Patrice Lemaire – Mit Schwung nach oben

Christophe Patrice Lemaire, ein neues Gesicht in der Jockeystube? In seiner Heimat Frankreich keineswegs – denn dort ist der 22jährige Lemaire nach rund 130 Siegen längst kein Neuling mehr. Jetzt greift er auch in Deutschland an. Im Herbst 2001 wurde Lemaire bereits von Champion-Trainer Andreas Schütz für einen Renntag in Hannover verpflichtet, ritt bei zwei Starts auch eine Siegerin im Zweijährigenbereich.

Am letzten Samstag nun agierte der Franzose das zweite Mal auf deutschem Terrain, hielt im Kölner Frühjahrs-Stutenpreis für seinen Landsmann Henri-Alex Pantall die Zügel in der Hand. Und dank der Initiative von Dr. Rolf Wilhelms, Patentanwalt aus München und ehemaliger Besitzer der zweifachen Gruppe II-Siegerin Proudwings, konnte der junge Franzose zudem in zwei weiteren Rennen sein Können unter Beweis stellen. Lemaire dankte es ihm mit einem Einstand nach Maß.

Bereits im ersten Rennen des Tages der erste Treffer für den jungen Franzosen, der die vierjährige Stute Nonette für Andreas Trybuhl zu ihrem ersten Lebenserfolg führte und anschließend sagte: “Eine feine Stute, die ihren Weg machen wird und sicher nicht bei einem Sieg stehenbleibt.“ Auch seine zweite Chance, die debütierende Anna Simona (Harro Remmert), bekam als Vierte noch ein Platzgeld ab.

Wie Christophe-Patrice war auch schon sein Vater Patrick im Galopprennsport aktiv. Jahrelang ritt Patrick Lemaire als Stalljockey für Andre Fabre, der in den Siebziger Jahren noch ausschließlich Hürden- und Hindernispferde vorbereitete, gewann einige hundert Rennen in Frankreichs Hindernishochburg Auteuil und war bei seinen internationalen Einsätzen auch in Baden-Baden zu Gast. Nach dem Ende seiner Karriere eröffnete er einen PMU-Laden (Wettbüro und Bar) in der Nähe des südfranzösischen Nobelortes Biarritz, den er auch heute noch betreibt.

Vater und Mutter Lemaire bestanden vor der Karriere als Berufsrennreiter ihres Sohnes auf einen schulischen Abschluß. Nur an den Wochenenden tummelte sich der Junge als Amateur auf den französischen Rennbahnen. Seine kleine Körperstatue und das sehr leichte Gewicht, das er noch heute in den Sattel bringen kann (51,5 Kilogramm), ermöglichten es ihm damals, ausschließlich in Flachrennen anzutreten.

Die Ausbildung bei Andre Fabre begann Christophe-Patrice ziemlich spät. Erst nach dem Abitur, als 18jähriger, heuerte er bei Frankreichs Elitetrainer an. Erfolge blieben nicht aus, so konnte sich Lemaire Ende des Jahres 2000 mit 52 gerittenen Siegern Champion der Auszubildenden Frankreichs nennen. In der Jahresendstatistik der Jockeys belegte er einen ausgezeichneten 16. Rang.

Das Jahr 2001 verlief dann etwas schwächer. Lemaire verließ den Fabre-Stall, agierte fortan als Freelancer. Um seine Zukunft sorgt er sich allerdings kaum und gibt zu verstehen:“ Nach dem Wegfall meiner Erlaubnis wurde ich von den Besitzern einfach nicht mehr so oft gebucht, das ist bei uns eine völlig normale Entwicklung, wenn man nicht gerade Peslier oder Soumillon heißt.“

Jetzt hat er seinen Platz in der zweiten Reihe der Jockeys in Frankreich gefunden, will aber so schnell wie möglich ganz nach Oben, eine Anstellung als Stalljockey bei einem der Top-Fünf-Trainer Frankreichs anstreben, natürlich auch auf internationalem Parkett zum Einsatz kommen. “Ich fahre gerne nach Großbritannien, Deutschland oder Italien, das sind Erlebnisse, die mich einen kompletten Jockey werden lassen.“, meint er.

Den letzten Winter verbrachte Christophe-Patrice Lemaire schon fernab seiner Heimat im exotisch anmutenden Indien. Über Trainer Eric Danel, für den er als Lehrling schon einige Sieger reiten konnte, kam der Kontakt zu einem indischen Großbesitzer zustande. 38 erste Plätze in dieser Zeit sprechen eine deutliche Sprache, wenn man auch bedenkt, daß es in Indien nur sechs Galopprennbahnen gibt. „Insgesamt kann man den Sport in Indien als westlich orientiert einstufen. Alles ist sehr professionell aufgezogen, ich hatte eine tolle Zeit, habe viele Kontakte knüpfen können.“, erinnert sich Lemaire.

Auch in der Liebe paßt für den 22jährigen momentan alles. Nur einen Steinwurf der Rennbahn Chantilly entfernt wohnt er mit seiner Freundin, einer Pferdesportfotografin. „Die Liebe hält schon drei Jahre und kein Ende in Sicht!“, sagt der Jockey. „Daß ich am Wochenende oft unterwegs bin, ist kein Problem, da meine Freundin ja auch auf der Rennbahn arbeitet. Sie wird meinen Aufstieg in Frankreich Schritt für Schritt mit der Kamera festhalten!“, ist der Franzose für die Zukunft sehr zuversichtlich.

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