem im Hindernissport, dann musst du zum Kollegen von der Recke gehen.“
Diesen Schritt hat er nun vollzogen, ist weggegangen von Bremen, das so lange seine sportliche Heimat war. Dort hatte auch seine Karriere einst begonnen. Seine Lehre absolvierte er bei Andreas Wöhler, ließ dabei schon Talent erkennen und erzielte in seiner ersten Saison vierzehn Siege.
Den Sprung in den Rennsport hatter er über Umwege gemacht. Als er seinen als Sportjournalist tätigen und in dieser Eigenschaft auch von den Galopprennen in der Bremer Vahr berichtenden Vater begleitete, wuchs mit jedem Besuch auch sein Interesse für die Vierbeiner, was schließlich dazu führte, dass er auf der Trainingsanlage auf dem Fährhof ein Praktikum absolvierte.
Und vom Fährhof zu Andreas Wöhler war es dann nur noch ein kleiner Schritt, angesichts der ausgezeichneten Verbindungen, die zwischen den beiden herrschen, so dass ein mit dem 1. August 2001 beginnender Kontrakt unterzeichnet wurde. Er ritt überwiegend im Norden und Osten unseres Landes, selten im Westen.
Als Wöhlers Umzug dorthin, ins vorher von Peter Rau genutzte Gütersloher Quartier, anstand, entschied sich Dygas gegen den Ortswechsel und für Bremen. Er wechselte zu Hubertus Fanelsa, bei dem er vom 1. Mai bis Ende August blieb, eine Zeit, die ohne Sieg blieb. Ein Treffer steht für die laufende Saison zu Buche, ein mageres Ergebnis im Vergleich zum besten Jahr 2004, als er es auf siebzehn Erfolg gebracht hatte.
Doch noch ist das Jahr nicht zu Ende, bieten sich noch genügend Chancen, die Bilanz aufzupolieren. „Ich habe bei den Herren Wöhler und Fanelsa viel gelernt, will mich aber weiter verbessern, deshalb der Wechsel.“ Angesprochen darauf, dass der Stall von Christian von der Recke keine „betuliche“ Arbeitsstätte ist, entgegnet er nur, „das ist überhaupt kein Problem. Vor Arbeit bin ich noch nie weggelaufen.“










