Peter Gehm: Der Star des Hindernissports

Den 14. Oktober wird man in einem Kalender in Bergheim wohl zukünftig dick rot angestrichen vorfinden. Denn es war in diesem Jahr ein besonderer Tag im Leben des Peter Gehm. In Pardubitz hat er mit Chalco in der 111. Velka Pardubicka das wichtigste Rennen seiner Karriere dort gewonnen. Es war Sieg Nummer 431 in einer außergewöhnlichen Karriere. Und es war ein Ereignis, das den Star des deutschen Hindernissports wieder nachhaltig in die Schlagzeilen gebracht hat. 113 dieser Rennen hat er auf der Flachen gewonnen, den Rest über Hindernisse.

Dort würde er derzeit fast nicht mehr stehen. Zwar ist aktuell im Hindernis-Lager alles so, wie es immer war mit Gehm als dominierendem Reiter dieses Metiers. Aber um ein Haar wäre alles anders gekommen. Denn Peter Gehm hatte zu Silvester 2000 in Neuss bei der Championatsehrung seinen Abschied aus dem Rennsattel verkündet. Überraschend, aber bestimmt. Gehm wollte Hufschmied werden. Der Rücktritt vom Rücktritt lies nicht lange auf sich warten. Und das war gut so. Denn was wären Hindernisrennen ohne Gehm? Mehr als 40 Prozent der Rennen, in denen er antritt, gewinnt er. Welcher Aktive kann so etwas schon von sich behaupten? Ohnehin ist die Erfolgssammlung des 31-jährigen, der mit Frau Petra und den Söhnen Patrick (9) und Pascal (6 Monate) in Bergheim lebt, beachtlich.

Die Liste der Championat ist für jemanden, der gerade die 30 hinter sich gebracht hat, lang: Zwischen 1988 und 1992 war er in fünf Rennjahren in Serie Champion der Amateurreiter. Und 1993, 1994, 1996, 1999 und 2000 hat er sich den nationalen Meistertitel bei den Profi-Reitern in der Hindernissparte gesichert. In seinem besten Jahr, 1994, mit 46 Siegen. Diese Marke wird er in diesem Jahr wohl verpassen, aber wenn nicht deutlich weniger Hindernisrennen in Deutschland stattfinden würden als noch vor ein paar Jahren, dann hätte er die Bestmarke wohl schon längst geknackt.

Wenig Rennen über Hindernisse. Das ist auch ein Grund dafür gewesen, dass Gehm nicht mehr weiterreiten wollte. "Ich war in den meisten Jahren selbständig. Und ich hatte immer Riesen-Saisons, alles ist toll gelaufen, auch im letzten Jahr. Nur das Finanzielle hat nicht gestimmt. Mit einer Familie hintendran war das nicht mehr machbar, das Finanzamt nimmt einem doch zu viel weg." Und nun, anno 2001? "Es kam dann ein so gutes Angebot von Christian von der Recke, mit dem ich leben und guten Gewissens wieder anfangen konnte. Aber halt nicht mehr als Selbständiger, sondern als Angestellter. Ich beziehe ein monatliches Gehalt, bin aber für die Ritte noch selbständig." Und mit dieser Situation scheinen aktuell alle Beteiligten klarzukommen. Und es kann durchaus sein, dass Peter Gehm am Recke-Rennstall, an dem es genug zu tun gibt, irgendwann die Position eines Assistenz-Trainers bekleiden wird.

Gehm denkt in den Phasen des Erfolgs auch an die zurück, die ihm geholfen haben, groß zu werden. Seine Mutter, für die er das siebte Kind war, im besonderen. "Ich denke immer an die Zeit zurück, als ich 17 war und keinen Führerschein hatte. Ich hatte enorm viele Ritte in dieser Zeit und meine Mutter hat mich durch die Gegend kutschiert. Mittwoch, Samstag, Sonntag. Wenn man die Strecken heute selber fahren muss, weiss man, was das für Strapazen gewesen sein müssen. Ich kann meiner Mutter das im Grunde genommen nicht gut machen." Er tut es doch irgendwie, indem er seiner Mutter öffentlich dankt. Hier an dieser Stelle oder auch schon einmal bei Sieger-Interviews auf den verschiedenen Rennbahnen. Die er fast alle kennt. Logisch, wenn man Jahre hinter sich hat, in denen man das Auto in Sachen Turf in einem Jahr über eine Strecke von rund 150.000 Kilometern fährt.

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