Die Marseillaise, die franzoe-sische Nationalhymne – sie erklang noch heller und eingehender als ohnehin schon nach der Hong Kong Vase, dem mit 14 Millionen HK-Dollar dotierten 2400 Meter-Event auf dem Sha Tin-Kurs in Hong Kong. Denn mit Ange Gabriel (Foto) und Aquarelliste beherrschten zwei Pferde aus dem Nachbarland die Szenerie, landeten vor dem Amerikaner Falcon Flight.
Mit Platz sechs zog sich auch die deutsche Vertreterin Guadalupe ordentlich aus der Affaere (brachte 250.000 HK-Dollar, rund 35.000 Euro, mit nach Hause).
Zu einem Kurs von circa 260:10 war die Ullmann-Lady in ihr bislang anspruchsvollstes Rennen gegangen, wurde mit viel Mumm von Peter Schiergen gesattelt. ‚Ich verstehe gar nicht, warum sie so hoch steht‘, hatte der hocherfolgreiche Asterbluete-Coach noch wenige Minuten vor dem Rennen auf der Tribuene gesagt, war voller Mumm auf die Top-Stute.
Auch wenn es nicht zum ganz grossen Coup reichte, lief Guadalupe ein gutes Rennen. Von Andreas Suborics auf Platz acht beordert, marschierte sie stets im Mitteltreffen.
Vorne machte der stark gewettete Ekraar das Tempo wesentlich moderater als noch vor einem Jahr, fuehrte mit anderthalb Laengen auch noch durch den Schlussbogen. Doch Frankie Dettori musste sich schon bald sputen, als die Konkurrenten naeherrueckten.
Ange Gabriel hatte stets eine gute Position, Thierry Jarnet ritt den Kaldouneeves-Schimmel mit sehr viel Vertrauen, wartete lange mit der alles entscheidenden Attacke.
Guadalupe hatte ziemlich weit aussen ebenfalls Anschluss. Erst als Ekraar auf dem letzten Stueck abbaute, wurde Ange Gabriel eingesetzt, hatte sofort alles unter Dach und Fach und flog zum Hong Kong Vase-Erfolg für Frankreich.
Fuer Besitzer-Familie Devin (auch Zuechter des spaeteren Hong Kong Cup Siegers Precision), die das Geschehen in unmittelbarer Naehe des Teams Peter Schiergen/Paul Harley zwischen Monitor und Bahn verfolgt hatte, war es nach dem Dubai Duty Free mit Terre A Terre ein weiterer grossartiger Triumph innerhalb dieses Jahres.
‚Wir greifen jetzt wieder in Dubai an‘, war der erste Kommentar aus dem Lager der Eigner und von Trainer Eric Libaud, einem der Aufsteiger schlechthin der internationalen Trainer-Garde.
Besitzer Henri Devin, dessen Haras du Mesnil auch als Züchter verantwortlich zeichnet, weiter: ‚Meine Großmutter hat die King George VI and Queen Elizabeth Diamond States 1961 mit Right Royal gewonnen. Ich würde es mir wünschen, dieses Rennen nun mit Ange Gabriel zu gewinnen.‘
Neben Dubai steht also auch Ascot auf der Agenda des Pferdes. ‚Er hat alles gemacht wonach ich gefragt habe und ist ein weltklasse Pferd. Ich bin sogar der Meinung, dass bei ihm noch Steigerung drin ist‘, so Jockey Thierry Jarnet.
48,5:10 gab es am Toto auf den Erfolg von Ange Gabriel, der nach zwei wichtigen Gruppe-Siegen in Frankreich (Grand Prix de Saint-Cloud (Gr.I) und Grand Prix de Paris) auf vielen Rechnungen gestanden hatte und nach 2400 Metern 8 Millionen HK-Dollar (ca. 1 Mio. Euro) kassierte.
Die ganz innen heranfliegende Aquarelliste (war in den Minuten vor dem Start doch noch gegenueber Ekraar zu circa 29:10 favorisiert worden) komplettierte den Frankreich-Triumph (nach Borgia-Bimbola 1999 das zweite France-Doppel in der Vase) eine dreiviertel Laenge hinter dem Sieger.
Der vermeintliche Starke-Ritt Cheers Hong Kong hatte keinerlei Chancen und endete unter dem fuer den am Vortag gestuerzten Champion zum Einsatz gekommenen Olivier Dolueze auf Platz Neun.
Falcon Flight (zuvor Dritter zu High Chaparal im Breeders` Cup) als Dritter schob sich ebenfalls noch an dem abbauenden Godolphin Vorjahreszweiten Ekraar vorbei, Polish Summer wurde Fuenfter vor Guadalupe. Turf-Deutschlands Klasselady hat also wieder ihr Bestes gegeben, hat sich ihren Wechsel in die Zucht mehr als verdient!