Miebach: Die Statistik spricht leider gegen uns

Der 7. Juli 2002 ist schon jetzt ein ganz besonderer Tag im Leben des Hans-Hugo Miebach. Sein Gestüt Wittekindshof stellt mit Next Desert den klaren Favoriten im BMW 133. Deutschen Derby. Und es handelt sich um den ersten Derby-Starter in eigenen Farben.

Doch Miebach bleibt gelassen, zumal er den Werdegang des Desert Style-Sohnes von Kindesbeinen an begleitet hat. Miebach: “Er war schon im Jährlings-Jahrgang eine herausragende Erscheinung, allein aufgrund seiner Größe. Auch sein Temperament war in Ordnung. Er war nie besonders hektisch, sondern ausgeglichen, brachte alle Voraussetzungen eines Rennpferdes mit.”

Wie viele seiner Zuchtgefährten brachte man ihn 2000 nach Baden-Baden auf die BBAG-Jährlingsauktion. Miebach erinnert sich: “Ich habe mir das auf der Zuschauertribüne angesehen. Es war eine Auktion, die hervorragend lief, es gab sehr gute Verkäufe auch für uns. Bei 160.000 Mark dachte ich mir, eigentlich könnte Next Desert mehr bringen, die Preis-Relation stimmte meines Erachtens nicht.”

Und Hans-Hugo Miebach reagierte, tat einen Schritt, den er seither kaum zu bereuen brauchte, denn bereits bis zum Derby summierten sich auf Next Deserts Geldkonto 219.942 Euro. “Ich habe bei 160.000 Mark meinem Schwiegersohn gesagt, er soll die Hand heben. Dann haben wir ihn zurückgekauft.”

Unmittelbar danach ging es auf die Weide, im Spätjahr wechselte der hoffnungsvolle junge Hengst in den Rennstall von Andreas Schütz. Das Potenzial, dass in diesem Pferd schlummerte, war schnell erkannt. Hans-Hugo Miebach: “Nach dem ersten Start als Zweijähriger hatte man im Stall schon sehr viel Meinung. Ich habe seinen Sieg in Köln gar nicht selbst gesehen. Aber er soll da gewonnen haben wie ein Pferd mit sehr guter Zukunft. Dann hat er sich im Dortmunder Auktionsrennen verabschiedet, sehr überlegen gewonnen. Andreas Schütz und Andrasch Starke haben gesaht, das sei ihr bislang bester Zweijähriger.”

Stehvermögen scheint Next Desert von seiner Mutter, der Diana-Siegerin Night Petticoat, mitbekommen zu haben. “Im Mehl-Mülhens-Rennen hat man gesehen, dass er doch kein Meiler ist. Next Desert hat eine Riesengaloppade, muss aber erst in seinen Rhythmus kommen. Er scheint eher ein Steher. Der Engländer hat ja gezeigt, wie spritzig man auf der Meile sein kann”, beleuchtet Miebach die bislang einzige Niederlage gegen Dupont im klassischen Mehl-Mülhens-Rennen. Ansonsten steht hinter allen Auftritten von Next Desert “die rote Eins”, 2002 im Krefelder Preis des Gestüts Wiesenhof und zuletzt (äußerst beeindruckend) im Oppenheim-Union-Rennen.

“Im Mehl-Mülhens-Rennen war für ihn der Boden etwas zu fest. Da hat er sich sehr anstrengen müssen und hat das auch anschließend noch gespürt”, schildert der Anchorman aus Wittekindshof (seines Zeichens auch Präsident des Dortmunder Rennvereins). “Der Trainer hat mir gesagt, die Union habe er besser weggesteckt. Im Nachhinein war die Entscheidung, dort anzutreten, völlig gerechtfertigt.”

Auf den 7. Juli freut sich Miebach. Daran lässt er gar keinen Zweifel. “Das ist schon spannend, erstmals in den eigenen Farben. Aber gegen uns spricht die Statistik. der letzte, der die Union und das Derby gewonnen hat, war Lavirco 1996, und auch davor war lange nichts.”

Mit Andrasch Starke sitzt der beste deutsche Jockey im Sattel, könnte sich nach der Sperre sicher keine bessere Möglichkeit wünschen, wieder ins Rampenlicht zu rücken. Miebach hat von der Reiterwahl am Montag vor der Derby-Woche erfahren.

Irgendwelche Erwartungen zu äußern, ist natürlich nicht einfach, wenn es sich um die Nummer eins im Wettmarkt handelt. Unser Gesprächspartner sagt: “Von der Statistik her kann ich mich gut am Zügel halten. Ich wäre auch nicht enttäuscht, wenn es nicht klappt. Diese Erfahrung hatte ich bereits bei Tiger Hill machen müssen. Es hängt so viel von der Tagesform oder von Glück ab.”

Rechtzeitig zum Start des BMW 133. Deutschen Derbys wird Hans-Hugo Miebach dann etwas ganz Neues machen. “Bisher war ich fünfmal beim Derby. Ich habe es immer vom Innenraum aus gesehen. Falls ich einen Tribünenplatz bekomme, schaue ich mir das Rennen diesmal von dort an.”
Und auch von dort ist man ja schnell auf dem Geläuf, um den Sieger abzuholen…

Die komplette Story finden Sie in der Derby-Ausgabe der Sport-Welt!

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