Smarty Jones hat im Vorjahr die meisten Schlagzeilen im amerikanischen Rennsport geschrieben. Doch es war Ghostzapper, der die vergoldete ‘Eclipse Award Trophy’ gewann, gleichbedeutend mit dem Titel ‘Pferd des Jahres 2004’. Schauplatz dieser Zeremonie war am Montagabend das Regent Wilshire Hotel in Los Angeles, die zum ersten Mal in ihrer 34-jährigen Geschichte im Fernsehen ausgestrahlt wurde.
Jerry O’ Connell, Star der NBC-Serie Crossing Jordan, in der er den Detektiv Woodrow „Woody“ Hoyt spielt, und nach eigenem Bekunden ausgesprochener Rennsportfan, führte als Moderator durch das Programm.
Die ‘Eclipse Awards’, die ‘Oscars’ für Pferde und mit Pferden tätige Menschen, werden seit 1971 vergeben und erinnern an Eclipse, das große Rennpferd und späteren herausragenden Deckhengst aus dem 18. Jahrhundert, der als Fünfjähriger seine Rennkarriere startete und in 18 Rennen ungeschlagen blieb, darunter in acht „Walkovers“. Nachhaltigen Einfluss nahm er auch in der Zucht, denn er stellte Sieger in 344 Rennen, einschließlich dreier Epsom-Derby-Sieger.
Der von Stronach Stables’ gezogene Ghostzapper, ungeschlagen bei vier Starts und u. a. erfolgreich im Breeders’ Cup Classic, setzte sich bei der Wahl zum Pferd des Jahres sehr klar durch. Zudem erhielt er auch in der Sparte „bester älterer Hengst“ die meisten Stimmen, was der Familie um Frank Stronach, die noch mit den Stronach Stables bei den Züchtern den Eclipse Award erhielt, drei Auszeichnungen einbrachte.
Bei der Wahl zum Pferd des Jahres entfielen 174 Stimmen auf Ghostzapper, während sich 95 für Smarty Jones entschieden. Trainer Bobby Frankel hatte sich im Vorfeld schon sehr optimistisch im Hinblick auf Ghostzapper gegeben, in dem er darauf hinwies, dass Ghostzapper ja erst kürzlich noch als das am höchsten eingeschätzte Rennpferd weltweit gefeiert worden war.
„Es wäre sicherlich interessant geworden, hätte man ihn als das beste Pferd in der Welt nicht auch als bestes Pferd in den USA ausgezeichnet“, erklärte Frankel, für den ein Votum zugunsten von Smarty Jones aber auch kein Fehlurteil bedeutet hätte. John Servis, der Betreuer von Smarty Jones, plädierte für seinen Schützling. „Es kommt darauf an, wie man die Kategorie definiert.
Meint man das Pferd mit der schnellsten Zeit, meint man das Pferd, das das meiste Geld gewann oder das Pferd, das die meiste Werbung für den Rennsport betrieben hat? Sollte Ghostzapper die Wahl gewinnen, wird dies in jeder Publikation, die mit dem Rennsport hierzulande zu tun hat, veröffentlicht. Gewinnt aber Smarty Jones, dann wird das auf allen Sportseiten selbst außerhalb Amerikas zu lesen sein. Das ist meiner Meinung nach der Unterschied zwischen beiden Pferden.“
Dennoch ging das Team um Smarty Jones, der Roy und Patricia Chapman gehört, bei der Zeremonie nicht leer au, denn der Hengst setzte sich in der Kategorie der dreijährigen Hengste und Wallache durch. Den Ehrenpreis nahm Patricia Chapman in Vertretung ihres seit längerem unter Atemproblemen leidenden Ehemannes entgegen. Die Belmont Stakes (Grade I), die Smarty Jones’ einzige Niederlage mit sich brachten, womit auch der Traum von der ‘Triple Crown’ zerplatzte, wurden im Übrigen von den Juroren zum ‘Ereignis des Jahres’ gewählt.
Zwei Auszeichnungen ergingen an Kenneth und Sarah Ramsey. Zum einen gewann Kitten’s Joy mit ganz eindeutigem Votum den Award als bester Hengst auf Turf und zum anderen wurden die Ramseys als herausragende Besitzer gefeiert. In einer emotionalen Rede bat Kenneth Ramsey, der kürzlich mit einer 25.000-Dollar-Strafe und einem siebentätigen Rennbahnverbot durch die Kentucky Horse Racing Authority belegt worden, weil er einen befreundeten Besitzer dazu veranlasst hatte, ein Pferd kurzfristig zu streichen, um Verzeihung für sein Vorgehen, mit dem er dem Rennsport geschadet habe.
Ein Glanzstück der besonderen Art erzielte Azeri, denn die Stute setzte sich zum dritten mal in Folge bei der Wahl der besten älteren Stute durch. Ausschlagegebend dürften dabei die drei Siege in Grade-I-Rennen gewesen sein. Auf die Frage, wo ihr Platz in der Rennsport-Geschichte einzuordenen sein, antwortete Michael Paulson, Sohn des verstorbenen Allen Paulson, „das überlasse ich den Historikern, aber schauen Sie sich ihren Rekord an. Sie ist eines der größten Rennpferde aller Zeiten.“
Groß gefeiert von den Anwesenden wurden Trainer Todd Pletcher und Jockey John Velazquez, die sich in den jeweiligen Kategorien durchgesetzt hatten. Speightstown, Sieger bei den Sprintern, und Ashado, mit deutlichem Vorsprung gegenüber Ouija Board bei den dreijährigen Stuten gewählt, stehen im Stall von Todd Pletcher und hatten bei ihren Breeders’-Cup-Siegen jeweils John Velazquez im Sattel.
So gut wie keine Opposition besaß Declan’s Moon bei den zweijährigen Hengsten und Wallachen, denn der einst für 125.000 Dollar bei der Midlantic September yearling sale 2003 erworbene Wallach hat seinen Ankaufspreis längst hereingaloppiert und ist bei seinen bisherigen vier Starts noch ohne Niederlage. Die Derby-Route steht für 2005 ganz oben auf der Agenda.
Sein weibliches Pendant heißt Sweet Catomine, die sich mit dem Sieg im Breeders’ Cup Juvenile Fillies (Gr. I) in die Herzen der Amerikaner galoppierte und mit 3 3/4 Längen, dem größten Vorsprung, den ein Breeders’-Cup-Sieger an diesem Samstag in Lone Star Park aufwies, die Konkurrenz hinter sich ließ. Obwohl sie beim Debut verloren hatte, wagte man den zweiten Start in einem Grade-I-Rennen, das sie unter Victor Espinoza nach einem Rennen aus der Reserve mit tollem Speed zu ihren Gunsten noch umbog. 2004 beendete sie mit einer Gewinnsumme von 799.800 Dollar.
In der Sparte „beste Stute auf Gras“ wanderte der Award über den großen Teich nach England, wo Ouija Board von Ed Dunlop für Züchter und Besitzer Lord Derby trainiert wird. Der Lord erlebte eine Traumsaison mit der Stute, 2004 das einzige Rennpferd, das er in Training hatte und das erste, das er in einem Breeders’-Cu-Rennen aufgeboten hatte. Sie stammt aus dem ersten Jahrgang des in Irland gezogenen Cape Cross, den die ebenfalls von Lord Derby gezogene Selection Board aufgesucht hatte.
2002, ein Jahr nach der Geburt von Ouija Board, war die Mutter im Alter von 20 Jahren eingegangen. Ouija Board hat ihren Namen von der Großmutter, Ouija, und der zweiten Hälfte des Namens der Mutter, eine Kombination, die Lord Derbys Ehefrau, Cazzy, ohne einen Blick auf die Pedigrees zu werfen, zusammengestellt hatte.
Der Award als bester Steepler ging an den in Irland auf den Aga Khan Studs gezogene Hirapour, der 2004 viermal startete, zweimal gewann und zweimal Zweiter wurde. Er gehört der Eldon Farm und wird in Virginia von Doug Foot trainiert. Die Karriere des Hirapour, der dreijährig bei der Tattersalls Auktion 150.000 Guineas teuer war, startete auf der Flachen, wo er vier Rennen gewann.
Als er auf der Flachen an seine Grenzen stieß, wurde er 2002 erneut bei Tattersalls für 12.000 Guineas verkauft und auf Hürdenrennen umgestellt. Für Trainer Ian Williams gewann er fünf Prüfungen in Folge, um 2003 in den Besitz von Eldon Farm und unter die Obhut von Trainer Doug Fout zu gelangen, der sich in einer Einkaufstour, die Europa, Südamerika und Neuseeland umfasste, nach Pferden für den Hindernissport umgeschaut hatte.
335 Siege bei 1.327 Starts, ein bemerkenswerter Schnitt von 25 Prozent im Verhältnis von Siegen zu Starts – Jockey Velazquez ließ 2004 Zahlen sprechen. Der 33-jährige Jockey aus Puerto Rico und seit Jahren in New York ansässig, beendete 2004 die drei Jahre währende Vorherrschaft von Jerry Bailey.
Mit einer Gewinnsumme von 22.248.661 Dollar, die allerdings um über eine Million hinter dem Rekordergebnis von Bailey mit 23.354.960 Dollar aus dem Jahr 2003 zurück blieb, ließ er sämtliche Konkurrenten hinter sich. Besonders erfolgreich agierte er in der Zusammenarbeit mit Trainer Todd Pletcher, denn 23 seiner 40 Grade-Siege erzielte er mit Pferden aus dem Pletcher-Stall.
Todd Pletcher ist erst der sechste Trainer, der zwei Breeders’-Cup-Sieger an einem Tag absatteln konnte. Am letzten Oktober-Samstag in Lone Star Park gelang ihm dies mit der dreijährigen Ashado, die im Breeders’ Cup Distaff triumphierte, und durch Speightstown, der den Breeders’ Cup Sprint gewann.
Mit der Jahresgewinnsumme von 17.511.923 Dollar ist Pletcher erst der dritte Trainer in der Geschichte des Rennsports, der es auf über 17.000.000 Dollar an Preisgeldern in einer Saison gebracht hat. Neben Ashado und Speightstown stellte er mit Lion Tamer (Cigar Mile Handicap) und Proud Accolade (Champagne Stakes) noch zwei weitere Grade-I-Sieger.
Im ersten vollen Rennjahr gleich das Championat – der 19-jährige Brian Hernandez jr. kann auf ein ereignisreiches Jahr 2004 zurückblicken. Der Sohn des in Delta Downs tätigen Jockeys Brian Hernandez sr. gewann 243 seiner 1.466 Rennen und verdiente 4,4 Millionen Dollar, eine Leistung, die mit dem Award für den herausragenden Nachwuchreiter verbunden war.
Der Nachwuchsreiter begann seine Laufbahn im November 2003 in Delta Downs, wo er tagsüber zur High School ging und abends Rennen ritt. Im Mai 2004 erhielt er sein Diplom und wurde anschließend Vollzeitprofi. 2004 gewann er vier Stakes-Rennen auf vier verschiedenen Bahnen, darunter auch die MEC Mile Stakes am 21. November, die gleichzeitig Trainer Steve Asmussens 500. Saisonsieg bedeuteten. Der 30. Oktober 2004 wird selbst für einen im Rennsport so erfolgreichen Mann wie Frank Stronach ewig unvergessen bleiben.
Die Breeders’ Cup World Thoroughbred Championships, so der offizielle Titel, wurden entschieden in Lone Star Park, die sich im Besitz von Stronachs Magna Entertainment Corporation befindet. Und im Absattelring nach dem lukrativsten Rennen, dem mit vier Millionen dotierten Breeders’ Cup Classic, stand Stronach. Aber nicht, um die Ehrenpreise zu überreichen, sondern um sie in Empfang zu nehmen. Denn der Sieger des Hauptrennen hieß Ghostzapper und stammt aus der Stronach-Zucht.
Doch damit noch nicht genug, denn Ghostzapper ist ein Sohn von Awesome Again, der einst für Stronach den Breeders’ Cup Classic gewann und nun als Deckhengst auf dessen Adena Springs Farm in der Nähe von Versailles/Kentucky tätig. Stronachs Pferde werden auf drei Zuchtstätten gezogen, neben der Adena Springs Farm noch in Florida und in Kanada. Er verfügt über mehr als 400 Mutterstuten und mit El Prado, Awesome Again und Alphabet Song über drei Deckhengste, die 2004 unter den ersten Zehn der Statistik nach Gewinnen geführt werden.
Mehr als 14.000.000 Dollar haben die unter dem Adena-Springs-Banner gezogenen Pferde im Vorjahr gewonnen, wobei die Gruppe von Ghostzapper, einer von sechzehn Stakes-Siegern, angeführt wird. Stronachs Magna Entertainment besitzt zehn Rennbahnen, während das in Kanada ansässige ‘Magna International’ einer der weltweit größten Erzeuger von Auto-Zubehör ist.










