König der Sandbahn und Mann der klaren Worte

Der Winter ist seine Zeit. Er ist der König der Sandbahn. Ohne ihn geht nichts bei den Winterrennen in Neuss und Dortmund. Was im letzten Winter so war, wird auch in der Sandbahnsaison 2001 / 2002 so sein. Wer an die Auszahlkassen will, sollte tunlichst vermeiden, Jockey Pascal van DeKeere vom Wettschein zu lassen. Auf den Allwetter-Sandbahnen ist der Jockey eine feste Größe. Er ist, in einer Zeit der Abwesenheit der Herren Starke und Mundry, die dominierende Figur in der Jockey-Szene. Van DeKeere, dieser Jockey ist abseits der Leistungen auf dem Rücken der Pferde immer auch ein Mann der klaren Worte gewesen. Er hat in seiner Laufbahn reichlich Rennen gewonnen. 1632 Siege weist der Computer des Direktoriums aus, aber es sind ein paar mehr. Denn schon im letzten Jahr hatte er seinen 1600. Sieg gefeiert und seitdem sind deutlich mehr als 30 Treffer hinzugekommen.

Seine Siegzahl ist durchaus erstaunlich: ein Belgier mittendrin im eloquenten Kreis des Club 1000, in der Riege der Jockeys mit vierstelliger Siegzahl. Das Kapitel Belgien ist in Sachen Rennsport für Pascal van DeKeere indes längst abgehakt. Der Sport dort liegt am Boden und van DeKeere hatte den Sprung nach Deutschland damals rechtzeitig geschafft. Hin und wieder reitet er zwar noch in Belgien, er hat dort auch seinen Wohnsitz, in Waregem, wo Frau und drei Kinder leben. Im Winter ist er die gesamt Woche über dort, kommt am Freitag abend oder am Samstag nach Mülheim / Ruhr, wo er eine Wohnung hat.

Pascal van DeKeere ist Freelancer. Mit realistischen Ansichten: "Ich bin jetzt 39 Jahre alt, habe meine "Karriere" hinter mir. Ich versuche jetzt, noch das herauszuholen, was herauszuholen ist." Feste Jobs an einem größeren Stall hat er nicht mehr angenommen. Er hat sich auch nicht drum bemüht. "Wo soll ich denn reiten ? Wo man nach 6 Monaten wieder gekündigt wird? An so etwas habe ich kein Interesse. Es gibt nur einen Starke und einen Mundry und einen Suborics. Es ist doch immer gleich: irgendwann wollen die Besitzer so einen auf dem Pferd sehen. Das Spiel ist fast immer dasselbe: fängt man irgendwo an, geht nach drei oder vier Monaten die Unzufriedenheit los. Dann will der erste jemand anderen auf dem Pferd haben. Ich werde gerne Jockey an einem Stall – wenn Vertrauen da ist. Aber das fehlt meistens. Und ich habe keine Lust mehr darauf, dieses Spiel zu spielen und irgendwann nur noch Arbeitsreiter zu sein. Ich bin sehr zufrieden mit der Situation so, wie sie ist."

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Belgier im Kollegenkreis nicht zu den beliebtesten Jockeys zählt. Das war auch nie sein Ziel. Van DeKeere sagt dazu: "Ich habe mein eigenes Leben und tue meine eigenen Dinge. Wie andere damit umgehen, ist deren Sache. Ich habe meinen Beruf, das sind die Pferde. Und ich habe meine Familie. Ich bin ein kollegialer Jockey, ich sage jedem "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen". Aber Freunde unter den Jockeys, die brauche ich nicht. Und deshalb mag die Einschätzung stimmen, dass ich nicht sonderlich beliebt bin. Ich lebe halt mein Leben."

Van DeKeere hat gute Pferde in seiner Laufbahn geritten. Beispiele: Trudeau, Anno Luce, Gonlargo und natürlich Miss Tobacco. Und im letzten Jahr Anzillero, den er im Derby ritt, dann aber nach dem enttäuschenden Auftritt dort nicht mehr. So etwas muss man als Jockey verkraften. Van DeKeere tut das.

Auf Sand, da macht ihm keiner etwas vor. Seine Ritte, die sucht er sich durchaus gezielt aus. "Das ist aber nicht immer einfach. Man muss, vor allem in den Ausgleichen, schon überlegen, welches der wohl bessere Ritt ist. Es gibt aber Trainer und Besitzer, für die ich viel reite. Wenn die dann ein Pferd im Handicap haben, reite ich das eben auch. Aber egal, wen man sich aussucht: es ist immer auch eine Sache von Tagesform und Glück, ob es mit einem Sieg klappt. Das ist im Winter nicht anders als bei den Grasbahnrennen."

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