Nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Neusser Reiter- und Rennvereins am Donnerstagabend deuten alle Zeichen auf eine Insolvenz des bisherigen Veranstalters der Galopprennen am Hessentor.
Vereins-Präsident Jan Antony Vogel hat am Freitag bestätigt, dass es den Neusser Reiter- und Rennverein nicht mehr lange geben werde. „Ein konkreter Beschluss wurde nicht gefasst, aber es ist die einzige Konsequenz“, so Vogel. „Eine ordentliche Mitgliederversammlung wird im Januar abgehalten und im Ergebnis die Auflösung des Vereins beschließen. Der Wirtschaftsprüfer war am Donnerstabend bei der Veranstaltung anwesend und hat dabei die finanzielle Situation des Vereins aus seiner Sicht dargelegt.“
„Es werden nun die aus dieser Situation rechtlich richtigen Schritte eingeleitet“, so Vogel weiter.
Der NRRV hat Verbindlichkeiten von mehr als 1,1 Millionen Euro, 1 Million stammt aus dem Bau der Flutlichtanlage. Die Stadt Neuss war aus der Tilgung der Schulden des in diesem Kontext aufgenommenen Darlehens schon vor einigen Monaten ausgestiegen.
Der Renntag am Sonntag konnte auch deswegen nicht mehr ausgetragen werden und Dortmund musste einspringen, weil die Sparkasse Neuss „dem Verein kein Kontokorrent mehr eingeräumt hat“, so Vogel. Das sei bereits nach der Bekanntgabe des Ergebnisses des Ratsbeschlusses, dass es in Neuss ab 2020 keine Rennen mehr geben werde, klar geworden. Damit kam der Verein nicht mehr an im Vorfeld des Renntages notwendige Barmittel von rund 20.000 Euro heran, weil auf den Konten – wenig überraschend – kein Guthaben ist.
2017 habe der Verein noch ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt, 2018 mit einem Minus von rund 40.000 Euro abgeschlossen. Für die Zukunft hatte Vogel nach eigenen Aussagen durch den Zufluss von Mitteln aus dem Spiel 77-Topf des Landes NRW und der wiedererlangten Rückerstattung von Rennwettsteuer die Hoffnung auf eine Besserung der wirtschaftlichen Lage. „Das, was wir vorgetragen haben war etwas, womit wir über die Runden hätten kommen können.“
„Wir haben sicherlich den Fehler gemacht, nicht fortlaufend intensive Gespräche mit der Neusser Politik geführt zu haben, vor allen Dingen als es um mögliche Unterstützung bei den Bemühungen um die Rückerlangung der Mittel aus Spiel 77 ging“, so Vogel. „So mussten wir immer wieder darauf hinweisen, dass wir auf die Entscheidung warten.“
Ob es einen neuen Verein geben wird, steht in den Sternen. „Einige Mitglieder hatten das am Donnerstagabend ins Gespräch gebracht. Ich habe ihnen gesagt, dass sie das natürlich versuchen könnten, gleichwohl sich an den allgemeinen Rahmenbedingungen natürlich nichts ändert. Aber es könnte ja gehen, wenn die bisher handelnden Personen nicht mehr in Erscheinung treten“, so Vogel. Er selbst explizit eingeschlossen, wie Vogel bekennt.
Der Neusser Präsident kann einen persönlichen Frust über die vergangenen Jahre nicht verhehlen. „Leider haben wir auf alle Vorschläge, die wir gemacht haben, in der Regel nur ein „Nein, Nein, Nein“ gehört. Ich hätte mir hier konstruktive Gegenvorschläge gewünscht. So kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass alle die Galopprennen in Neuss schon länger nicht mehr wollten: Stadt, Verwaltung und Neuss Marketing.“