Lüdtke: Auch nach langer Pause nichts verlernt

54 Flach- und 40 Hindernisrennen hat Ronald Rene Lüdtke, den alle Welt nur Ronnie ruft, in seiner Karriere als Amateurrennreiter gewonnen. Auf den 40. Hindernissieg hatte der 36-jährige allerdings fast sieben Jahre warten müssen, denn seine letzten Erfolge datierten aus dem Jahr 1998.

Damals hatte er mit Slagrant, dem Schützling von Christian Sprengel, Mitte des Jahres auf den Jagdbahnen in Bremen und Hannover gewonnen, während er seinen letzten Treffer überhaupt im Oktober auf der Flachen in Düsseldorf landete, als er Iphino aus dem Stall von Hartmut Steguweit in einem Ausgleich III nach 1700 Meter als Ersten über die Ziellinie gebracht hatte.

1999 sollte der fünf Jahre jüngere Bruder des mittlerweile aus dem Rennsport ausgeschiedenen Leichtgewichtjockeys Raymond Lüdtke noch einen einzigen Start absolvieren, ehe die Reitstiefel für fünf Jahre an den Nagel gehängt wurden. Vorrang hatte der Beruf.

Die Ausbildung zum Fahrlehrer stand an. Mittlerweile hat er den Sprung in die Selbständigkeit bewältigt, nennt eine Fahrschule mit einem Pkw, Lkw und vier Motorrädern sein Eigen. Hin und wieder ließ er sich auch auf den Rennbahnen sehen, aber längst nicht so oft wie zu seinen aktiven Zeiten. In letzter Ziel nahm das Interesse am Rennsportgeschenen wieder kontinuierlich zu.

Langsam reigte auch wieder der Gedanke ans Rennreiten, das ihm jahrelang so viel Freude bereitet hatte. Als dann Trainer Sascha Smrczek den Umzug von Dortmund auf den Düsseldorfer Grafenberg vollzog, ein Mann, der schon immer den Amateurreitern gute Chancen geboten hatte, wurde die Rückkehr in den Rennsport spruchreif.

„Ich habe mit ihm Kontakt aufgenommen, bin dann auch später bei ihm zur Morgenarbeit erschienen, wodurch die Freude am Reiten weiter stieg. Inzwischen bin ich fast täglich auf dem Grafenberg“, so Lüdtke.

Die Rückkehr in den Rennsattel sollte im Südwesten Deutschlands, in Zweibrücken, über die Bühne gehen. „Eigentlich war aus Saschas Stall lediglich die Jahresdebutantin Tiger Lass vorgesehen, doch Peter Gehm, mit dem ich schon so lange engen Kontakt pflege, riet dazu, auch Artoss dort und nicht in München, wie zunächst angedacht starten zu lassen, da ihm die kleine Zweibrücker Bahn besser liegen würde.“

Zusammen mit Peter Gehm machte sich Ronnie Lüdtke am Samstag auf den Weg in den Südwesten, erlebten dort „ein paar richtig schöne Stunden. Übernachtet wurde bei Peters Familie im zehn Kilometer von Zweibrücken entfernten Webenheim, am nächsten Morgen nahm ihn Gehm mit zum Angeln, was für Ronnie Lüdtke mit einem Erfolgserlebnis endete, denn er fing seine erste Forelle des Lebens.

In Absprache mit Sascha Smrczek gab Peter Gehm am Nachmittag dann die Order bei den beiden Ritten. „Wie sehr er trotz seines Schicksalsschlages noch im Sport ist, wurde in diesen Stunden wieder offenkundig. Alles, was er mir mitgegeben hatte, traf ein und hatte Hand und Fuß. Ich wollte eigentlich Peters Rennhose von seinem letzten Pardubitzer Sieg anziehen, doch die war mir mit meinen 68 kg, auf die ich mich von Ostern heruntergearbeitet hatte, noch zu eng.

Anstelle dessen habe ich dann Peters Pardubitz-T-Shirt getragen und nach dem Sieg mit Artoss ihn spontan zu meinem persönlichen Racing Manager erklärt, eine Aufgabe übrigens, die er demnächst für den Stall Jenny ausüben wird“, so Ronnie Lüdtke.

Peter Gehm war an diesem Nachmittag aber nicht nur Berater, sondern auch Reporter für den in Köln gebliebenen Ex-Kollegen Kiki Trybuhl, den er per Handy über das Geschehen unterrichtete.

Trybuhl hat bekanntlich ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen nach der neuerlichen Hüftoperation dem aktiven Rennsport Ade gesagt und inzwischen eine neue berufliche Aufgabe gefunden. „Ich weiß, dass immer etwas passieren kann“, ist sich Ronnie Lüdtke einig mit Peter Gehm, der „immer wieder Hindernisrennen reiten würde“, wie er betonte und sich der neuen Herausforderung in aller Nüchternheit stellt.

Noch sind es 68 kg, die Ronnie Lüdtke auf die Waage bringt, doch sollen es eines nicht allzu fernen Tages einmal 66 oder 65 kg sein. Möglich gemacht werden soll dies u. a. auch dadurch, dass er bei Trainer-Champion Christian von der Recke in der Morgenarbeit ausreitet, „um sich Springkondition zu holen.

„Ich reite nicht für jeden Trainer und nicht alles“, erklärt Ronnie Lüdtke, wird aber denjenigen die Treue halten, die ihn zu früheren Gelegenheit bereits auf ihre Pferde gesetzt haben. „Noch fehlt etwas die Kraft, auch im Gewicht lässt sich noch einiges machen. Dass es aber geht, haben die Wochen seit Ostern bewiesen, als ich mich mit anderer Kost um vier kg auf 68 kg verbessern konnte. In diesem Sinne soll es weiter gehen“, herrscht Zuversicht bei Ronnie Lüdtke, dessen Optimismus auch dadurch genährt wurde, dass „er nach den beiden Ritten keinen Muskelkater verspürte.

Nächste Renntage

Galopprennen in Deutschland
So., 24.08. Hannover
Sa., 30.08. Baden-Baden
So., 31.08. Baden-Baden
Mi., 03.09. Baden-Baden
Sa., 06.09. Baden-Baden
So., 07.09. Baden-Baden, Quakenbrück
Galopprennen in Frankreich
So., 24.08. Deauville, Mont de Marsan
Mo., 25.08. Moulins, Clairefontaine
Di., 26.08. Deauville
Mi., 27.08. Clairefontaine, Vittel
Do., 28.08. Deauville
Fr., 29.08. La Teste, Saint-Malo