INTERVIEW Gerald Geisler

GaloppOnline.de: Nach den ersten Monaten in München – wie gefallen Ihnen die Trainingsbedingungen in Riem?

Geisler: Die Sandbahn ist ja bekanntlich erneuert worden, ist sicher besser als zuvor, es hat jedoch in den letzten Tagen außerordentlich große Mengen Niederschlag gegeben, denen selbst die erneuerte Sandbahn nicht stand hielt. Das Gras ist wie immer in einem Top-Zustand.

GaloppOnline.de: Wenn viele Trainer auf einem Fleck sind, gibt es oft Konkurrenzkämpfe. Haben Sie in München schon solche Erfahrungen gemacht, wie wurden Sie von den Kollegen aufgenommen?

Geisler: Ich wurde sehr nett empfangen, kann bis jetzt nicht von großen Konkurrenzkämpfen sprechen, ich hoffe, dies ändert sich auch nicht, wenn sich der Erfolg einstellt. Aber ich denke auch, dass gesunder Konkurrenzkampf die Leistung steigert.

GaloppOnline.de: Manchen Kollegen, z.B. Werner Glanz, kennen Sie sicher noch aus Wien?

Geisler: Klar, ich kenne den Werner schon seit einiger Zeit, aber auch die meisten anderen Münchner Kollegen kenne ich durch meine häufigen Starts im Laufe der letzten Jahre in Riem.

GaloppOnline.de: Aber Ebreichsdorf hat doch eine ultra-moderne Anlage.

Geisler: Das Magna Racino ist ultra-modern, steht natürlich noch in den Kinderschuhen, bei professioneller Führung sollte es ein Fixpunkt im Rennkalender werden, man muss dem Projekt Zeit geben.

GaloppOnline.de: Mit wievielen Pferden haben Sie begonnen? Wie ist die Altersstruktur? Wer sind die Hoffnungsträger?

Geisler: Ich bin mit all meinen Besitzern aus Ebreichsdorf nach München gezogen, es wird also viel Vertrauen in mich gesetzt, es waren zu Beginn 26 Pferde. Es hat sich aber bereits eines der traditionsreichsten Gestüte Österreichs, das Gestüt Horn, erkundigt, ob ich freie Boxen habe und wird Pferde aus Ebreichsdorf nach München schicken. Ich habe derzeit acht Zweijährige, bei denen ich viel Hoffnung habe.

Bald starten könnten Infight (Idle Warrior-Austrian Heart) und Sokrates (Leggionnaire- Muscatana), sehr guter Dinge bin ich bei einem Belenus-Nachkommen namens Diabolito und bei Don Jape. Bei meinen fünf Dreijährigen ist die Stute Winamix für bessere Rennen (in Ebreichsdorf) vorgesehen. Bei den Älteren Pferden ist Idaho, der letztes Jahr fünf Rennen gewinnen konnte, meine stärkste Waffe. Der sieglose Rudolfo, hinterlässt auch einen guten Eindruck. Fire Dancer sollte über die Hindernisse eine deutliche Steigerung zu letztem Jahr zeigen können.

GaloppOnline.de: Wie sind Sie zum Galopprennsport gekommen?

Geisler: Meine Eltern sind bereits seit den 60er-Jahren als Besitzer, später Besitzertrainer und Züchter beim Rennsport. Ich wurde also hinein geboren. Ich wurde ursprünglich Amateur und entschied mich bald, Trainer zu werden….

GaloppOnline.de: Wie lief Ihre Karriere als Reiter?

Geisler: Ich konnte als Amateur gleich mein erstes Rennen gewinnen, wurde in meiner ersten Saison bereits Zweiter im Championat, war bald Vertreter für Österreich in der Fegentri, gewann knapp 30 Rennen.

GaloppOnline.de: Ist Ihre Familie mit nach Deutschland gekommen?

Geisler: Meine Freundin Melanie (bereits seit mehr als 9 Jahren) ist Zahnmedizin-Studentin, wird hoffentlich in absehbarer Zeit fertig sein und nachkommen. Momentan ist sie jedes Wochenende hier und jeden anderen freien Tag.

GaloppOnline.de: Was waren bisher Ihre wichtigsten Erfolge als Trainer?

Geisler: Meine wichtigsten Erfolge waren der Österreichische Stuten-Preis 2003 mit Valentine, Inl. Super Serie (Nationales Listenrennen Österreich) 2004 mit Idaho, Ausgleich II in München mit Morning Sun, und vier Siege am 15. August 2003 (zwei in Wien und zwei in München).

GaloppOnline.de: Der deutsche Galopprennsport macht aktuell eine schwere Krise durch. Sie wechseln nach Deutschland. Sehen Sie dennoch gute Perspektiven?

Geisler: Ich hoffe natürlich, dass die aktuelle (Wirtschafts-)krise bald überwunden ist, man muss auch mal was riskieren, vielleicht bin ich ja auch im richtigen Moment gekommen. Es werden hoffentlich die richtigen Konsequenzen aus den vergangenen Jahren gezogen.

GaloppOnline.de: Welche Jockeys werden Sie vorzugsweise verpflichten?

Geisler: Derzeit reitet Darren Moffatt bei mir aus, er ist als Leichtgewichtsreiter sehr nützlich, ich habe mit Christian Czachary gute Erfahrungen gemacht, ich denke aber, es werden immer wieder Jockeys aus dem Westen verfügbar sein.

Ich möchte nur kurz sagen, dass ein Trainer sehr auf das Personal angewiesen ist, viele Rennen werden bekanntlich ja im Stall gewonnen, bin über unser ‚Teamwork‘ sehr glücklich, worauf ich sehr viel Wert lege. Die Aufgabe eines Trainers besteht schließlich auch darin, die Mannschaft zu motivieren, dies sollte auch mal erwähnt werden.

GaloppOnline.de: Der Winter war gerade in Bayern besonders hart. Haben Sie das in der Vorbereitung auch zu spüren bekommen?

Geisler: Klar, ich habe den langen Winter zu spüren bekommen, vielleicht durch den Umzug noch stärker als alle anderen. Das ist auch der Grund weshalb ich erst im Laufe des Mai meine ersten Starter in München haben werde .

GaloppOnline.de: Welche Rolle spielen Touren nach Italien? In Pisa haben Sie am Wochenende ja zwei Sieger gesattelt?

Geisler: Die Nähe zu Italien war ein wesentlicher Grund meiner Übersiedlung, ich habe nämlich einige Pferde, die nicht nur debutiert haben, sondern auch im Ausgleich laufen können. Italien ist zumindest derzeit, bei richtigem Management, noch sehr lukrativ.

GaloppOnline.de: Wie ist das Leben in München?

Geisler: Der Unterschied Bayern-Österreich ist nicht groß, ich fühle mich sehr wohl, hab in der Eingewöhnungsphase wenig Zeit für Hobbies, das wird sich aber bald einstellen…

GaloppOnline.de: Haben Sie einen Mumm für das Deutsche Derby?

Geisler: Ich habe letztes Jahr Manduro bei seinem Lebensdebut in München gesehen, er war fantastisch, Peter Schiergen hat ohnehin einen tollen Dreijährigen-Jahrgang.

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