Persian Punch: Jetzt peilt er die Million an

Im Mai 1996 hatte er das erste Mal als Sieger die Ziellinie passiert. In einem „E-Auction-Rennen“ in Windsor. Es wurde registriert, mehr nicht. Warum auch, niemand konnte an diesem Tag nur im Geringsten erahnen, dass der Grundstein – auch für britische Verhältnisse – einer absolut außergewöhnlichen Karriere gelegt wurde. Als Persian Punch am 11. September dieses Jahres unter frenetischem Beifall den zur Gruppe II zählenden Doncaster Cup gewann, war es wieder diese Gänsehaut, die die gewaltige Anhängerschar von Englands populärsten Steher der Gegenwart bekam.

Start-Ziel galoppierte der Zehnjährige Wallach die Konkurrenten, Jung oder Alt, aus den Schuhen. Der 19. Erfolg war unter Dach und Fach. Jeder geht davon aus, dass der Schützling von David Elsworth auch die runde Zwanzig vollmachen wird. Denn er ist besser denn je.

Es ist bereits die achte Saison des Persian Heights-Sohnes, die der von David Elsworth trainierte Steher der Extraklasse hinlegt. Lediglich 2000 hatte Persian Punch mit einer Postmark-Einschätzung von 123 eine höhere Zahl erreicht, nach dem jüngsten Cup auf der Leger-Bahn erhielt er 119. Sieben Länge, sein im Doncaster Cup, es war sein dreizehnter Sieg auf Gruppe-oder Listen-Ebene, hinzu war er 29mal im Geld.

Wo hat er nicht überall die Rennsportmassen begeistert, nicht nur, wenn er als Sieger die Linie passierte, auch bei seinen Platzierungen. Ob im königlichen Ascot, auf dem irischen Curragh, im französischen Weltbad Deauville, in Doncaster, im australischen Flemington, während Glorious Goodwood, in Longchamp, Newbury, Newmarket, Salisbury, Sandown, Windsor oder York.

Wenn die Recherche stimmt, dann hat der „Kämpfer vor dem Herrn“, wie ihn die britische Fachpresse oft bezeichnet, in seiner bisherigen Laufbahn knapp 200 Rennkilometer zurückgelegt. Die meisten dieser Kilometer hat Persian Punch unter Ray Cochrane, Richard Hughes, Richard Quinn und bei seinen letzten Starts stets mit dem jungen Martin Dwyer zurückgelegt. Aber auch andere Größen wie Walter Swinburn, Kieren Fallon, Cash Asmussen, Mick Kinane oder John Reid hatten das Glück, auf diesem Ausnahmepferd zu sitzen.

Es fehlen lediglich noch 15 000 Pfund, dann hat Persian Punch die eine Million Pfund an Gewinnsumme vollgemacht. Und das, ohne ein einziges Gruppe-I-Rennen gewonnen zu haben. Viermal war er Zweiter auf höchstem Niveau, zweimal Dritter, auch auf klassischer Bühne im irischen St. Leger. Den dicksten Siegpreis verdiente der treue Fighter im Melbourne Cup, als er 2001 als Dritter über die Linie kam, somit auf einen Schlag 110 000 Pfund verdiente.

Bereits 1998 hatte Persian Punch seinen ersten Auftritt in „Down Under“ gehabt, war im Melbourne Cup bereits auf den dritten Platz gelandet. 80 000 Pfund wurden seinerzeit gutgeschrieben. Seinen ersten Gruppe II-Erfolg markierte der Elsworth-Schütz in Deauville, als er im Millenniumsjahr den Prix Kergolay gewann. Überhaupt das erstemal zu Gruppe-Ehren kam Persian Punch am Maifeiertag 1998 mit Kieren Fallon im Sattel in den Sagaro Stakes von Newmarket.

Nun war Europas derzeit bester Steher nach seinem Sieg im Doncaster Cup das neunzehnte Mal als Sieger in einen Absattelring zurückgekehrt. Wie er Start-Ziel unter Martin Dwyer die Gegner zermürbte, bezeichneten die Engländer als mincing machine, als „Fleischwolf“. Channel-4-Reporter Simon Hoult überschlug sich wahrlich, als Persian Punch die letzten vierhundert Meter weit vor dem Feld nach Hause stürmte.

„Persian Punch, du bist unten auf dem Rasen ganz alleine, aber nicht hier auf den Tribüne, hier sitzen deine Tausende von Fans.“ Der zehnjährige Wallach wurde seinem Ruf als „Gänsehautpferd“ einmal mehr gerecht. Und Jockey Martin Dwyer fasste es zusammen: „Er ist nicht nur mein Lieblingspferd, er ist das des Besitzers, des Trainers, eigentlich Jedermanns. Solch ein Pferd muss man lieben, es ist einmaliges Geschenk.“

Bereits in frühen Jahren flatterten erste Kaufangebote auf den Tisch von Besitzer Jeffrey Collin Smith. Nicht zuletzt auch aus dem Lager des Hindernissports, denn die „Spezies“ hatten zeitig ein Auge auf Persian Punch geworfen. Doch der Besitzer solch eines weiteren Ausnahmepferdes wie die Super-Fliegerin Lochsong, trennte sich nicht von Persian Punch. Finanziell unabhänig hatte er es ohnehin nicht nötig.

Im Schnitt lässt Smith in England bei den Trainern Ian Balding, David Elsworth, Jamie Eustace und Richard Hannon rund 30 Pferde trainieren, in Frankreich unterhält er eine kleine Dependance bei Myriam Bollack-Badel.

Persian Punch gehört dem letzten Jahrgang des Persian Bold-Sohnes Persian Heights an. Er wurde von Adstock Manor Stud gezogen. Seine Mutter Rum Cay war auf beiden Gebieten erfolgreich, besaß bereits das Herz eines Marathonläufers. Dank der großartigen Leistungen von Persian Punch stieg ihr Wert natürlich immens.

Selbst Godolphin sicherte sich auf den Houghton Sales 2000 einen von Singspiel stammenden Halbbruder von Persian Punch. Für immerhin 800 000 Guineas. Bislang hat er allerdings noch keine Seide getragen. Interessant ist sicherlich auch die Tatsache, dass mit Island Magic sein Halbbruder einige Jahre in Deutschland bei Uwe Stoltefuß in Training war.

Der Indian Ridge-Sohn hatte als Zweijährige auf Gruppe-Ebene die Solario Stakes gewonnen, war dann in den Besitz des Gestüt Sybille gewechselt. Hierzulande gewann er mehrere Rennen, sportliche bedeutendster Sieg war der Erfolg im Iffezheimer Fremersberg-Ausgleich.

Persian Punchs Betreuer David Elsworth zählt zu den erfolgreichsten Allroundtrainern Englands. Wobei die Siege auf klassischem Parkett eher die Ausahme sind. Aber auch dort war er erfolgreich, als er In The Groove in den Irish 1000 Guineas zum Sieg sattelte. Die Stute zählte ohnehin zu den besten Pferden, die der 62-jährige trainierte.

Mit ihr gewann er ferner die zur Gruppe I zählenden Coronation Stakes, Juddmonte International oder Champion Stakes. Weitere bedeutende Rennen gewann er mit Indian Ridge, Seattle Rhyme, Dead Certain, Naheez, Laguna Beach oder Lear Spear. Als Meister seines Fachs wird David Elsworth auch im National Hunt Sport bezeichnet.

Die Grand National oder der Cheltenham Gold Cup sollten stellvertretend für die zahlreichen bedeutenden Triumphe seiner Schützlinge zwischen den Flaggen erwähnt sein.

Nicht zuletzt war auch die Legende Desert Orchid in seiner Obhut Der Schimmel stieg zum „Helden von National Hunt-Szene auf“, genoß eine ungeheure Popularität. Bis zum heutigen Tag. Jahr für Jahr ist ein Highlight des Cheltenham-Meetings, wenn Desert Orchid vor dem Gold Cup auf dem Geläuf präsentiert wird. Noch immer jubeln die Engländer „ihrem Schimmel“ zu.

Nun ist Persian Punch der Liebling der englischen Rennsportszene, was für dortige Verhältnisse nicht wundert, denn die „Helden auf den Cup-Strecken“ genossen stets eine große Popularität unter den englischen Fans. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Elsworth-Schützling stets von der Spitze aus das Rennen gewinnen will, mit seiner so gewaltigen Galoppade und dem Herz eines Marathon-Olympia-Siegers die Konkurrenten zermürbt.

Mal mit kurzem Kopf, mal mit einigen Längen Vorsprung gewinnt. Wie meint der Engländer, wenn er über Steher der Extraklasse spricht: „Persian Punch, he’s never come back“, er kommt niemals zurück. Bei seinem nächsten Sieg wird der Zehnjährige in siebenstellige Gewinnregion vorstoßen.

Und sollte dies erstmals auf Gruppe I-Level sein, dann hätte der „Kämpfer vor dem Herrn“ wahrlich den Gipfel erklommen. Vielleicht wird es in einigen Wochen im Prix Royal Oak in Longchamp der Fall sein.

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