Ein altes Sprichwort lautet: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“. Trainer Ralf Suerland ist nicht gerade dafür bekannt, vor einem großen Rennen in Eurphorie zu verfallen. Anfang der Woche zeigte er sich skeptisch, wirkte nicht allzu beeindruckt von der Schlussarbeit seines Schützlings Martillo für das Mehl-Mülhens-Rennen in Köln. Doch hatte er hinzugefügt, dass Martillo kein Arbeitspferd sei.
Im Rennen am Sonntag demonstrierte der Höny-Hofer dann seine ganze Klasse. Klassische Klasse, wie sich herausstellen sollte.
Man konnte sich kaum daran erinnern, dass in den letzten Jahren einmal ein Gewinner dieser Gruppe II-Prüfung imponierender aufgetrumpft hat als dieser Martillo (Foto), der schon bei seinem Orakel-Erfolg davonspaziert war.
William Mongil beorderte die 34:10-Chance sofort an die zweite Stelle hinter den Frontrenner Ibisco. Und schon 400 Meter vor der Linie war eigentich alles entschieden, der größte Coup in der Trainer-Karriere von Ralf Suerland unter Dach und Fach.
Denn Martillo, ein Sohn des Spitzenfliegers Anabaa, geboren und aufgezogen im Gestüt Schlenderhan, canterte davon, hatte nach 1600 Metern sechs Längen Vorsprung und seine Besitzer um 120.000 Euro reicher gemacht.
Und wo waren die anderen? Royal Price, am Toto kaum wahrgenommen, rauschte ganz klar auf den Ehrenplatz, sorgte für die Überraschung des Rennens und stellte seiner Betreuerin Daniela Thomas im ersten Trainerjahr ein glänzendes Zeugnis aus. Alexander Pietsch pochte ganz auf den Speed des Hengstes.
Auch Ransom O´War endete noch versprechend, wurde Dritter vor Soldier Hollow, der den letzten Einsatz vermissen ließ, sich so recht nicht steigern konnte. „Vielleicht war das Rennen etwas zu langsam“, bedauerte Peter Schiergen.
Erstaunlich dagegen Forever Free, der als Fünfter ebenfalls noch in der Nähe von Ransom O´War war. Auch Winning Dash endete dichtauf, während Ibisco die Kräfte verließen und auch Wild Advice wenig bot.
Die große Enttäuschung bedeutete der allerletzte Platz des aufgepullt eintrudelnden Eagle Rise (Andrasch Starke). „Er geht morgen in die Klinik“, schilderte Andreas Schütz.
Jubeln durften diesmal andere, allen voran Ralf Suerland. Sein erster Kommentar nach dem ersten Classic-Gewinn: „Er ist ein Vollbomber. Wir gehen jetzt mit ihm in ein Gruppe III-Rennen nach Frankreich. Dann ist der Porsche-Preis in Hoppegarten ein Ziel.“
Fürs Derby hatte das Mehl-Mülhens.Rennen auch diesmal keine entscheidende Relevanz.