Mission erfüllt – Die Dakhla Oasis Story

Es war am Samstag, 4. September des Jahres 1999. Eine Fuchsstute wird durch den Ring der Iffezheimer Herbstauktion geführt. Eine Night Shift-Stute mit dem Namen Denice. Schon vor der Auktion galt die Lady als Highlight, als vermeintliche Perle für Rennbahn und Zucht. Reger Verkehr herrschte schon vorher vor ihrer Box. Agenten, Züchter und Trainer hatten sich Denice angeschaut und ihr Interesse bekundet.

Unter den Interessenten war auch Helmut von Finck, einer der führenden Besitzer in Deutschland. Nur wenige Monate vor jenem Tag im September hatte von Finck seinen ersten Klassiker gewonnen. Flamingo Road bezwang auf dem Raffelberg Rose of Zollern, wurde Siegerin des Deutschen Stuten-Derbys. Um sich später auch im Blauen Band mit Rang drei mehr als achtbar aus der Affäre zu ziehen.

Rüdiger Alles, Chef der IVA, hatte von Finck die Stute Denice ans Herz gelegt. Noch heute berichtet Alles, daß es sich beim Kauf eines Rennpferdes wie mit den Frauen verhalte. Entweder man verliebt sich direkt, oder es klappt einfach nicht. Und Helmut von Finck war verliebt, verliebt in Denice und in die Idee, die Stute zu kaufen.

Der Betrag auf der Anzeigentafel kletterte weiter und weiter, Auktionator Daniel Delius nahm eine Hundertausender-Hürde nach der nächsten. Schnell war das Limit, was man sich im von Finckschen Lager gesetzt hatte, erreicht, schnell waren 300.000 DM aufgerufen. Von Finck blieb am Ball und steigerte weiter, überschritt auch die 400.000 DM Grenze. Nur kurz später kam ein neuer Bieter ins Rennen. Albert Steigenberger bekundete nun Interesse an Denice. 450.000 DM waren geboten. Von Finck ging mit, hob die Hand bis 480.000 Mark, um sich dann zu verabschieden. Der Hammer fiel beim nächsten Gebot. Albert Steigenberger erhielt den Zuschlag für eine halbe Millionen DM. Denice war weg. Verkauft an einen anderen.

Leichte Enttäuschung machte sich bei Rüdiger Alles und Helmut von Finck breit. Noch in den Minuten der Enttäuschung schmiedete man neue Idee, entwickelte Pläne, wie es weitergehen sollte, wollte man doch eine angehende klassische Siegerin kaufen. Es wurde beschlossen, nur drei Wochen später nach Newmarket zu fahren mit dem Ziel, ein Pferd zu kaufen, welche Denice schlägt und einen Klassiker gewinnt. Als der Auktionskatalog der Houghton Yearling Sales angekommen war, ging die Suche los. Man kämpfte sich von Seite zu Seite, von Pedigree zu Pedigree. Es wurde überlegt, gesprochen und gestrichen. Gestrichen, bis vier Ladies übrig blieben. Vier Pferde für die engere Auswahl am 29. September in Newmarket.

Drei der vier Kandidatinnen fielen aus dem Rennen, waren zu teuer oder gefielen einfach nicht. Dann kam Katalog-Nummer 190, eine Fuchsstute. Ohnehin bevorzugt von Finck Fuchsstuten. Nummer 190 wurde durch das Rund internationaler Käuferklientel geführt. Aus der ganzen Welt wurden Finger gehoben, Gebote abgegeben. Auch hier eine Night Shift-Stute, wie eben Denice 25 Tage zuvor. Happy Landing, Mutter der damals noch namenlosen Stute, hatte von 7 Fohlen 6 Sieger gebracht. Unter diesen auch die rechte Schwester und der rechte Bruder von jener Katalog-Nummer 190. Ihre Schwester Creaking Board gewann ein Gruppe I- Rennen in Hollywood, ihr Bruder Dyhim Diamond siegte auf französischen Gruppe-Parkett und belegte Platz zwei in der Goldenen Peitsche in Iffezheim. Ein Weltklasse-Pedigree, eine vermeintliche Spitzenstute, die sich niemand entgehen lassen wollte.

Bei 240.000 Guineas fiel der Hammer. Umgerechnet 700.000 DM war Helmut von Finck die Stute wert gewesen, die von diesem Tag an eine durchaus schwere Bürde zu tragen hatte. Die Bürde, Denice zu schlagen. Aus Newmarket reiste sie in den Stall von Andreas Schütz nach Köln. Schnell hatte man einen Namen für die Stute gefunden, benannte sie nach einem Platz in der Wüste: Dakhla Oasis.

Dakhla Oasis lebte sich gut ein im Rennstall, ließ aber den ganz großen Durchbruch vermissen. Im Training erweckte sie nicht den Eindruck, eine angehende Topstute zu sein. Zumindest noch nicht im zarten Alter von zwei Jahren. Doch als sie dann ihr Debut hinter sich gebracht hatte, war klar, eine der beeindruckendsten Vorstellungen einer Zweijährigen gesehen zu haben. Mehrere Längen versäumte sich Dakhla Oasis am Start, kämpfte sich den Berg hinauf ans Feld heran, bekam auf der Geraden die zweite Luft und siegte mit Nase Vorsprung. Mit diesem Einstand nach Maß ging es in die Winterpause.

Ebenfalls auf dem Düsseldorfer Grafenberg kehrte sie aus dieser Pause zurück. Im Aufgalopp für das Henkel-Rennen, dem Düsseldorfer Stutentrial, folgte Platz zwei. Dann die Stunde, besser gesagt die Minuten der Wahrheit. Die 61. German 1000 Guineas, das Henkel-Rennen. Wie es das Schicksal wollte, wurde auch Denice gesattelt. Wie es das Schicksal wollte, lieferte sich Dakhla Oasis ausgerechnet mit dieser ein dramatisches Finish, und wie es das Schicksal wollte, siegte Dakhla Oasis. Dakhla Oasis sicherte sich das Henkel-Rennen und erfüllte einen Traum: das Vorhaben, Denice zu schlagen und den Klassiker zu gewinnen.

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