Wie der Vater so der Sohn, so lautet ein altbekanntes Sprichwort. In diesem Fall trifft es leicht abgeändert zu. Wie der eine Bruder, so der andere. Vor Jahresfrist schlug Andreas Trybuhl in Köln seine Zelte auf, konnte nach einiger Anlaufzeit im letzten Jahr seine ersten beiden Gruppesieger stellen. Jetzt stößt Michael Trybuhl, der zwei Jahre ältere Bruder von Andreas, in die Kölner Trainergilde nach.
Eigentlich war der Umzug der Pferde von Michael Trybuhl aus Mülheim/a. d. Ruhr in den Weidenpescher Park für Mitte Januar terminiert, doch Nachbesserungsarbeiten am Dach des ehemaligen Harro Remmert-Stalles verzögern nun die Übersiedlung etwas. „Wir beginnen Anfang Februar mit dem Umzug, bis alles abgeschlossen ist, vergehen noch ein paar Tage”, erklärt Michael Trybuhl.
Bekanntermaßen verfügt Andreas Trybuhl über beste Kontakte zu Benedikt Faßbender, dem Geschäftsführer des Kölner Rennvereins, konnte so nach dem doch etwas überraschenden Trainer-Aus von Harro Remmert für seinen Bruder Michael einiges bewegen. “Sicher ist das ein Vorteil gewesen, jeder weiß, dass sich die beiden gut verstehen. Aber ich denke kaum, dass es nur daran gelegen hat.”
“Alles stand lange auf der Kippe, gerechnet habe ich bestimmt nicht fest damit, dass es klappt. Dennoch freue ich mich. Die Kölner waren über Harro Remmerts Entschluss, den Trainerberuf aufzugeben, genauso überrascht wie ich. Schon aufgrund dieser Tatsache konnte niemand damit rechnen”, gibt der Neu-Kölner zu verstehen.
30 Boxen wird Michael Trybuhl in den nächsten Tagen im Weidenpescher Park beziehen, Ausweitungsmöglichkeiten bestehen zur Genüge, aber ‚in der derzeitigen Situation sind 40 Boxen genau angemessen”, heißt es.
Star im Lot ist natürlich Willingly, dessen letzter Start im Preis der Deutschen Einheit, am 3. Oktober 2002 vor den Toren der Hauptstadt, vielleicht schon einen Tick zu spät gekommen sein könnte. “Er hat als erstes Pferd aus meinem Stall Winterfell bekommen, das war circa zwei Wochen vor dem Rennen in Hoppegarten. Ich dachte, dass ein Start noch drin wäre, aber hinterher ist man immer schlauer. Willingly ist wohl doch ein reines Sommerpferd.”
Die Route 2003 steht für den Ausnahmehengst noch nicht genau fest, die einschlägigen deutschen 2000 bis 2200 Meter-Rennen, wie der Preis der Sparkassen Finanzgruppe (Ex Spreti-Rennen) in Baden oder auch der Hansa-Preis in Horn bieten sich an, auch der Große Dallmayr-Preis ist noch ein Gesprächsthema, doch nur unter der Prämisse “wenn alles mit ihm nach Plan verläuft”, dann ist vielleicht auch ein Ausflug nach Frankreich drin.
Aber vor allzu großem Optimismus wird gerade in der Anfangszeit gewarnt. ‚Der Umzugstermin ist eigentlich schon zu spät. Optimal wäre bei einem Quartierwechsel der Oktober gewesen, dann hat man die ruhigere Jahreszeit Zeit zum Einleben. Das fällt jetzt natürlich weg. Alles muss erst einmal anlaufen, dann wird man weiter sehen‘, sagt Trybuhl.
Ein Stalljockey ist derzeit kein Thema, denn in der jüngeren Vergangenheit operierte Michael Trybuhl auch ohne einen solchen Mann mit gutem Erfolg. “Man kennt es doch schon langsam. Wenn der Stalljockey einen schlechten Ritt hinlegt, wollen die Besitzer ihn nicht mehr drauf haben. Ich habe in der Vergangenheit deswegen keine guten Erfahrungen mit Stalljockeys gemacht”, sagt Trybuhl. Insgesamt ist das Stallvolumen wohl auch derzeit nicht groß genug.
Das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern im Trainergeschäft ist vollkommen intakt. “Wir sind eine große Familie, sind unter harten Bedingungen aufgewachsen. Wenn man es dann als Erwachsener nicht schafft, zusammen zu halten, weiß ich es auch nicht. Alles ist in Ordnung. Generell sehe ich auch nicht ein, dass es unbedingt Rivalität zwischen Trainern gibt. Ich sehe das Ganze eher als Miteinander. Die Situation, mit meinem Bruder auf der gleichen Bahn zu trainieren, ist natürlich schon besonders, wird auch für mich eine neue Erfahrung werden.”
Bei den jüngeren Pferden wagt Trybuhl noch nicht zu Orakeln, weist weiter darauf hin, dass die Kälte der letzten Wochen auch an Mülheim nicht vorbei gezogen ist, weswegen er nicht immer einwandfrei trainieren konnte. “Prognosen bei meinen jüngeren Pferden möchte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeben. Aber so viel kann ich sagen: Ein Monsun-Nachkomme und ein Tiger Hill-Spross sind darunter. Insgesamt sind es bestimmt veranlagte Pferde.”